@Peisithanatos Sieh es so: Warum tut man irgendetwas?
Objektiv gesehen ist das ganze Leben vorherbestimmt und man hat keinen freien Willen.
Diese Erkenntis führt uns aber nicht dazu, einfach nicht mehr zu handeln oder uns sogar umzubringen, denn wie du schon sagst können wir dennoch unsere Zukunft nicht berechnen und müssen um dinge zu erreichen die wir erreichen wollen handeln so wie wir es auch zuvor getan haben.
Wenn du z.b. weißt, alles ist egal und nichts hat sinn, dann handelst du ja trotzdem, du schreibst hier in diesem Forum und es gibt sicher auch andere dinge, die du aus Zeitvertreib oder sogar aus einer gewissen Leidenschaft heraus tust.
Insofern bist du, in deinem eigenen erkenntnishorizont, sehr wohl der spieler des spiels, denn du kennst den ausgang des spiels nicht, auch wenn er feststehen mag, und du handelst nach gewissen Spielregeln oder machst sie dir zu nutze-
Eine bessere Frage finde ich ist: Was soll denn intellektuelle Redlichkeit nutzen, wenn sie einen unglücklich macht und laut deiner Haltung ja ohnehin keine Relevanz hat, weil auch ob man intellektuell redlich war oder nicht im großen und ganzen egal ist (und zusätzlich vorherbestimmt).
Ich sehe es umgekehrt.
Man sieht die Welt klarer und adäquater, je mehr man sie an den richtigen stellen mit Illusionen ausfällt.
Das mag paradox klingen, aber das ist eines der dinge die ich für eine sehr wichtige Lektion halte.
Wenn ich ganz objektiv bin muss ich einsehen, dass ich nichts bin, ob beseelt oder unbeseelt, als ein physisches Konstrukt welches ein Haltbarkeitsdatum hat und dessen handlungen bestimmt sind von der restlichen Natur unseres Universums.
Insofern bin ich nichts anderes als ein Stück Treibgut auf einem Fluss, sogar weniger als das, wenn wir ganz objektiv sind, erkennen wir, dass es nichteinmal Objekte gibt, nichteinmal formen, nichteinmal irgendwas außer eine große Masse die nach bestimmten Gesetzen immer weiter gegen das nichts konvergiert, oder aber gegen die Singularität um eventuell irgendwann diesen Kreislauf ad infinitum zu wiederholen.
Objektivität ist aber also nichts, was unseren Ereignishorizont widerspiegelt, denn so sehen wir das leben nicht, es nutzt uns auch nichts, um innerhalb unseres ereignishorizontes ein gutes oder annehmbares leben zu führen, weil wir keine objektiven lebeswesen, sofern es soetwas überhaupt geben kann (imperfekte Sinnesorgane, vielleicht sieht die welt ganz anders als, als wir sie messen), sind.
Den einzigen echten Einfluss, den wir haben, ist es, innerhalb unseres eigenen Ereignishorizontes diesen zu kontrollieren.
Lügen und Illusionen sind dafür das wichtigste Mittel der Wahl, darauf ist die gesamte menschliche Existenz aufgebaut.
Die meisten Begründungen die wir für unser handeln haben sind übergestülpte Begründungen, die auf tiefergehenden trieben basieren, darauf kann man auch Moral und ähnliches herunterbrechen.
Man wird fast immer die Moral annehmen, die die eigene Handlungsweise rechtfertigt.
Man wird immer die idealisieren die man liebt, und die dämonisieren, die einen quälen und sie entwerten, oder eben umgekehrt wenn man sich selbst geißeln möchte.
Wer aber genug weiß, und die Notwendigkeit erkennt, der kann sehr gut trennen, wo er Objektivität so gut es geht wahren muss, und wo er sich den Illusionen hingeben kann und sollte.
Und ich sehe keinerlei Sinn darin, Objektivität beim Thema 'meine sterblichkeit' walten zu lassen , außer es geht darum, mein leben zu verlängern oder zu planen.
Aber nicht während ich es genieße.
Das ist in gewisser weise sogar irgendwo sehr unvernünftig, Objektivität über Glück zu stellen.