KillingTime schrieb:So wie der Maurer Abends mit den Knochen und Muskeln fertig ist, bin ich mit dem Kopf fertig. Wer das nicht kennt, kann sich das wahrscheinlich nicht vorstellen.
Doch, ich kann mir das sogar sehr gut vorstellen!
Mir geht es gleich.
Nicht immer ist so etwas ein Burnout. Vor allem dann nicht, wenn (wie auch bei Dir) erste Anzeichen schon Jahre zuvor auftraten.
Ich hatte immer Schwierigkeiten, mir etwas zu merken. In der Schule liebte ich Mathe, weil dieses Fach logisch war und man nicht viel lernen brauchte.
Horrorfächer waren für mich die Lerngegenstände (Bio, Geo, Geschichte,..) und Fremdsprachen. Damals ging es aber noch, dass ich mir – zwar mit enormen Zeitaufwand – Dinge irgendwann merkte (wenn auch nur bis zur nächsten Prüfung)
Nach Ende meiner Schulzeit machte ich den entscheidenden Fehler: ich war so froh, nicht mehr lernen zu müssen. Ich hörte auf, mein Gehirn zum „merken" zu zwingen.
Deswegen wurde es mit zunehmendem Alter immer schwieriger und heute merke ich mir so gut wie nichts mehr. Wenn ich etwas lese oder anschaue, weiß ich hinterher den Inhalt nicht mehr.
Auch bei mir beeinträchtigt es mein Berufsleben. Alt eingesessene Tätigkeiten (auch komplexe) funktionieren problemlos.
Alles Neue ist für mich mühsam und ich frage mich, wo ich mein Hirn verloren habe.
Auch ich verdecke dieses Manko geschickt, aber es ist belastend und bedeutet zusätzlichen Stress. Wie Du siehst, verstehe ich Dich wirklich gut!
Selbstverständlich war auch ich bei Ärzten, keiner konnte mir sagen, woran das liegt. Auch mir wollte man Burnout und Depressionen einreden. Ich wusste und weiß aber, dass es keines von beiden ist. Körperlich bin ich fit, auch gut gelaunt und voller Pläne, nur mein Hirn spielt einfach nicht mit.
Machen kannst Du dagegen auch nicht wirklich etwas. Um zu verhindern, dass dieser Zustand immer schlimmer wird, musst Du Dich zwingen Dein Gehirn ständig zu fordern. Auch Ernährung und Bewegung sind wichtig.
Ich hatte und habe zwar immer etwas zu tun, sodass mein Geist nie faulenzen kann (Vollzeitjob, Kids,…) aber das war und ist offensichtlich für mein Hirn das falsche Training.
Vielleicht ist es für Dich noch nicht zu spät. Kämpfe dagegen an, auch wenn es Dich noch so viel Überwindung kostet. Ich gebe auch nie auf.
Ebenso verstehe ich, dass Du Deine Branche wechseln willst.
Überlege es Dir gut! Du bist Dein Einkommen gewohnt und es ist auf lange Sicht nicht leicht, mit weniger Geld auszukommen. Das hört sich einfacher an, als es ist.
Um einen Job zu bekommen, wo Du ziemlich gleich verdienst wie jetzt, musst Du geistig top fit sein. Einfache Tätigkeiten, wo man wenig denken muss werden so gut wie immer schlecht bezahlt.
Teilzeit wird Dir nichts bringen. Die Branche und die Arbeit bleiben gleich und Deinen Zustand wird es auch nicht verbessern – das würde nur helfen, wenn Du wirklich ein Burnout hättest. Laut Deiner Beschreibung glaube ich das eher nicht, kläre es aber bitte trotzdem beim Arzt.
Du bist in einer blöden Situation, so wie ich!