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Selbsteinweisung

42 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Therapie, Einweisung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Selbsteinweisung

15.05.2023 um 19:16
Hallo Leute,

Wie der Titel schon erahnen lässt, spiele ich seit einigen Tagen mit dem Gedanken mich selbst einweisen zu lassen.
Ich bin zur Zeit dauer gestreßt durch meine lieben Nachbarn, meine Suche nach nen Therapieplatz zieht sich jetzt schon gute 6 Monate hin, bin depressiv und habe das Gefühl kurz vor nen Burnout zu stehen.

Wie läuft das ab?
Was für Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Kann ich mich wirklich jederzeit immer selbst entlassen lassen?

Was sind eure Erfahrungen damit?

Ich möchte halt eine Entscheidungshilfe.


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Selbsteinweisung

15.05.2023 um 19:49
@BerlinerLuft
Zuerst einmal finde ich es super, dass Du diese Selbsteinschätzung aufbringt und Du anscheinend erkannt hast, dass Du Hilfe brauchst. Häufig ist das eben der Punkt, den viele nicht erkennen und so immer tiefer in ein Loch geraten.

Vom Grundsatz her kannst Du Dich am einfachsten von Deinem Hausarzt einweisen lassen. Es sei denn natürlich es pressiert Dich so enorm, dass Du selbst diese Zeit gerade nicht hast.
Horche in Dich hinein und wenn Du sagst, es muss nicht gleich heute Abend sein, dann gehe direkt morgen zum Hausarzt und sprich mit ihm. Wenn er für Dich direkt in der Psychiatrie anruft, geht es noch viel unkomplizierter.
Ansonsten geht es auch ohne Einweisung. In der Klinik anrufen und nach Möglichkeit mit einem diensthabenden Arzt sprechen und schildern in welcher Situation Du Dich befindest. Wichtig der Hinweis auf das Gefühl eines bevorstehenden Zusammenbruchs. Normalerweise kannst Du dann zeitnah dahin, bei etwaigen Suizidgedanken natürlich auf jeden Fall.
Wenn Du Dich freiwillig in die Klinik begibst, kannst Du diese natürlich jederzeit wieder verlassen. Ein guter Arzt erkennt aber auch, was Du brauchst. Einen längeren Aufenthalt oder vielleicht würde Dir auch eine Tagesklinik weiterhelfen.
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du was passendes findest.
Ja, persönliche Erfahrungen...ich habe jahrelang beruflich fast täglich Kontakt zu den Ärzten in den Kliniken gehabt und bin wirklich meist auf Personen getroffen, mit denen man sofort gut reden konnte und die viel Verständnis für psychische Ausnahmesituationen haben.
Ich habe oft angerufen im Rahmen eines Einsatzes und nachgefragt, ob wir jemanden schicken können, der freiwillig in Behandlung möchte. Es wurde eigentlich immer bejaht.
Privat hab ich mal mitten in der Nacht einen Freund in die Klinik gebracht, das lief auch unkompliziert. Und einen Bekannten habe ich, der fast 6 Monate in der Tagesklinik war, ihm hat das enorm geholfen, er hat mit dieser Hilfe sein ganzes Leben umgekrempelt.


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15.05.2023 um 20:15
Als letztes Jahr im November meine Katze plötzlich gestorben ist, musste ich mich auch einweisen lassen. Ich lebe in Berlin, weiß jetzt nicht wie es woanders ist. Aber ich bin einfach zur Notaufnahme und wurde direkt auf die entsprechende Station gebracht. Du kannst dich jederzeit selbst entlassen. Das geht nur nicht, wenn ein richterlicher Beschluss besteht und du wegen Auflagen dort drin bist. Nach 8 Tagen habe ich mich selbst entlassen, es gibt natürlich noch ein ärztliches Gespräch, aber niemand kann dich zwingen dort zu bleiben. Mir hat es sehr geholfen.


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15.05.2023 um 20:23
@BerlinerLuft

Respekt für diese Fähigkeit zur Selbstreflexion. Im Zweifel: Probier es aus. Vielen hilft es in einer akuten Situation und oft findest du dadurch im Anschluss schneller einen Platz für einen ambulanten Therapieplatz, so ist das jedenfalls hier in der Gegend. Wenn es gar nicht mehr geht, wie @Ophelias schon schrieb ab zur Notaufnahme, ansonsten zum Hausarzt und die Lage schildern.
Persönlich konnte ich aus meinen Klinikaufenthalten immer das ein oder andere mitnehmen, und einen Ansatz bekommen, was im Alltag hilft. Gehen kannst du jederzeit, falls es dir nicht zusagen sollte, von Ausnahmefällen abgesehen.


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15.05.2023 um 20:38
Ich würde direkt zum Hausarzt gehen und mit ihm reden, wenn es ein guter Arzt ist verschreibt er dir etwas und gibt dir eine direkte Überweisung.

Ohne kannst du es aber auch versuchen kann aber gut sein das die dich wieder wegschicken da seit Corona sich einiges "angestaut" hat und es kann sein das die wirklich etwas filtern


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15.05.2023 um 20:48
@Jeba hat es ja eigentlich schon gut zusammengefasst.
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Wie läuft das ab?
Bei der Einweisung wirst du zuerst nochmal ein Gespräch mit einem Arzt führen. Der Standardfragen zur gesundheitlichen Vergangenheit, als auch zur jetzigen Situation stellt und dich in allen offenen Fragen beraten kann, als auch Unterschriften verlangt. Du bekommst ein Bett zugewiesen, was je nach Versicherungslage auch mal variieren kann, wirst gefragt ob du Hunger hast, und kannst deine Sachen verstauen. Oft werden im Laufe des ganzen Aufenthalts verschiedene Fragenbögen ausgefüllt, Ergo - sowie Physiotherapie angeboten, Sitzungen mit Psychologen einzeln als auch für gezielte psychoedukation Gruppensitzungen angeboten. Je nachdem wie deine Verfassung ist, wird man dir nahe legen dich medikamentös einstellen zu dürfen. Ist aber auch möglich darauf zu verzichten.
Kannst aber auch nach kurzfristigen Medikamenten fragen, falls du zu sehr innerlich durchwühlt bist und man wird dir etwas geben sofern es mit dem Arzt abgesprochen ist.
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Was für Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Es sollte schon eine gewisse Dringlichkeit haben, da die Psychiatrien oft nahe an der Auslastung sind. Zumal du dir bewusst sein solltest, dass man bei diesem Aufenthalt Menschen begegnet, die auch härtere psychische Leiden haben und dies wiederum alleine durch den Anblick, auch auf die eigene Psyche bei manchen schlagen kann. Falls du keine Gefahr für andere oder dich selbst bist, wirst du in einen offenen Bereich eingewiesen. Falls in der Klinik vorhanden, und du eine Gefahr für dich selbst oder andere wärst, würdest du in einen geschlossenen Bereich eingewiesen werden, bei dem intensiver ein Schutz gewährleistet wird.
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Kann ich mich wirklich jederzeit immer selbst entlassen lassen?
Wie schon hier erwähnt, im Regelfall ja.


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16.05.2023 um 04:23
Ich danke euch allen für eure Zeilen.

Ich werde das heute mit der Physiologin meiner Maßnahme Bereden.

Werde euch auf den laufenden halten.


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16.05.2023 um 09:46
@BerlinerLuft
Alles Gute und halt die Ohren steif!


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16.05.2023 um 18:22
@all
Nochmals danke für eure Beiträge und Anteilnahme.

Von meinen Hausarzt hab ich jetzt eine Überweisung mit den Hinweis Dringlichkeit bekommen.

Deswegen bin ich mit der Psychologin so verblieben das wir mit der Therapieplatz suche erstmal weiter machen und ich im Extremfall in die psychiatrische Notaufnahme gehe.

Ich bin ein absolutes Gewohnheitstier und darum wäre stationär auch nur das letzte mittel für mich gerade.


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16.05.2023 um 18:36
Du hast von deinem Hausarzt eine Überweisung zu der Psychologin bekommen, mit der du sowieso bereits über die Maßnahme Kontakt hattest?
Oder hast Du eine Einweisung bekommen?


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16.05.2023 um 22:05
@Transistor

Es ist so, ich bin zur Zeit in einer Aktivierungsmaßnahme und bei dieser steht uns psychologische Betreuung zur Seite.
Diese Psychologen dürfen aber nicht Diagnostizieren und Therapieren.

Sie sind also nur zum Reden und zur Unterstützung der Auswahl der Therapie und der Suche nach Plätzen dafür.

Die Überweisung habe ich von meinen Hausarzt.
Mit dieser Überweisung können Frau V. (die Psychologin meiner Maßnahme) und ich jetzt über privat und dem Kostenerstattungsverfahren nach nen Platz suchen.

Hoffe das ist verständlich geschrieben.


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17.05.2023 um 08:29
@BerlinerLuft
Ja, jetzt hab ichs kapiert. Danke und viel Erfolg.


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17.05.2023 um 14:16
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Ich bin zur Zeit dauer gestreßt durch meine lieben Nachbarn, meine Suche nach nen Therapieplatz zieht sich jetzt schon gute 6 Monate hin, bin depressiv und habe das Gefühl kurz vor nen Burnout zu stehen.
Was genau versprichst du dir von einer stationären Aufnahme?


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17.05.2023 um 16:45
Ich drücke dir die Daumen dass Du schnell einen Therapeuten findest mit dem es auch harmoniert. Die ganze Suche ist unglaublich kräftezehrend, alleine die Kontaktaufnahme. Ich bin durch Beziehungen zu meinen beiden Therapeutinnen gekommen... Höre auf jeden Fall auf dein Bauchgefühl.
Was hält deine Psychologin von einer stationären Aufnahme, findet sie diese sinnvoll in deiner Situation?
Hier bei uns kann man in akuten Situationen auch ins Uniklinikum fahren, sagte mir meine Hausärztin so.


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17.05.2023 um 17:13
Zitat von paxitopaxito schrieb:Was genau versprichst du dir von einer stationären Aufnahme?
Abstand von meinen Belastungen, Ruhe zur weiteren reflektieren und eine professionelle Diagnose.
Zitat von HerbstkindHerbstkind schrieb:Ich drücke dir die Daumen dass Du schnell einen Therapeuten findest mit dem es auch harmoniert. Die ganze Suche ist unglaublich kräftezehrend, alleine die Kontaktaufnahme.
Dankeschön.
Kann ich alles leider nur bestätigen.
Den ganzen Krieg mit der AOK ganz zu schweigen.
Zitat von HerbstkindHerbstkind schrieb:Was hält deine Psychologin von einer stationären Aufnahme, findet sie diese sinnvoll in deiner Situation?
Sie hatte das auch schon im Kopf bei mir und auch schon mal erwähnt.
Aber nicht als konkrete Maßnahme ausgesprochen, denn sowas muss von einen selbst kommen.

Also ja einen Sinn dabei sieht sie schon bei mir.


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17.05.2023 um 17:21
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Den ganzen Krieg mit der AOK ganz zu schweigen.
Meine Therapeutin sagte mir auch dass es in bestimmten Fällen je nach Bearbeiter Probleme bei der Genehmigung gibt. Unglaublich, da geht's einem oft eh schon dreckig genug und dann noch sowas.
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Also ja einen Sinn dabei sieht sie schon bei mir.
Du kannst es dir ja als Option im Hinterkopf behalten, vielleicht freundest Du dich ja noch damit an oder weißt eben, dass es (erstmal) nichts für dich ist.


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17.05.2023 um 17:44
Zitat von HerbstkindHerbstkind schrieb:Meine Therapeutin sagte mir auch dass es in bestimmten Fällen je nach Bearbeiter Probleme bei der Genehmigung gibt. Unglaublich, da geht's einem oft eh schon dreckig genug und dann noch sowas.
Es fängt schon bei der fehlenden Transparenz zum Kostenerstattungsverfahren an.
Ich bin bei der AOK Nord-Ost und die Zuständigkeit der Dokumentation wird einfach mir zugeschustert.
Die Formulare zum Kostenerstattungsverfahren soll der Therapeut ausfüllen und bei meinen Erstgesprächen wurde mir gesagt, die Dokumente dafür muss ich von der AOK beantragen, die AOK sagt mir aber nee diese Dokumente haben die Therapeuten.
Zitat von HerbstkindHerbstkind schrieb:Du kannst es dir ja als Option im Hinterkopf behalten, vielleicht freundest Du dich ja noch damit an
Genau so sind wir jetzt erstmal auch verblieben.

Wir haben es heute über die 116117 mit Hilfe der Überweisung vom Hausarzt geschafft für nächsten Montag einen Termin für eine Sprechstunde zu bekommen.


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17.05.2023 um 17:58
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Wir haben es heute über die 116117 mit Hilfe der Überweisung vom Hausarzt geschafft für nächsten Montag einen Termin für eine Sprechstunde zu bekommen.
Na das ist doch mal ein Fortschritt 👍🏻

Darf ich fragen wie das dann mit deiner Psychologin abläuft, wird sie dann Schritt für Schritt informiert?
Ich kenne es einfach "nur" wenn man hin und wieder zum Psychologen geht, gerade wenn man begleitend eine medikamentöse Behandlung erhält.


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17.05.2023 um 18:08
Zitat von HerbstkindHerbstkind schrieb:Darf ich fragen wie das dann mit deiner Psychologin abläuft, wird sie dann Schritt für Schritt informiert?
Klar darfste Fragen.

Erstmal, es ist nicht meine Psychologin.
Frau V. ist die psychologische Betreuung in meiner Maßnahme.
Zu deiner Frage. Das kommt ganz auf mich an. Sie erfährt nur soviel wie ich bereit bin mit ihr zu teilen.
Aber ich habe die Einsicht das ich Hilfe brauche und sehe absolute Transparenz deswegen als notwendig an.
Also ja sie wird Schritt für Schritt informiert von mir.


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17.05.2023 um 18:18
Zitat von BerlinerLuftBerlinerLuft schrieb:Wir haben es heute über die 116117 mit Hilfe der Überweisung vom Hausarzt geschafft für nächsten Montag einen Termin für eine Sprechstunde zu bekommen.
Versprich dir davon nicht zu viel. Das ist eine Überweisung mit 95001B oder 95001A (vermutlich aber B); heißt im Klartext die behandelnde Therapeut bekommt eine sehr lohnenswerte Vergütung für das Erstgespräch. Dafür halten die grundsätzlich Zeiten frei.
Das bedeutet aber ausdrücklich nicht, dass du einen dauerhaften Therapieplatz hast, nur eine erste in Augenscheinnahme um festzustellen wie dringlich es ist. Die weitere Therapie wird dann auch nicht extra vergütet. Aber immerhin, du hast einen Fuß in der Tür bei einem Therapeuten.
Ich hab das Spiel oft genug durch (aus der Sicht des Hausarztes) und wir bekommen teilweise selbst Fälle die wir für ernsthaft bedrohlich behalten nicht dauerhaft unter. Ist leider ein Trauerspiel, vielleicht ist das in Berlin besser, aber nach dem was du und andere so schreiben sieht es nicht so aus.


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