Neue Wehrpflicht - Sklavenarbeit nur für Männer?
04.03.2021 um 19:00T.Rick schrieb:Klar, und hier würde die Rosinenpickerei über Vitamin B schon losgehen. Die reichen Kids in die angenehmen Jobs, der Rest für die Drecksarbeit. Und das möglichst, damit der Staat sich die wachsenden Ausgaben z. B. in der Pflege noch eine Weile vom Hals halten kann, weil ja wieder genug Billigarbeiter in Form von Zivis zur Verfügung stehen.Ich entnehme daraus folgende Kritikpunkte:
Militär ist heute kein Massenjob mehr wie früher, wo sich hier 5000 Soldaten und auf der anderen Seite 5000 Soldaten gegenüberstanden und sie sich auf Kommando gegenseitig totschossen, sondern was für Spezialisten. Eine Überlegenheit am Boden mit Panzern ist nicht mehr viel wert, wenn sie jederzeit aus der Luft abgeschossen werden können wie lahme Enten. Und für das Steuern von Stealth-Bombern und Drohnen braucht es wieder Experten, keine Wehrdienstleistenden. Der Krieg der Zukunft wird wahrscheinlich sowieso sowas wie ein Cyberkrieg sein, wo Hacker gegen Hacker stehen.
1) Vetternwirtschaft könnte ein Aspekt sein
-> Welche Schlussfolgerung ziehst du daraus? Lieber gar nicht machen / probieren, oder wie? Vetternwirtschaft kann man in vielen Bereichen nicht komplett verhindern, wenn die Vorteile die Nachteile überwiegen sollte es dann wohl nicht daran scheitern (auch wenn es bekämpft gehört wo möglich).
2) Massenheere stehen sich nicht mehr gegenüber / die Kriegsführung ist anders / Cyber
-> Okay, schon klar, aber wie willst du denn mit Sondertechnik oder Cyberangriffen bitteschön Land nehmen und halten? Du musst schon irgendwann im konventionellen Krieg auf reguläre Kräfte setzen, "boots on the ground", da sind Luftdominanz oder Cyber ja ganz nett, aber komplementäre Wirkmittel die nicht komplett den Kampf entscheiden können.
Manpower ist am Ende nicht zu verachten, gerade wenn da entsprechende tragbare Abwehrmittel (gg. z.B. Drohnen) mitgeführt werden bzw. Reserve oder Wehrpflichtige modern daran ausgebildet werden und nicht nur ein paar Kugeln auf Pappziele schießen.
T.Rick schrieb:Deutschland hat keine Feinde an seinen Grenzen stehen, und für alles andere ist die Polizei zuständig und nicht das Militär. Wir sind nicht Israel!Dieser Kurzsichtige Blick ist meines Erachtens völlig unzureichend. Natürlich haben wir keine absehbare Feindschaft von irgendwem um uns herum zu erwarten, mit quasi fast allen sind wir in einem Militärbündnis oder einer politischen Union. Oder beidem. Es geht aber mittelfristig und langfristig Kapazitäten zu haben falls sich eine Lage rapide ändert bzw. NATO/EU-Bündnisgebiet von einem externen Aggressor bedroht sein sollte. Spätestens wenn dieser sich durch Bündnisgebiet näher heran "frisst" und das eigene Land akut bedroht ist sollte man bereit sein. Ob das aber in einem Konflikt, der sich vermutlich eher kurz- bis mittelfristig anbahnen würde von jetzt auf gleich machen kann, halte ich für mehr als fragwürdig.
Das ist halt wie eine Versicherung oder IT-Sicherheit: Damit ankommen oder darin investieren zu wollen wenn der Schade da ist, ist hirnrissig weil zu spät. Das muss also vorher solide funktionieren, dann kann man sich auch entspannter zurücklehnen.
Letztendlich brauche ich nicht zwingend eine Wehrpflicht, obgleich ich weiter daran festhalte, dass ein allgemeiner "Super-Zivi" (gepaart mit optionaler Wehrpflicht, aber nicht zwingend wenn der Bedarf anderweitig gedeckt ist) der Gesellschaft helfen kann. Aus Militärische bezogen: Wenn die Berufsarmee rein über Freiwillige jedweder Art (auch Reservisten) das Soll abdecken kann, super! Wenn aber anhaltend absehbar ist, dass das nicht der Fall ist, dann steht eine Grundsatzdebatte darüber an was Deutschland insgesamt als Gesellschaft will oder erwarten will, wenn es mal brenzlig wird und nicht genug Freiwilligkeit da ist.
Alternativ kann man ja ggf. auch die "Anreize" erhöhen, das wird aber viel Marketing / Arbeit erfordern, etwa eben hauptberuflich die Streitkräfte anzupeilen oder neben seinem regulären Job oder Studium Teil der Reserve zu werden - und da dann qualitativ ausgebildet zu werden.