Vogelgrippe!
28.02.2006 um 09:35
Hier mal noch ein recht interessanter Artikel zum Thema:
Vogelgrippe-Virusvon der Seuchen-Insel?
Posted on Wednesday, February 22 @ 01:00:00 CET bywisnewski
Von Gerhard Wisnewski
Wie man weiß, und wie ich an andererStelle bereits berichtet habe, stellt die Quelle der Vogelgrippe-Infektion auf Rügen nochimmer ein großes Rätsel dar. Wie Ornithologen berichteten, ist die Vogelpopulation aufRügen im Winter im Grunde isoliert. Daher ist offen, wie und wo sich die Schwäneinfiziert haben könnten. "Unklar ist, wann und wie sich die auf der Insel Rügengefundenen Schwäne angesteckt haben. 'Dieses aktuelle Phänomen ist nicht zu erklären,denn es hat offensichtlich nichts mit dem Vogelzug zu tun', sagte der Leiter desWilhelmshavener Instituts für Vogelforschung, Franz Bairlein", berichtet dasHandelsblatt. Daß das Virus vielleicht schon länger da sein könnte, ist eine reineSpekulation: Denn für Vogelforscher Bairlein ist es ein Rätsel, "wieso möglicherweiseschon länger vorhandene Viren nicht schon im vergangenen Herbst entdeckt wurden", so dasHandelsblatt. "Damals seien tausende Vögel in Europa untersucht worden. 'Damals war H5N1nicht dabei, und jetzt ist es da. Dies ist ausgesprochen eigenartig'", wundert sich derMann. "Dafür haben wir kein Erklärungsszenario.“
Mal sehen, ob wir eins finden.
Zunächst mal: Eingeschleppt haben können die Schwäne das Virus auch nicht. DieSache ist nämlich die, daß kein Schwan aus irgendeinem Vogelgrippe-Gebiet nach Rügenfliegt und dort verhungert. "So einen kuriosen Einzelflieger gibt es nicht“, schloßBairlein einen Zusammenhang mit Zugvögeln als Infektionsquelle laut Handelsblatt aus."Die in Deutschland verbreiteten Höckerschwäne seien als Parkschwäne weitgehend sesshaft.'Nur die Sing- und Zwergschwäne sind arktische Zugvögel und überwintern hier.' In derArktis sei das Virus aber bislang nicht nachgewiesen."
Da ist guter Rat teuer:war das Vogelgrippe-Virus nun schon vorher da oder nicht? Und wenn ja, wo kam es nur her?Immer schön der Reihe nach.
Tatsächlich ist nun erwiesen: das Vogelgrippe-Viruswar wirklich schon vorher da. Und zwar auf der Insel Riems.
Soso. Und wo istüberhaupt die Insel Riems? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Selbstwenn Sie bei hotmaps.de die höchste Auflösung der Ostseeküste einstellen, werden Sie dieInsel Riems nicht finden. Und das liegt nicht an hotmaps.de, sondern an Riems. Denn dieInsel mißt nur etwa 1250 mal 300 Meter. Wenn Sie in der Nähe von Greifswald nach ihrsuchen, sehen Sie nordöstlich der Ortschaft Mesekenhagen nur einen unscheinbaren Buckel,der in den Greifswalder Bodden hinausreicht, ein bedeutender Lebensraum für Wasservögel,also auch Schwäne.
Keine eingezeichnete Straße, kein Ortsname weist darauf hin,daß sich hier die Insel Riems befindet. Diese Insel finden Sie erst, wenn Sie dieWebseite der Firma Riemser Arzneimittel durchsuchen. Die hat freundlicherweise eineAnfahrtskizze ins Netz gestellt. Und nun sehen Sie, daß der Buckel nordöstlich vonMesekenhagen gar kein Buckel ist, sondern daß er zum Teil aus einer Insel besteht,nämlich Riems. Und diese Insel liegt eben just an jenem Greifswalder Bodden, an dem auchdie so plötzlich von der Vogelgrippe heimgesuchte Insel Rügen liegt. Von Riems bis Rügensind es nur ein paar Kilometer.
Doch nachdem Sie die Insel Riems, auf der dasVogelgrippe-Virus nachweislich bereits seit längerer Zeit vorhanden ist, auf der Kartenun gefunden haben: Fahren Sie nicht hin. Jedenfalls nicht unangemeldet. Denn Sie kommennicht drauf. Die Insel ist dem Vernehmen nach für die Öffentlichkeit gesperrt, genau wiezu DDR-Zeiten. Damals hieß sie noch die "Seuchen-Insel". Heute befindet sich auf Riemsdas Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit, kurz FLI. JenesFriedrich-Loeffler-Institut, das sich seit Wochen mit der Diagnose der Vogelgrippe vonder benachbarten Insel Rügen hervortut, liegt ausgerechnet nur wenige Kilometer von Rügenentfernt, im südwestlichen Teil des Greifswalder Boddens. Zufälle gibts hier. Und nichtnur Zufälle, sondern eben auch das Vogelgrippe-Virus: "Hinter den Riemser Zäunen sindErreger der Vogelgrippe, einschließlich des Subtyps H5N1, bereits seit langem präsent",schrieb die netzeitung im Oktober 2005. Der NDR nannte Riems gar eine "Wahnsinnsinsel",weil hier in zahlreichen Hochsicherheitslabors hochinfektiöse Tierkrankheiten erforschtwerden, wie zum Beispiel die Vogelgrippe. "Die hoch gesicherte Virusbank enthält rund 500Virusstämme und -isolate von Rind, Schaf, Schwein oder Geflügel. Erst vor kurzem hattendie Forscher für die Tests mit einem neuartigen Marker-Impfstoff in den institutseigenenHochsicherheitsställen Hühner künstlich mit hoch pathogenen Vertretern des Erregersinfiziert", schrieb die netzeitung im Oktober 2005.
Soso.
Und genauüber die Köpfe dieser wackeren Forscher, "Über die Ostseeinsel Riems, wo der Hauptsitzdes Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hinter hohen Zäunen und Sicherheitstorenbeheimatet ist, ziehen derzeit Tausende von Wildgänsen, Schwänen und Kleinvögeln",schrieb damals die netzeitung. "Die seichten Boddengewässer zwischen den TouristeninselnRügen und Usedom sind ein Rastgebiet für die potenziellen Einträger der Vogelgrippe."
Sollten diese Vögel wirklich infiziert gewesen sein, trugen sie also quasiEulen nach Athen bzw. die Vogelgrippe in den Greifswalder Bodden und nach Rügen, denn diewar in der Gegend schon vorher da, und zwar in Riems. Die Vögel flogen auf ihrem Weg inden Greifswalder Bodden und nach Rügen direkt über die Labors von Riems, wo bereits dasVogelgrippe-Virus gedieh. Erstaunlich, wie?
Noch erstaunlicher ist, daß dieersten, in der zweiten Februarwoche 2006 mit dem Verdacht auf Vogelgrippe tot auf Rügengefundenen Schwäne zur Untersuchung nur ein paar Kilometer weiter ausgerechnet in dieLabors von Riems transportiert wurden, wo die Vogelgrippe sozusagen schon auf siewartete. Prompt wurde tatsächlich das Virus bei ihnen festgestellt. Genaugenommen könnensich die Rügener und Boddener Schwäne das Virus also auf zwei Wegen geholt haben: Beiihrem Weg über die Virusküchen des Friedrich-Loeffler-Instituts oder durch ihreNachbarschaft zu denselben. Oder erst in dem Moment, in dem sie tot dort angeliefertwurden.
Kein Mensch hätte sich wohl träumen lassen, daß die Vogelgrippe so baldin Deutschland ausbrechen würde, und dann auch noch bei den Höckerschwänen. Kein Mensch -bis auf die Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts. Die warnten nämlich schon seitWochen vor einem Ausbruch der Vogelgrippe in Deutschland und empfahlen die "Aufstallung"von Geflügel ab 1. März 2006. Nur: wer hätte gedacht, daß die Seuche ausgerechnet inihrer unmittelbaren Nachbarschaft ausbrechen würde?
Hier ein Auszug aus einemkleinen Vogelgrippe-Tagebuch der Riemser Vogelgrippe-Forscher, zusammengestellt aus denPressemitteilungen des Friedrich-Loeffler-Instituts (lesen Sie unbedingt auch "DasVogelgrippe-Tagebuch der 'Wahnsinnsinsel'" in der Abteilung Dokumentation):
Insel Riems, 14. Februar 2006. Der Nachweis von hoch pathogenem H5N1Geflügelpestvirus in Nigeria und Italien veranlasste das Friedrich-Loeffler-Institut(FLI) zu einer Neubewertung des Risikos der Einschleppung der Vogelgrippe nachDeutschland. Für über die Südwest- und Zentralroute aus den Brutgebieten im Frühjahr nachNorden ziehende Wildvögel stufte das FLI die Einschätzung von „gering“ auf „mäßig“ hoch.Weiterhin unklar bleibt die Situation in Italien und Slowenien mit bestätigten Funden vonhoch pathogenem H5N1 Virus und Verdachtsfällen. Eine Einschleppung des Virus durchWildvögel über kürzere Entfernung kann demnach aber ebenfalls nicht mehr ausgeschlossenwerden. Daher empfiehlt das FLI die Aufstallung des heimischen Geflügels zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
In den letzten Tagen meldeten einige europäische Länder,unter anderen Bulgarien, Italien und Slowenien, Nachweise oder Verdachtsfälle desGeflügelpestvirus H5N1 bei Wildvögeln, vor allem bei Höckerschwänen. (...) Ein Eintragdurch andere Wasservögel kann ebenso wenig ausgeschlossen werden wie eine Migration derSchwäne aus den Ausbruchsgebieten in Kroatien und dem Donaudelta. 'Offenbar scheinenSchwäne aber besonders empfindlich für das Virus zu sein und können als Indikatortiereangesehen werden', so Mettenleiter. Höckerschwäne sollten daher während desWildvogel-Monitorings im Frühjahr verstärkt beobachtet und vor allem kranke oder totaufgefundene Tiere in jedem Fall auf Infektionen mit Influenzaviren untersucht werden.
Jetzt wollen Sie sicher noch wissen, wie das Friedrich-Loeffler-Instituteigentlich ausgerechnet auf die einsame und kleine Insel Riems kam. Nein? Ich erzählsIhnen trotzdem: Der Gründer Friedrich Loeffler zog 1910 aus Sicherheitsgründen mit seinenLeuten hierher - und zwar nachdem er eine ganze Region bei Greifswald mit der Maul- undKlauenseuche infiziert hatte.
[www.fli.bund.de]
[www.netzeitung.de]
[www.spiegel.de]
[www.uni-protokolle.de]
N.E.S.A.R.A. NOW !
Absence of evidence is not evidence of absence
Ich leide nicht unter Realitätsverlust - ich genieße ihn!