@fiesta "Keine Nazis" zählt zu den grossen Lebenslügen der DDR. Sowohl in Wirtschaft, Politik, Kultur und Militär sassen gewendete Faschisten. Wie im Westen griff man beim Wiederaufbau auf "bewährte" Leute zurück. Der Volksmund nannte sie Apfelkommunisten: Aussen rot, innen faulig braun.
Dazu empfehle ich jedem das "Braunbuch DDR"* von 1981. Vielleicht gibt's das noch antiquarisch. Unabhängig davon gab es eine, wenn auch verdeckte, faschistische Opposition, zumindest in den Achtzigern, als es unter einigen Jugendlichen als chic galt, "rechts" zu sein. Auf diese Strukturen konnten die West-Faschisten nach 1989/90 zurückgreifen.
Olaf Kappelt: Braunbuch DDR. Nazis in der DDR. Reichmann Verlag, Berlin-West 1981. ISBN 3-923137-00-1
Olaf Kappelt: Die Entnazifizierung in der SBZ sowie die Rolle und der Einfluß ehemaliger Nationalsozialisten in der DDR als ein soziologisches Phänomen. Studien zur Zeitgeschichte, Bd.13, Verlag Dr. Kovac, Hamburg 1997. ISBN 3-86064-614-1 (Diss 1997)
Olaf Kappelt: Braunbuch DDR. Nazis in der DDR BHV Berlin Historica, Berlin, 2009. ISBN 978-3939929123.
Ich halte sie, soweit für mich überprüfbar, für gut recherchiert. Dass sie allerdings gern von bestimmten Kreisen in der BRD als Totschlagsargument benutzt wurden, steht auf einem anderen Blatt. Macht aber die Versäumnisse der DDR nicht besser oder entschuldbarer.
* Ich zitiere aus Wikipedia:
"Im Gegenzug erschienen auch in West-Berlin und der Bundesrepublik ähnliche Veröffentlichungen, die die nationalsozialistische Vergangenheit von Staats- und Parteifunktionären der DDR thematisierten. Der Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen veröffentlichte erstmals 1958 unter dem Titel Ehemalige Nationalsozialisten in Pankows Diensten eine Liste von 75 ehemaligen NSDAP-Mitgliedern. Bis 1965 erschienen fünf jeweils erweiterte Auflagen. Die Rechercheure hatten offenbar Zugang zum US-amerikanisch verwalteten Berlin Document Center sowie Informanten in der DDR. Im Jahre 1981 legte Olaf Kappelt das Braunbuch DDR. Nazis in der DDR vor. Es enthielt 876 Namen. Im Jahre 2009 veröffentlichte Kappelt eine bearbeitete Neuauflage seines Werkes mit Angaben zu über eintausend NS-belasteten Personen, die in gesellschaftlich einflussreichen Positionen der DDR Fuß fassen konnten. Im Vorwort bescheinigte das langjährige SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski Kappelt, einen wichtigen Beitrag zur Diktatur-Aufarbeitung geleistet zu haben."
Am 27. November 2020 soll bei Propyläen ein neues Werk von Hubertus Knabe, dem Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen,erscheinen, dass diese Thematik aufgreift. Titel: Nazis in der DDR: Die Legende vom antifaschistischen Staat. ISBN 978-3549074503