EnyaVanBran schrieb: Ja, die Sache mit dem Obdachlosen zeigt, dass Gutmütigkeit leider viel zu oft ausgenutzt wird. Egal ob im RL oder online. Von daher bin ich ein eher skeptischer Mensch, zum einen was spontane Hilfe Fremden gegenüber betrifft, aber auch bei dem, was ich über mich preis gebe.
Ja, ich bin da auch oft hin- und her gerissen, weil ich auch die andere Seite kenne. Ich habe mein Studium selbst finanziert - zu einer Zeit, wo es noch keinen Mindestlohn gab und auch kein Fachkräftemangel im Niedriglohnsektor: Es war mitunter sehr eng und auch nicht immer einfach, Zeitanspruch fürs Studium und Zeit fürs Jobben unter einen Hut zu bekommen. Es war einmal so, dass ich finanziell einige Tage vor Monatsende total abgebrannt war - da waren mehrere Zahlungen fällig (Rückmeldebeitrag, Miete, Anzahlung für eine verpflichtende Exkursion ....). Ich hatte nichts mehr zu essen und ich beschloss, die paar Tage zu fasten bzw. ich jobbte damals schon in einem Landgasthof, wo Essen auch zum Arbeitsvertrag gehörte. Irgendwas war (große Gruppe stornierte oder so) und ich konnte nicht arbeiten und hatte wirklich Hunger und fuhr dann mit dem Rad bei der Tafel (oder dem Vorläufer) vorbei: Dort bekam ich den Anschiss meines Lebens. Was mir einfalle: Nach meinem Studium würde ich mehr als der Durchschnitt in Deutschland verdienen und wie ich auf die Idee käme, ich sei bedürftig (mein Einkommen lag unter dem Existenzminimum). Das zu erleben war wirklich sehr krass und ich vermied es die restliche Studienzeit, überhaupt durch die Straße zu fahren ... heute denke ich, die Reaktion der Tafel war überhaupt nicht angemessen: hätten sie mir 500g Reis und zwei Äpfel in die Hand gedrückt, wäre mir schon sehr geholfen gewesen.
Bundeskanzleri schrieb: Kann ich die zehn Euro ein weiteres Mal verkraften, um damit MÖGLICHERWEISE jemandem zu helfen, auch im Falle, dass e
Ich bin auch jemand, der eher zu viel als zu wenig gibt. Heute denke ich auch oft, dass ich einfach in so einer privilegierten Lage bin, dass mir die 10€ auch nicht mehr weh tun. Auch was generell Hilfsbereitschaft angeht .... manchmal wirst du dann total enttäuscht, ich bin z.B. gerade krankgeschrieben und es ist erstaunlich, welcher meiner Arbeitskollegen Hilfe anbietet ("soll ich das für ich machen - ist echt kein Problem?" und wer meine Mails komplett ignoriert, obwohl die Leute auch schon viel Hilfe bekommen haben.
Bundeskanzleri schrieb: Mir ist Gutmütigkeit und Vertrauen auf jeden Fall sehr viel wert, wenn ich hier keine Zahlen nennen kön
Ich mag das Aufrechnen nicht oder das Leute nach purer Nützlichkeit bewerten. Es ist aber krass, wie weit das verbreitet ist. Ich hatte hier im Dorf mal eine gute Freundin, mit der ich mich vier Jahre lang regelmäßig getroffen habe: sie zog dann in die nächste Großstadt. Ihre "Mädelsriege" schmiss eine nette Abschiedsparty, wir organisierten ein Abschiedsgeschenk, wir halfen Kisten packen und schleppen ... wir haben nie mehr was von ihr gehört ... d.h. sie hat nach und nach den Kontakt zu uns klar abgebrochen, als sie ihr soziales Umfeld in der Großstadt hatte. Das fand ich z.B. sehr krass, aber es gibt Leute, die ticken einfach so, allerdings finde ich es auch falsch, anzunehmen, dass alle Leute so ticken.
Ich war gestern von der Reaktion einer Kollegin sehr enttäuscht, dafür haben sich zwei andere Kollegen was total Nettes einfallen lassen. Daher hat sich das wieder ausgewogen.
MarinaG. schrieb:In solch einem Fall würde ich der Person Anlaufstellen posten, wie und wo sie sich vor Ort Hilfe holen kann. Es gibt das Amt, Tafel, Kirche etc. pp.. Wenn jemand wirklich Hunger hat, dann setzt er sich vor Ort in Bewegung. Das Bettelgesuch würde ich klar ablehnen. Online ist so etwas mAn generell nicht statthaft und wenig glaubwürdig.
Unser aktueller Pfarrer macht das so (weil ihm diese Mikrokreditgeschichte auf den Zeiger ging). Klingelt jemand und hat Hunger, wird er zum Mitessen im Pfarrhaus eingeladen. Er kann auch Frau, Kinder, etc. mitbringen und unser Pfarrer macht klar, dass die Haushälterin und nicht er kocht: In all der Zeit, die er nun da ist, wurde das Angebot nicht einmal abgerufen.