Andante schrieb:Wenn du mit „Wertschätzung“ finanzielle Aspekte meinst, ist die Wertschätzung meist schnell dahin.
Damit meinte ich nicht nur finanzielle Aspekte, sondern als Arbeitnehmer (und Mensch) als eigenständige Persönlichkeit auch respektiert und mit Würde behandelt zu werden. Und Dankbarkeit für jeden, der im Hier und Jetzt eine Arbeit vollrichtet und nicht in der Zukunft, weil ausgetauscht.
Aber umso austauschbarer die Leute sind, umso mieser werden sie behandelt und umso selbstverständlicher werden sie angesehen und wie Vieh oder Frachtgut behandelt und weitergeschoben oder ausgetauscht. Ausgetauscht, wenn das Vieh wagt aufzumucken, gegen Vieh, was gefügiger ist.
(Das gilt selbstverständlich nicht für alle Unternehmen und auch nicht für alle Vorgesetzten)
Ist ein Arbeitnehmer nicht so leicht zu ersetzen, wird er ganz anders behandelt und derjenige ist auch in einer viel besseren Verhandlungsposition und kann es sich auch erlauben aufzumucken.
Und über die Gesellschaft möchte ich mich nicht schon wieder groß auslassen. Für einen Großteil unserer Gesellschaft ist eh nur Büroarbeit oder gleich eine akademische Tätigkeit etwas wert. Diese Tätigkeiten und die studierten Menschen dahinter werden wertgeschätzt.
Die alltäglichen Dinge des Alltags, die ganzen unpopulären Jobs, diese nimmt ein Teil unserer Gesellschaft nicht mal wahr. Sie werden als selbstverständlich angesehen und es wird sogar vergessen, dass hinter dem einfachsten Alltäglichen Menschen stehen. Menschen, ohne die das einfachste und verwöhnteste Alltägliche gar nicht möglich wäre. Diese Menschen halten den Laden genauso wie Akademiker zusammen und wir alle würden darunter leiden, alles würde zusammenbrechen, gebe es nur noch eine von beiden Seiten. Zb. nur noch Akademiker.
Ich nehme gerade die Akademiker mal wieder, weil gefühlt jeder Zweite mittlerweile studieren möchte und gefühlt jeder Dritte oder Vierte tatsächlich studiert. Wird den Leuten ja auch fleißig weiterhin von verschiedenen Seiten eingeredet, dass Mensch nur mit Studium etwas wert ist, etwas darstellt.
Zum Glück hat es die Corona-Krise aber geschafft, dass zumindest ein Teil dieser Alltagshelden und Heldinnen in unpopulären aber notwendigen unverzichtbaren Jobs der Gesellschaft wieder in Erinnerung gerufen wurden und man sie nicht länger als selbstverständlich angesehen oder über sie lustig gemacht hat, weil, hätten ja in der Schule besser aufpassen und danach etwas anständiges lernen können (kotzwürg).
Es braucht halt erst eine Krise, damit die Menschen aufwachen und merken, dass alle den Laden alltäglich am Laufen halten und für unseren verwöhnten, geregelten Alltag verantwortlich sind. Alle und nicht nur Akademiker.