Zenit/Stillstand - Wie ich mein Leben zerstöre
01.12.2005 um 20:10
Hi deadpoet,
Zuerst möchte ich mich den Stimmen anschliessen die meinen, dass du entweder bereits unter einer Depression leidest, oder geradewegs auf eine zusteuerst, wobei es sich aber auch um depressive Symptome handeln kann, die nicht zwangsläufig mit einer Depression einhergehen müssen.
Ich kenne solche Lebensphasen und denke sogar, dass sie nicht ohne Grund passieren und uns, so wir sie denn als Prüfung erkennen und annehmen, hinterher gestärkter hervorgehen lassen. Im Jahre 2002 erkrankte ich durch gewisse Umstände in meinem privaten Umfeld an einer psychosomatischen Störung, sprich, meine Seele wollte einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher, die Symptome waren sehr vielfältig und sind es bis heute noch; als mir dieses nach hunderten von Ärztebesuchen halbwegs diagnostiziert wurde, fing ich auch an, immer mehr in eine tiefe Depression abzusinken, da ich mit meiner Lage und den schlimmen Geschehnissen um mich herum einfach nicht mehr klarkam, ich fiel immer weiter, hatte kein Interesse an gar nichts mehr, fühlte mich vollkommen alleingelassen und sah das Leben im Grunde genommen nur noch als ein einziges qualvolles Dasein voller Leid an. Die Tage verbrachte ich mit apathischem Herumsitzen, weinen und lauter werdenden Selbstmordgedanken, schaute man mir zu dieser Zeit in die Augen, so schien es, als wäre das Leben darin fast erloschen.
Ich wurde an einen weiteren Arzt verwiesen, der mir prompt erstmal starke Antidepressiva mit sedativen Eigenschaften verschrieb, welche ich nahm und kurz darauf einfach wegkippte; diese Wirkung war mir eindeutig zu hart und ich setzte die Dinger wieder ab. Doch irgendwas war auf einmal in mir passiert, ich kann mir bis heute nicht so recht erklären, was dies eigentlich war, aber auf eimal spürte ich wieder -wenn auch nur als Ahnung- so etwas wie einen Lebenswillen in mir, ich begann, mich intensiver mit mir selber, meinem Inneren auseinanderzusetzen und begriff nach einiger Zeit, dass es mit mir nur so weit gekommen war, weil ich mein Leben bislang immer mehr gegen mein eigentliches Wesen gelebt hatte und nun die Quittung erhalten hatte.
Dir in solch einer Situation einen vernünftigen Rat zu geben, ist einfacher daher gesagt als auch tatsächlich getan, denn reden kann man viel, doch das Entscheidende ist, ob das Gesagte auch bei dir ankommt und in dich aufgenommen wird, denn der allererste Impuls zu einer Besserung muss immer von einem selber ausgehen, ansonsten wäre jede Behandlung nur wie das Nachfüllen der Batterien in einen Roboter, weisst du wie ich das meine?
Ich würde dir raten, in dich zu gehen und dein Leben grundlegend zu überdenken, dir klar zu werden, was du wirklich willst, was dich glücklich macht und was du erstmal in nächster Zeit erreichen willst -das wäre in diesem Fall der gesundheitliche Aspekt. Lass dich dabei nicht von erhobenen Zeigefingern beeinflussen, sondern werde dir klar, was DU möchtest und wie du dir auch selber helfen könntest. Mir zum Beispiel hat es geholfen, meine Gefühle niederzuschreiben, das tue ich bis heute und es ist mir ein gutes Ventil geworden; aber ein jeder hat da für sich andere Methoden, nur ist es einfach wichtig, sich Kanäle zu suchen, denn eine Depression ist auch angestaute, falsch verwendete Energie welche wieder zum fliessen gebracht werden will.
Dann würde ich dir auch raten, dich einmal mit einem Psychologen oder Psychiater vertraut zu machen, lasse dir dabei aber Zeit und probiere eventuell auch mehrere aus, falls du dich zu einer Therapie (das klingt immer so unschön, aber im Grunde darfst du dir dabei einfach die Dinge vom Herzen reden) entscheidest, darfst du wirklich nur jemanden aufsuchen, bei welchem du dich wohl und verstanden fühlst.
Ich wünsche dir, dass du einen Weg finden wirst, viel Mut und Kraft hast!
Alles Gute :)
Wer nur Stroh im Kopf hat, sollte sich vor dem Funken der Wahrheit in acht nehmen.