Liebe aus früherem Leben?
05.01.2006 um 07:59
@ tu
Ob man das Verlieben als Schuldzuweisung an sich sehen sollte, sei jedem selbst überlassen, doch im Grunde ist es schon so, daß man selbst der Wächter, oder die Wächterin seines Herzens ist, und somit darauf Acht geben sollte, wie man sich, und somit das Sensibelste, was man in sich trägt, bar aller Vernunft preisgibt, ja mehr noch, feil bietet.
Natürlich kann man aus schmerzhaften Erfahrungen derartige Schlüsse ziehen, und lernen, wie eine einseitige Liebe das eigene Selbstvertrauen untergräbt, im schlimmsten Fall wird ein Mensch zynisch und voller Neid sich grämen und
anderen missgönnen, was ihm nicht zuteil werden konnte, und wird sein Herz damit vergiften.
Die Liebe ist frei, doch um das zu verstehen, braucht man mehr, als nur das Wissen darum. Man muß sich kleiner zu machen lernen, erkennen, daß man die Liebe nicht fangen kann, und hoffen, daß die ersehnte Lichtgestalt, die es dann auch in jedem Fall der Liebe ist, wie man selbst von der Liebe gefangen wird.
Dieser negativ behaftete Ausdruck des Gefangenseins ist jedem Liebenden sehr gut bekannt, und er wird damit nur dann ein Problem haben, ist denn bereits
die Sehnsucht des eigenen Egos an ihre Stelle getreten.
Nebenbei bemerkt brauche ich immer 3 Jahre, um eine Trennung, auch wenn sie von mir ausgeht, zu überwinden und zu verarbeiten. Aber dies ist bei jedem verschieden.
Aber muss denn ein Herz auf ewig gebrochen sein?
Kann es nicht ein anderer Mensch irgendwann wieder zusammen fügen?
Meine Erfahrung lehrte mich, daß der Trennungsschmerz der Zeit des liebenden Herzens entsprach, wobei die Zeit als solche nur von Gewicht ist, wenn man sie
an den gemeinsam verbrachten Stunden, Minuten und Sekunden mißt.
Eine intensive, ein Jahr währende Beziehung, an der man sich Tag um Tag, und Stunde um Stunde sah und liebte, wird mancheiner erst in 5 Jahren verarbeitet und verdaut haben. Eine zehn Jahre währende Beziehung, in der die Partner sich jedoch kaum sahen, wird in etwa auch diese Zeit, nämlich zehn Jahre brauchen. Mit Wissenschaft hat diese "Volksweisheit" nichts zu tun, daher an dieser Stelle auch keinerlei Gewähr, doch überraschend, wenn man es für sich prüft.
Ein Herz muß mitnichten irgendetwas, und schon gar nicht auf ewig gebrochen sein.
Ein Herz ist für die Liebe geboren, und Teil von uns, auch wenn so mancher Romantiker meint, er selbst sei bloß ein unwürdiger Teil seines Herzens.
Verlieben kann sich ein Mensch hunderte Male, wahrlich lieben jedoch wird er
nicht so oft können, und würde er 100 Jahre alt.
Eine jede Trennung hinterläßt ihre Spuren, und diese sind nicht mit kleinen Kratzern zu vergleichen, welche man mit einem Wimpernschlag vergisst.
Bei einigen sind es tiefe Schluchten, die so unerwartet groß und gefährlich sein können, daß sie sich darin verlieren und Zeit ihres Lebens nicht wieder herauskommen können, obwohl auch in ihnen dann noch eine Sehnsucht brennt.
Die Narben die wir uns schlagen und schlagen lassen, sind Erfahrungen anderer Art, unermesslich in ihrer Größe und bereichernd zugleich. Wer diese Wege kennt und gegangen ist, und sich dann wieder mutig der Kopflosigkeit hingebend verliebt, mag ein Narr sein, doch ist er weise in seinem Wissen um die Schönheit und Unvergleichlichkeit der Liebe.
Der Preis will bezahlt sein, und so ist die Angst nicht nur eine Maßnahme der Vorsicht, sie ist auch ein Zittern des Herzens, welches einerseits im Kampf erprobt, andererseits verdammt ist, zu sein. Denn wie sonst kein ein Herz sich
lebendig fühlen, wenn nicht mit und in der Liebe, die auch ihr Tod sein kann.
Liebe kennt kein Alter, doch der Mensch kennt das Nein.
Mit jedem Nein geben wir unsere Feigheit zu, doch kein Herz will davon etwas wissen wollen und sich stets distanzieren, ist es doch gegen seine Natur,
bevormundet zu werden.
LG,
q.