Mit anderen Menschen in Kontakt treten. Wie?

was für eine Frage... schließlich kann das ganze keine Raketenwissenschaft sein. „Einfach“ in eine Bar gehen sich volllaufen lassen und schon findet man sich in einer geselligen Runde wieder. Oder doch direkt auf die Straße gehen und wild fremde Menschen anquatschen. Kann ja nicht so schwer sein. Oder?

Ein anderer Rat, den ich mir vor Jahren habe geben lassen: „Komm erst einmal mit dir selber klar“. Ein guter Rat. Nur wie merk ich, dass ich mich selbst ausstehen kann? Also klar: ich habe Hobbies, mein Weltbild ist so ziemlich gefestigt (aber nicht starr), hab auch Lust neues zu entdecken – ich habe gelernt, mit mir klarzukommen. Mit den Jahren, des alleine seins, hat sich leider auch eine gewisse Egozentrik manifestiert...

Mal von der Maxime der „Kontaktbeschränkungen“ ab. Dieser Zustand währt schon zwei Jahre. Und auch schon lange davor, hatte ich keine Kontakte. Insgesamt bin ich wohl schon 10 Jahre lang einsam. Nein, ich will kein Mitleid. Das wäre das letzte. Ich will auch kein Helfersyndrom auslösen! Vor diesen Reaktionen habe ich auch Angst, wenn ich dieses Thema offen anspreche. Niemand hat an meiner Situation Schuld. Schließlich kann ich nicht über einen Menschen Urteilen und behaupten, dass diese ignorant oder der gleichen wären. Ich lasse mich in der „Öffentlichkeit“ auch wenig sehen und eigentlich will ich keinem meine Situation erklären, wie gesagt. Auf der anderen Seite, will ich nur schwer glauben, dass ich ein schlechter Mensch bin.
Nein. Schuld kann/will ich keinem geben. Die Situation ist einfach gewachsen – ungewollt – wie ein Teufelskreis. Keine Freunde, keine Bekannten, keine Familie...

Dabei bin ich bereits schon erfolgreich aus einem Teufelskreis ausgebrochen. Aber irgendwie ist dieser ungleich schwerer zu bewältigen.

Ein weiteres Thema: zwar habe ich vielerlei Hobbies und Interessen Entwickelt aber an Orten wie Clubs, Bars oder Discos fühl ich mich Unwohl.

Ganz rational, unaufgeregt und wirklich für Anfänger gefragt, oder besser gesagt: für Menschen, wie mich, die das nie gelernt haben: wie tritt man mit anderen Menschen in Kontakt?

Wie gesagt, ich komm gut mit mir selber klar. Dennoch fehlt mir irgendwie die Nähe und Vertrautheit zu einem anderen Menschen... und ich würde das wirklich gerne Ändern.

@Negev
Das "in Kontakt treten" passiert quasi automatisch, so nach meinen Erfahrungen. Auf der Arbeit oder sonst wo, wo man mehr oder weniger regelmäßig Menschen trifft, erst recht, wenn es immer die gleichen Menschen sind.

Man babbelt, bzw. grüßt sich, babbelt mal kurz, mal länger usw. Ich empfinde es zum Beispiel so, dass Menschen andauernd und überall in Kontakt treten wollen, obwohl ich das gar nicht will oder brauche. Passiert schon allein wegen den Kötern.

Ich kann das nachvollziehen und möchte es auch gerne wissen. Meine Unsicherheit lässt mich auch nicht so leicht an gesellige Orte gehen wie Vereine etc.

Tinder hilft mir tatsächlich etwas. Ist aber auch nicht leicht, weil es mir schwerfällt, Kontakt per Schreiben auf Social Media zu halten.

Negev schrieb:Ein weiteres Thema: zwar habe ich vielerlei Hobbies und Interessen Entwickelt aber an Orten wie Clubs, Bars oder Discos fühl ich mich Unwohl.

Ganz rational, unaufgeregt und wirklich für Anfänger gefragt, oder besser gesagt: für Menschen, wie mich, die das nie gelernt haben: wie tritt man mit anderen Menschen in Kontakt?

Wie gesagt, ich komm gut mit mir selber klar. Dennoch fehlt mir irgendwie die Nähe und Vertrautheit zu einem anderen Menschen... und ich würde das wirklich gerne Ändern.

Wenn Clubs/Bars/Discos kein Ort für dich sind, einfach nicht aufsuchen.

Du sagst, du hast Hobbies - damit hast du vielen anderen "Kontaktlosen" viel voraus. (Wenn der Pandemiekram rum ist) schau nach Vereinen in deiner Gegend die dein Hobby bedienen. Du musst nicht sofort eintreten (finde ich persönlich furchtbar) aber es gibt bestimmt mal einen Tag der offenen Tür.


Wo man um Kontakte auch quasi nicht drumherum kommt sind Cafés (vielleicht ist das eine Alternative zu den Clubs und Bars) - wenn man regelmäßig dort ist hat man irgendwann automatisch Kontakt zu Personal und anderer Stammkundschaft. Darüber kann eine Kontaktkette auch verlängert werden.

Luminita schrieb:Tinder hilft mir tatsächlich etwas.

Dieses Thema ist durch...
Als Mann hat man da keine Chance... das oder... naja, ich würde nicht behaupten, das ich außerordentlich hässlich aussehe. Durchschnitt eben. Aber wie gesagt, ich glaube nicht mehr, das sowas wie Tinder (für mich) funktioniert.

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In der Vergangenen Woche war ich in einem Seminar. Dort war ich unter Gleichgesinnten - die ähnliche Vorstellung von Politik und Gesellschaft haben. Hat gut getan.

Aktuell mach ich eine Umschulung zum Fachinformatiker. Dennoch werd ich das Gefühl nicht los, das dass alles irgendwie... meine Situation nicht verbessert. Auch wenn ich dadurch tatsächlich zu einem Job komme (meine Erfahrung ist eben so, wie sie ist - was vielleicht auch mit meinen Sozialen (In-)Kompetenzen (die ich auch ernsthaft verbessern will) zu tun haben könnte) - ich bin dadurch noch lange nicht in einer sozialen Gruppe.

Vielleicht finde ich mich, in naher Zukunft, tatsächlich auf einem Kommunendorf-/hof in der Gärtnerei/Landwirtschaft. Wäre schon irgendwie cool... 😁

@Negev

Warum lädst Du nicht aus dem Umfeld, das Du schon hast, ein oder zwei der Menschen, mit denen Du Dich gut verstehst, mal zu einer Aktivität ein? Was das sein könnte, ist ganz individuell: Spaziergang, Einkaufen, Kaffee Trinken, bei der Tafel helfen, eine Kunstausstellung anschauen, oder Du redest über Filme und fragst ob jemand mit ins Kino will... Wenn Dir das zu viel ist, bring mal was zu Arbeit/Umschulung mit, oder schließ Dich Mittagsrunden an, essen muss ja jeder Mensch etwas.

Was eben zu den Personen, mit denen Du am ehesten auf einer Wellenlänge bist, passt.

In Discos oder Cafés habe ich auch noch nie Freunde gefunden, das war immer bei der Arbeit oder bei privaten Interessen. In Bars reißt man eher Männer auf ;-)

Schöner Thread! :)

Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich denke, dieses Problem haben so ziemlich alle Menschen, die schüchtern (und möglichicherweise zugleich introvertiert) sind. Dabei hat es mMn nichts damit zu tun, dass diese Menschen nicht ausreichend sozial kompatibel seien. Es fällt diesen Menschen einfach nur schwerer als anderen Menschen, neue Kontakte zu knüpfen. Auch sind sie vielleicht etwas wählerischer, was Bezugspersonen betrifft.

Ich habe einmal in einer Talkshow einen Rat gehört, der an Menschen mit dem von dir geschilderten Problem gerichtet war. Also Menschen, denen es eher schwer fällt, neue Kontakte zu knüpfen bei gleichzeitig wenig ausgebautem Freundes-/Bekannten-/Familienkreis. Es wurde gesagt, dass man am leichtesten aus seiner Lage heraus käme, wenn man Hilfe anbiete. D.h., wenn du mitbekommst, dass i-wo auf der Arbeit oder sonst jemand Hilfe braucht, z.B. bei einem Umzug oder sei es auch nur bei einer kleinen Aufgabe auf der Arbeit. Wenn man Hilfe anbietet, kommt man, finde ich, immer besonders leicht in Kontakt. Auf dieser geschaffenen Grundlage fällt es leichter, weitere "Fäden" zu spannen und mögliche Kontakte zu verfeinern und/oder auszuweiten.

Ich denke, wichtig ist zunächst einmal, eine solche Grundlage zu schaffen. Auf dieser Grundlage lässt sich dann alles weitere aufbauen. Natürlich braucht das seine Zeit. Aber wenn man es wirklich will und konsequent durchzieht, denke ich schon, dass man auf diese Weise mit der Zeit zu einem breiteren Bekanntenkreis kommt.

@Negev

Und schon haben wir uns kennen gelernt :D Was ich damit sagen will, Menschen lernt man oft dann kennen, wenn man gar nicht damit rechnet.
Ich persönlich hab die Erfahrung gemacht, dass der erste Schritt meistens ein nettes Lächeln ist. Wenn das Gegenüber das Lächeln erwidert, ist das die Basis um ein Gespräch zu beginnen. Egal ob in einer Bar, im Bus oder im Supermarkt. Klar, nicht aus jedem Lächeln wird ein Kontakt. Manchmal bleibt es einfach nur ein Lächeln, aber hin und wieder wird daraus mehr. Man muss sich nur überwinden und sich trauen, ein paar Worte zu sagen.

Negev schrieb:Ganz rational, unaufgeregt und wirklich für Anfänger gefragt, oder besser gesagt: für Menschen, wie mich, die das nie gelernt haben: wie tritt man mit anderen Menschen in Kontakt?

Eigentlich so, wie du es hier auch machst.^^
Es gibt halt Hobbys, die kann man alleine machen und welche, die nur mit anderen gehen.
Gleiche bei der Arbeit, allgemein alles, was irgendwie mit anderen Menschen zu tun hat.
Ich mach auch sehr gerne etwas alleine, aber natürlich findet man so niemanden.
Das kann ja auch durchaus der Sinn der Sache sein, wenn man keine Lust auf andere hat.

Aber wie sollen Menschen denn miteinander kooperieren, wenn die nicht in Kontakt zueinander stehen?
Geht gar nicht.
So lange lebt halt jeder neben den anderen wie ein Ding und schmollt oder erfreut sich alleine.
Wenn jemand sympathisch ist, merkt man das schon und wenn man Lust hat fragt man dann halt nach weiteren Aktivitäten.
Daher ist es doch eigentlich einfach: Aktivitäten die nur mit anderen gehen und manchmal ergibt sich dann halt mehr daraus.

Ich grüße hier bei mir immer die Nachbarn. Mit der Zeit ergeben sich kleine Gespräche daraus. Das ist ein gutes Übungsfeld für weitere Kontaktaufnahmen

Sehr interessant das Thema,
Die Einsamkeit kenn ich auch gut .
Ich gehöre einer sozialen Randgruppen an und mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen ist aufgrund der Kleidung schon schwer .damit meine ich nicht das ich aussehe wie ein Obdachloser..
Wir leben in einer schwierigen Zeit ,viele Menschen urteilen sehr oberflächlich und diejenigen die es nicht tun sind mir ,aufgrund Intellekt Intelligenz,so hauchhos überlegen das es mich einschüchtert.
Da bleibe ich dann lieber zu Hause und setz mich vor den Fernseher.
Wahrscheinlich bemerkt mein Nachbar nach wochen irgendwann diesen penetran Gestank der von meiner Wohnung ausgeht...

Ooooohhh , das ist jetzt aber ein persönliches Problem.

Auch ein Arbeitsloser kann seine Wohnung sauber halten. Ich kann mich waschen und saubere Kleidung tragen.

Es gibt heutzutage so manche Freaks die laufen Urkomisch herum.

Walkingbird schrieb:Ooooohhh , das ist jetzt aber ein persönliches Problem.

Auch ein Arbeitsloser kann seine Wohnung sauber halten. Ich kann mich waschen und saubere Kleidung tragen.

Es gibt heutzutage so manche Freaks die laufen Urkomisch herum.

es war wohl eher gemeint, dass erst bemerkt würde, dass er/sie tot ist, wenn es stinkt. Also die Leiche, Verwesung und so.

Negev schrieb:Vielleicht finde ich mich, in naher Zukunft, tatsächlich auf einem Kommunendorf-/hof in der Gärtnerei/Landwirtschaft. Wäre schon irgendwie cool...

Sowas in der Art, oder?

https://stadtgut-blankenfelde.de/das-stadtgut/das-stadtgut/

Keine Ahnung, ob du ein Stadtbewohner bist, aber sicher ist auch eine gute Möglichkeit Kontakte zu knüpfen, so nachbarschaftliche Seiten zu besuchen, auf welchen gemeinsame Tagesausflüge, Wanderungen etc. veranstaltet werden. Meistens sind dort auch Leute, die zum ersten Mal dabei sind. Es vermischt sich...

hallo @Negev

ich hab einen guten tipp für dich: setz dich mal irgendwo alleine hin, auf eine bank oder so, und tu so als würdest du deine ruhe haben wollen. vielleicht dabei noch bisschen nachdenklich gucken oder so. du glaubst gar nicht wie viele menschen es gibt, die dann von sich aus ankommen und dich anquatschen. :-)

In meinen "Wanderjahren", in denen ich berufsbedingt ziemlich oft den Wohnort wechseln musste, mich (und meine kleine Tochter) jedesmal neu integrieren musste, habe ich geguckt, wo ich mich einbringen kann. Das reichte von Nachbarschaftshilfe über ehrenamtliches Engagement, Mitgliedschaft in Vereinen, Bürgerinitiativen, Parteien bis hin zum Elternbeirat in Kita bzw. Schule. Ergänzt wurde das dann durch berufliche Kontakte, und so knüpfte sich langsam aber sicher ein soziales Netz. Tja, und dann mussten wir wieder umziehen und von vorne beginnen.

Subway schrieb:Es wurde gesagt, dass man am leichtesten aus seiner Lage heraus käme, wenn man Hilfe anbiete

Das stimmt wohl. Gerade jetzt in der Pandemiezeit ist es vllt. sinnlos dir zu einem Verein deiner Wahl zu raten - allerdings sind ehrenamtliche Tätigkeiten immer in der Unterzahl, was helfende Hände betrifft. Hospize, Kältebusse, bei der Tafel oder Arche mithelfen ist nicht nur eine gute Sache für Bedürftige und der Gesellschaft, sondern stärkt auch dein Selbstvertrauen und steigert deine sozialen Kontakte. Und! Da dort überwiegend Frauen mitwirken (die von Natur aus schon empathischer sind) hast du vielleicht dann auch nicht nur eine Freundin, sondern Frau fürs Leben gefunden ;) @Negev

Subway schrieb:Es wurde gesagt, dass man am leichtesten aus seiner Lage heraus käme, wenn man Hilfe anbiete.

Dieser Tipp ist in meinen Augen mit Vorsicht zu genießen. Dadurch hatte ich mal ein paar Kontakte, die sich aber nur dann mal bei mir gerührt haben, wenn ich ihnen wieder helfen sollte. Sonst war von selbst von denen nie etwas zu hören.

Das wüsste ich auch gern. Ich gehe selten raus was das ganze schon schwieriger macht. Aber dann auch nur zum einkaufen oder so da kommt man mit niemanden in Kontakt. Ich komme mir komisch und bemitleidenswert rüber iwie obwohl es das gar nicht ist wenn ich alleine zum See laufen möchte oder in den Park .Bin da total unsicher. Würde gerne neue Leute kennenlernen aber habe keine Ahnung wie . Ich lächle einfach nicht oft. Sieht man mit den Masken eh nicht mehr. Ich rede nicht viel und man sagte mir oft ich wirke unnahbar und arrogant . Keine Ahnung die Menschen mögen mich einfach nicht aber ich kann mich mit der Einsamkeit leider nicht abfinden . Da spielen soziale Ängste auch eine Rolle so wie die Angst auf Ablehnung zu stoßen.

@Negev
Was soll denn das Ziel sein? Zwischen dem Wunsch, einem Menschen emotional oder gar romantisch nah sein zu wollen oder "nur" kommunikativ sein zu wollen, kann ja eine erhebliche Diskrepanz bestehen. Vielleicht nimmst du dir bei deinen Kontaktversuchen zu viel vor und bekommst am Ende weder eine interessante Kommunikation, noch die Möglichkeit, eine tiefergehende Beziehung oder so was in der Art aufbauen zu können.