@Kältezeit Jaa, Selbstbestimmung sollte schon bei der Verhütung vorliegen, zumindest sollte das so sein. In der Realität wird von dieser gewünschten Norm nur leider oft stark abgewichen. Schauen wir uns mal dazu deine Beispiele an:
Kältezeit schrieb:Wenn eine Frau billigend in Kauf nimmt, schwanger zu werden, obwohl es "der falsche Mann ist", "die Lebenssituation nicht passt", "ich zu jung bin" (alles schon gehört!) wie weit ist es dann mit der Selbstbestimmung?
1. Ob "es der falsche Mann ist", stellt sich häufig erst
nach dem ungeschützten GV resp. nach längerer Zeit in einer Beziehung heraus. Die betroffene Frau wird wohl freilich keine seherischen Fähigkeiten haben, um vorauszuahnen, dass der Partner den Beziehungseignungstest nicht bestehen wird. Insofern ist das schon mal keine Begründung für eine verkackte Verhütung. Im Vorfeld kann durchaus ein Kinderwunsch bestanden haben, der hinterher erst zerbrochen ist. Dein Beispiel lässt zu viele Möglichkeiten offen, um als Argument zu genügen.
2. Schon besser - die unpassende Lebenssituation sollte beiden Partnern im Normalfall schon vorher aufgefallen sein. Bleibt nur, dass die Schwangerschaft ein Unfall war. Allerdings stellt sich hier dann die Frage, wie es zu so was kommen kann, wenn beide in Sexualkunde aufgepasst haben. Ist also ein Argument.
3. "Zu jung"... ja, Unwissenheit schützt vor Schaden nicht, insofern selbst schuld. Was will man denn tun, um hier potentielle Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern? Ein Mindestalter für Sex? Es sollte klar sein, dass sehr junge Menschen die Tragweite einer Schwangerschaft nicht abschätzen können, häufig genug mit Identitätsproblemen hadern und gerne mal aus der kalten Lamäng handeln. Selbstbestimmung darf hier trotzdem nicht abgesprochen werden, um eigene Erfahrungen zu machen. Und im Extremfall gehört dann wohl auch die Abtreibung dazu. Immerhin kannst du davon ausgehen, dass die betroffene Frau den Fehler, eine mögliche Schwangerschaft auf die leichte Schulter zu nehmen, höchstwahrscheinlich nicht wiederholen wird.
Selbstbestimmung hört aber nunmal nicht mit der Schwangerschaft auf. Jeder Frau sollte die Option offengehalten werden, letztere auch abzubrechen, wenn es die Umstände verlangen.
Kältezeit schrieb:Die Selbstbestimmung der Frau, sollte nicht die Frage beantworten, ob sie ein Leben töten lässt oder nicht, sondern schon viel früher beginnen, nämlich mit der Frage, ob sie sich schwängern lässt oder nicht.
Oje, jetzt werd' doch nicht gleich so melodramatisch... Keine Frau treibt mit 'nem alles überstrahlenden Honigkuchengrinsen ab und schreit "Geil! Nochmaaal!". Ich denke, jeder Frau, die abtreibt, wird ihr Handeln bewusst sein, ohne, dass ein moralischer Fingerzeig nötig wäre.
;)Und die Entscheidung zur Abtreibung ist
je nach Umstand die rationalere Selbstbestimmungsaktion als die Entscheidung, schwanger zu werden. Wie vielen Paaren ist denn eigtl. klar, dass was passieren kann, wenn man ohne Gummi kachelt? Würde mich echt mal interessieren, denn ob der Beliebtheit von gefühlsechtem Sex ohne störende Schwanzbekleidung könnte man prinzipiell jedem Pärchen entweder wahlweise a) fehlende Selbstbestimmung, b) einen latenten Kinderwunsch c) grenzenlose Naivität oder d) alles zusammen unterstellen. Tut man das? Nö. Warum hier keinen Appell an die Selbstbestimmung, sondern erst dann, wenn der Schuss buchstäblich in's Schwarze getroffen hat?
So, und die bigotte Frage nach dem Töten von Leben kannst du auch den Spermien stellen, die bei jeder Verhütung umsonst sterben oder mit dem benutzten Pariser herzlos in die Tonne geworfen werden. Immer schön mit zweierlei Maß messen...
;)