Tripane schrieb:Also um ehrlich zu sein, das "Genie" habe ich bei ihm nie gesehen. Beim Wahnsinn tat ich mich da schon etwas leichter, wobei ich jetzt seine schauspielerischen Leistungen auch nicht abschließend bewerten will, denn mir fallen mit ihm im wesentlichen nur ein paar Italo Western und Edgar Wallace Krimis ein, die ja an sich schon als Genre ein klein wenig exzentrisch waren.
Ich habe vor Jahren dazu hier geschrieben:
"Weil die Filme der 50er und 60er unterhalten sollten und sonst nichts. In Edgar Wallace-Filmen oder Winnetou war er der Bösewicht, dem man alles zutraute, hatte dämlich-schmierig zu grinsen, scheiterte natürlich an den Guten und das wars. Keine Chance für einen differenzierten Charakter.
Und doch gibt es eine Perle aus dieser Zeit: Sein Kurzauftritt in Doktor Shiwago (1967). Eine Minute in einem Dreistunden-Film. Die Protagonisten werden per Zug nach Sibirien deportiert und harren ängstlich-besorgt der Dinge, die da kommen. Kinski spielt einen ebenfalls deportierten Anarchisten, als einziger in Ketten. Ist frech, aufmüpfig. Und dann sein großer Auftritt. Er schwingt diese Ketten und schreit: "Der einzige hier, der keine Ketten trägt, bin ich". Er hat Recht. Großes Kino."
In den Jahren vor seinem Tod bekam er seine Rolle als unangepasster Bösewicht und sein Privatleben offenbar nicht mehr getrennt. Ich kann mich noch an Fernsehauftritte erinnern die man nur als "bizarr" bezeichnen kann. Wahrscheinlich Anzeichen eines fortgeschrittenen geistigen Verfalls.
Zumindest in dieser Endzeit muß der Zusammenleben mit ihm eine Qual gewesen sein.