@einmensch<" ob man diese menschen wirklich aufklären kann, auch die hier in der westlichen welt leben, bezweifel ich. diese menschen halten zu sehr fest an ihren tradtionen.">
In Sachen Mädchenverstümmelung hatte der bekannte Survivalspezialist Rüdiger Nehberg kürzlich einen großen Erfolg zu verzeichnen. Es gelang ihm die Stammesältesten und die Frauen einer ganzen Region freiwillig den Verzicht auf diese barbarische Unsitte zu beschwören und feierlich zu unterzeichnen.
Auszug aus:
http://www.daserste.de/abenteurer/dschungellaeufer_interview.asp (Archiv-Version vom 06.02.2005)hr größter Wunsch im Kampf gegen die Verstümmelung?
Nehberg:
Meine Vision: Den Brauch symbolisch mit einem Weltfestival zwischen den Pyramiden zu beerdigen, weil er dort entstanden ist. Man spricht auch von pharaonischer Verstümmelung und das Ritual wird dann symbolisch wieder zu den Pharaonen in die Gräber gepackt.
Mir schwebt vor, die UNO einzuladen, Kofi Annan, der würde bei einem so wichtigen Anlass auch bestimmt kommen, 'Wüstenblume' Waris Dirie, sämtliche akkreditierten Botschafter von Kairo. Sting hat gesagt, er würde mir ein Lied schreiben und dort aus der Taufe heben. Für diese Dimension müsste ich allerdings eine Firma finden, die mit Ägypten wirtschaftlich verbunden ist und die die ganze Logistik und die Planung bezahlt und durchführt. Das wäre zuviel für meinen kleinen Verein.
Sie konnten mit der 'Wüstenkonferenz' erste große Erfolge im Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung erzielen.
Wie ist Ihnen das gelungen?
Ich bin niemand, der in seiner heimatlichen Religion verhaftet wäre, ich bin mit 16 Jahren aus der Kirche ausgetreten, weil mir Anspruch und Wirklichkeit zu sehr auseinander klafften und ich habe das auch bei anderen Religionen nicht gefunden – so bin ich immer Neutrum geblieben. Aber das Neutrum hilft mir jetzt, auch mit dem Islam ins Gespräch zu kommen.
Ich hatte zunächst irre Ideen, wollte zum Beispiel nachts ferngesteuert Diafilme auf Moschee-Wände werfen und viele andere Dinge, die habe ich dann plötzlich in die Schublade packen können, weil eine alte Regel von Greenpeace ist: Bevor du rummotzt, musst du erst einmal fragen, wie man deine Idee findet. Und dann habe ich mich mit dem Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime getroffen und der war völlig offen und dafür und hat mich beraten. Hat mir einen super Dolmetscher gegeben, der mir entsprechende Stellen aus dem Koran gesucht hast, wo es heißt, Gott hat den Menschen perfekt geschaffen, mit andern Worten: Man muss es nicht noch mal besser wissen als der Schöpfer und an Frauen rumpfuschen. Also kann man Beschneidung als Diskriminierung des Islam auslegen. Diese Argumentation ist eine unschlagbare Waffe.
Und die verbale 'Waffe' hat gewirkt?
Der Tag, an dem das Volk der 'Afar' mit sagenhaften 100 Prozent Zustimmung die Beschneidung abgeschafft hat, war der tollste Tag in meinem Leben. Ich hatte schon viele tolle Tage, ob ich Überfälle überlebt habe oder das erste Mal mit dem Tretboot über den Atlantik gekommen und in Brasilien angekommen bin, aber das war das tollste, weil das ein 3,5 Millionen-Volk ist, das der Verstümmelung schlagartig von dem Tage an entsagt hat und das wirklich verbindlich in das Stammesgesetz geschrieben hat. Von Hand vom Sultan versiegelt, vom obersten Richter sogar forciert und auch unterschrieben. Jetzt, nach einem Jahr, hat die Kontrolle ergeben, dass kein neuer Fall bekannt geworden ist.
Es gab auch vier sehr mutige Frauen, die auch bei der Konferenz ihren Mund aufgemacht haben, was eine Sensation ist, wenn eine Frau plötzlich über sexuelle Dinge redet. Selbst die hatten von keiner weiteren Verstümmelung gehört und denen glaube ich 100-prozentig.
Wie geht es weiter?
Wir schicken jetzt einen Krankenwagen mit zwei Ärztinnen in die Wüste, die die Mädchen medizinisch behandeln. Das war unser Dankeschön, für den Mut, mit solchen alten Traditionen als erste zu brechen und das ins Stammesgesetz aufzunehmen. Man muss wissen, dass diese Gesetze viel verbindlicher sind - im Gegensatz zum Landesgesetz, fern weg in Adis Abeba beschlossen.
"Wir wissen heute, daß der Mond nachweislich nicht vorhanden ist, wenn niemand hinsieht."
David Mermin