paxito schrieb:ich arbeite seit etwas mehr als 20 Jahren in der Pflege, erst in der Psychiatrie, dann mit Menschen mit schwerstmehrfachen Behinderungen und aktuell (mittlerweile auch schon 6 Jahre) mit Demenzpatienten. Ich bin jeden Tag von deutlich mehr Menschen umgeben, die keine oder nur äußerst geringe geistige Fähigkeiten mitbringen, als von geistigen Höhenfliegern. Vielleicht liegt es an dieser Perspektive, dass ich eine Definition des Menschen mittels seiner geistigen Fähigkeiten als unzureichend empfinde.
Ich kann schon verstehen, dass diese alltäglichen Eindrücke zur Frage führen, was den Menschen denn eigentlich ausmacht und ein in Zweifel stellendes Bild prägen; vermutlich ginge es mir ähnlich, wenn ich dauerhaft mit leider derart Beeinträchtigten umgeben wäre.
Es ist jedoch nur ein Ausschnitt vom Gesamtbild Mensch, von dem man abstrahieren muss. Demente oder geistig Behinderte sind nicht stellvertretend für den Typus Mensch, genausowenig wie ein Serienmörder Repräsentant der Menschheit ist.
Möglicherweise findest du berufshalber nicht den nötigen Abstand, um das neutral zu betrachten, doch auch das kann ich nicht mit Gewissheit beurteilen.
Festhalten kann man: Der Mensch unterscheidet sich vom Tier dadurch, dass er sich darüber Gedanken macht, was er eigentlich ist. An dieser durchschnittlichen Gegebenheit ändern krankheits- oder altersbedingte Ausnahmen der Intelligenzminderung nichts.
Man muss nun mal eine normative Definition als Maßstab haben. Und der Borkenkäfer macht sich eben keine Gedanken darüber, wer er ist. Der Frosch denkt nicht daran, was morgen sein wird/könnte, das Meerschweinchen trifft keine Weihnachtsvorbereitungen und der Iltis fragt sich nicht, was es mit dem Ding namens Gehirn in seinem Kopf auf sich hat.
Der Mensch aber tut i.d.R. genau das. Und das ist der Unterschied zum Tier.
Zudem zeichnet den Menschen der freie Wille aus, und das
Menschsein besteht ja sogar über den Tod hinaus, wie man u.a. an der Bestattungspflicht oder dem § 168 StGB (Störung der Totenruhe) sieht.
paxito schrieb:Im Grunde hoffe ich darauf, dass du mir einen Weg aus dem Dilemma zeigst ;)
Das versuche ich ja, bin mir aber nicht sicher, ob ich das kann; im Grunde liegt es ja an dir. Ich kann lediglich aufzeigen, anmerken, hinweisen, entgegnen, mich auf Gesetz und Norm berufen und meine Ansichten einbringen.