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Anleitung zum Suizid im Internet - wieso ist die Gefahr so unbeachtet?

149 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Internet, Moral, Suizid ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Anleitung zum Suizid im Internet - wieso ist die Gefahr so unbeachtet?

06.11.2018 um 16:55
Zitat von ahriahri schrieb:Was mich stört, ist die Tatsache, dass die Informationen in dem Fall so leicht zugänglich sind, eben auch für Menschen, die noch nicht so gefestigt sind und das ist gerade bei Kindern bzw. Jugendlichen eben häufiger der Fall
Also ich möchte mal anzweifeln, dass generell Leute, die sich umbringen möchten, gefestigt sind.
Sich umbringen wollen setzt ja voraus, dass man absolut gebrochen ist, aber hier wird ja letzten Endes nur eine Art und Weise geschildert. Ich glaube kaum, dass Kids irgendwie was mit dem Begriff Insertgas anfangen können und wenn jemand aus Liebeskummer sterben möchte, wird sich dann nur die Art und Weise variabel verhalten.
Ich denke aber nach wie vor, dass das so ein “Glas halb voll/halb leer“ Thema ist, da die Argumente sich auf beiden Seiten ziemlich die Waage halten.


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Anleitung zum Suizid im Internet - wieso ist die Gefahr so unbeachtet?

06.11.2018 um 17:18
kennt das jemand? Weils heute um Kontrolle der Smartphones - Aufklärung ect. ging....

https://www.mdr.de/heute-im-osten/onlinespiel-blauer-wal-gefaehrdet-jugendliche-100.html


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Anleitung zum Suizid im Internet - wieso ist die Gefahr so unbeachtet?

06.11.2018 um 17:36
@DeepThought
ja
Blue Whale Game


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06.11.2018 um 18:02
@Alphabetnkunst

Ich bezog mich nicht auf Menschen, die den Entschluss gefasst haben sich umzubringen, sondern auf die, die gerade in einer Krise sind (z.B. Liebeskummer eben), ansonsten aber keine Gedanken an Suizid „verschwenden“ und um die geht es mir. Inwiefern beeinflusst ein so leichter Zugang eben genau diese Menschen und wie kann man dann damit umgehen?

@neoschamane

Das „attraktiv“ steht nicht umsonst in Anführungszeichen und dass es ein Zitat der Seite ist, hab ich auch nirgends erwähnt. Es wird aber nunmal als schneller, schmerzfreier Suizid deklariert und das auch auf der Seite.

Da ich möchte, dass der Thread offen bleibt, wäre es mir allerdings lieb, wenn wir diesen einen konkreten Artikel wieder außen vor lassen können. Danke.


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06.11.2018 um 18:55
@ahri
Zitat von ahriahri schrieb:Ich bezog mich nicht auf Menschen, die den Entschluss gefasst haben sich umzubringen, sondern auf die, die gerade in einer Krise sind (z.B. Liebeskummer eben), ansonsten aber keine Gedanken an Suizid „verschwenden“ und um die geht es mir.
Also jeder, der diesen Gedanken hat, befindet sich in einer Krise. Ich glaube nicht, dass jemand an Selbstmord denkt, wenn alles super ist.
Und auch diese Menschen sind nicht gefestigt, da hast du in meinen Augen eben das Problem mit der Differenzierung.
Wenn du aber speziell Leute meinst, die gerade richtig Schmerzen spüren, wie es bei Liebeskummer der Fall ist und sie sich deswegen umbringen wollen, ist es nicht so, dass eine fehlende Anleitung einer einfachen Variante diese Entscheidung schmälert. Da sind die Problembewältigungen wieder anders anzugehen.
Denn hier gibt es dann nur die Frage, wie es passiert und nicht, ob es passiert.
@Alarmi hat auch kein Statement abgegeben, wie die Tochter die Tat an sich vollführt hat und es wäre pietätlos, danach zu fragen, aber ich glaube nicht, dass es unbedingt eine einfache Variante war.
Zitat von ahriahri schrieb:Inwiefern beeinflusst ein so leichter Zugang eben genau diese Menschen und wie kann man dann damit umgehen?
Das beeinflusst sie eben soweit, dass sie sich denken “hey, dabei muss ich nicht leiden“, die Entscheidung stand aber schon vorher fest.


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06.11.2018 um 19:33
@Alphabetnkunst

Okay, mal ein Beispiel; ein junges Mädel, gerade ist die erste große Liebe gescheitert. Psychische Probleme sind nicht bedenklich ausgeprägt, klar hat man auch mal schwerere Phasen, aber Depression kann man das nicht nennen. Der Schmerz über den ersten so (gefühlt) großen Verlust kommt und erstmal weiß man vielleicht gar nicht damit umzugehen, weil es so überwältigend ist. Das Leben wird nie wieder gut, es fühlt sich an, wie das Ende der Welt und man denkt nichts hätte mehr Sinn.

In dem Fall ist das eine Krise, auch wenn keine psychische Erkrankung vorliegt. Auch wenn man natürlich umgekehrt immer in einer Krise ist, wenn man Suizidgedanken hat, ganz klar.

Ich hab gestern mal ein bisschen oberflächlich rumgesucht und diverse Begriffe durch Google gejagt und abgesehen von besagtem Artikel, auf die Schnelle nichts gefunden, was in irgendeiner Art und Weise eine Anleitung darstellt oder ein Forum für Leute ist, die Suizidgedanken haben. Klar, sucht man intensiver, wird man fündig und das ist unvermeidbar, aber ich möchte gerne darüber sprechen, inwiefern diese Hürde - wenn auch klein - Einfluss haben kann, wenn es eben um genau solche Situationen geht, wie oben im Beispiel. Inwieweit ist die einfache Auffindung ein größeres Risiko und wie viel Unterschied macht es, wenn der Suchaufwand ein Stück größer ist? Wobei ich nicht von Menschen spreche, die den Entschluss, ihr Leben zu beenden schon fest getroffen haben.

Und klar gibt es genug andere Möglichkeiten. Aber ist es vertretbar zu sagen, dass die eine leicht findbare Methode den Braten jetzt auch nicht mehr fett macht oder sollte man trotzdem versuchen, dem nicht noch mehr Plattform zu geben?


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Anleitung zum Suizid im Internet - wieso ist die Gefahr so unbeachtet?

06.11.2018 um 21:11
Zitat von ahriahri schrieb:Okay, mal ein Beispiel; ein junges Mädel, gerade ist die erste große Liebe gescheitert. Psychische Probleme sind nicht bedenklich ausgeprägt, klar hat man auch mal schwerere Phasen, aber Depression kann man das nicht nennen. Der Schmerz über den ersten so (gefühlt) großen Verlust kommt und erstmal weiß man vielleicht gar nicht damit umzugehen, weil es so überwältigend ist. Das Leben wird nie wieder gut, es fühlt sich an, wie das Ende der Welt und man denkt nichts hätte mehr Sinn.

In dem Fall ist das eine Krise, auch wenn keine psychische Erkrankung vorliegt
So sehe ich das auch. Teenager sind oftmals impulsiv und beim ersten Liebeskummer ist (gedanklich) das Leben zu Ende. Natürlich gibt es aus diesem Grunde auch Selbstmorde. Sogar aus noch "nichtigeren" Gründen, wie dem Tod eines Idols oä.
. Sicher ist, andererseits, daß die Kulturgeschichte, noch mehr aber die Geschichte der populären Kultur des 20. Jahrhunderts reich ist an Selbstmordwellen, die dem Ableben eines Idols folgten.
... oder ob sich im Oktober 1994 im kanadischen Langley drei halbwüchsige junge Männer umbrachten, indem sie Auspuffgase in ihr Auto leiteten - in ihrem Abschiedsbrief hieß es, sie seien nach dem Freitod des Rocksängers Kurt Cobain "in Depressionen verfallen".
. Nach dem Unfalltod James Deans, der am 30. September 1955 mit seinem silberfarbenen Porsche Spyder in der kalifornischen Wüste gegen ein anderes Auto raste und nach Meinung vieler Bewunderer damit seinem Leben absichtlich ein Ende setzte, wurde allein in den folgenden Monaten rund ein Dutzend Suizide von Dean-Fans gezählt. In Deutschland machte vor allem der Doppelselbstmord zweier weiblicher Teenager Schlagzeilen, die sich 1959 in Hamburg mit dem Ruf "Jimmy, wir kommen!" aus dem Fenster stürzten.
Interessant ist auch immer wieder der Nachahmer Effekt, inspiriert durch Medien.
Die Berichterstattung der Medien spielt offenbar eine Rolle, wenn Lebensmüde den Entschluß fassen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Eine Selbstmordmeldung auf der ersten Seite der New York Times, fanden Soziologen heraus, führe zu einem signifikanten Anstieg der Suizidquote in New York und Umgebung während der vier darauffolgenden Wochen.

Psychologen wie der Selbstmordforscher Armin Schmidtke von der Universitätsklinik Würzburg sprechen geschichtsbewußt vom "Werther-Effekt". Dramatische Darstellungen von Selbstmörder-Schicksalen, bewies Schmidtke gemeinsam mit dem Psychiater Heinz Häfner anhand der Fernsehserie "Tod eines Schülers", zögen bei jungen Leuten zusätzliche Selbsttötungen nach sich.
Die Suizidforscher nutzten die 1981 erstmals ausgestrahlte, 1982 wiederholte Serie über einen Abiturienten, der aus der "scheißpragmatischen" Welt der Erwachsenen den Tod auf den Schienen flüchtet, als "natürliches Experiment":
Die Studie, welche die Zahlen der Eisenbahn-Selbstmorde in vergleichbaren Zeiträumen vor, während und nach der Sendung erfaßte, bestätigte deutlich die Suggestivwirkung des Fernsehfilms - ein Ergebnis, das amerikanische Wissenschaftler auch für dramatisch aufgemachte Nachrichten über Selbstmorde ermittelten: "Die Darstellung von Suiziden", so Schmidtke, "kann tödliche Wirkung haben: Je positiver das Modell, desto gefährlicher ist es."

Diese Erkenntnis wurde im Fall des Rocksängers Cobain erfolgreich für vorbeugende Strategien genutzt, wie sie von der Internationalen Suizid-Verhütungsgesellschaft empfohlen werden. Der 27jährige Musiker hatte sich im vergangenen Jahr mit einer Schrotflinte in den Mund geschossen. "Um Imitationswellen abzufangen" (Schmidtke), taten sich in den USA Medien, Hilfsorganisationen und Behörden zusammen. In Talkshows, Interviews mit der Witwe und in Gesprächen mit ratsuchenden Jugendlichen wurden abschreckende Details geschildert: Cobains Gesicht war derart entstellt, daß er anhand von Fingerabdrücken identifiziert werden mußte. Es gelang, dem Selbstmord des Stars das Verlockende zu nehmen.

Ähnliche präventive Wirkung erreichte der Wiener Psychiater Gernot Sonneck in Zusammenarbeit mit den Medien, als in den achtziger Jahren die Rate der Jugendlichen-Selbstmorde in der U-Bahn stetig anstieg. Sonneck fand heraus, daß es eine spezielle Art der Berichterstattung ist, die suizidgefährdete Jugendliche beeinflußt: Gefährlich sei, wenn der "Ausweg des Suizids" so dargestellt werde, daß er "mit ,Erleichterung' auch beschritten" werden könne. Besonders, "wenn die Haltung des Suizidanten als bewundernswert, heroisch oder mit Billigung (,In dieser Situation war es eigentlich nur klar, daß') dargestellt" werde, wecke dies die Aufmerksamkeit der Risikogruppe. Nachdem die Wiener Zeitungen eingewilligt hatten, weniger reißerisch über die Todesfälle zu berichten, verzeichnete Sonneck ein "deutliches Absinken" der U-Bahn-Suizide.
[...]
Der Jugendkriminologe Arthur Kreuzer schätzt, daß bis zu 36 Prozent dieser Opfer "versteckte" Selbstmörder seien. "Häufiger, als man denkt" (Schmidtke), seien auch unter den meist männlichen Disco-Besuchern, die am Wochenende auf der Heimfahrt tödlich verunglücken, Selbstmörder - "weil die Freundin weg ist". Und die Zahl der Selbstmordversuche unter Jugendlichen steigt an: Waren 1990 noch 300 von 100 000 Teenagern lebensmüde, so versuchten 1993 insgesamt dreimal so viele 15- bis 19jährige, sich umzubringen.
Ob ein Selbstmord gelingt oder nicht, ist oft reiner Zufall. So wurden die 14jährige Ilka und ihr Freund Peter im letzten Augenblick gerettet. Die beiden, Mitglieder einer Clique im mittelfränkischen Forchheim, die von der Wirklichkeit in Jenseits-Phantasien flüchteten und sich Satanskulte ausdachten, wollten sich mit Auspuffgasen umbringen - genauso, wie ihre Freunde Markus, 18, und Thomas, 15, nur Tage zuvor aus dem Leben geschieden waren. Doch nach wenigen Minuten ging der Motor aus, die beiden überlebten.
[...]
Welche tatsächlichen Motive Jugendliche auch für ihre Selbsttötung haben mögen - es sind besonders die Helden der Rockmusik, denen gern ein verderblicher, lebensverneinender Einfluß auf junge Menschen unterstellt wird.
Unbestritten ist, daß viele Stars der Popkultur mit Todessymbolen kokettieren: Heavy-Metal-Bands nennen sich "Megadeath", "Suicidal Tendencies" oder "Dead Kennedys". Kurt Cobain ließ sich, Monate vor seinem Tod, mit einem in den Mund gesteckten Gewehr fotografieren. Zudem handeln viele Rocksong-Texte explizit von Todessehnsucht, wobei ihren Urhebern der Schutz künstlerischer Freiheit in weit geringerem Maß zugebilligt wird als etwa den Autoren lebensmüder Lyrik.
Vorwürfe gegen Rockmusiker gründen überdies darauf, daß sich deren Songs vornehmlich an jugendliche, labile Zuhörer richteten. Eine Argumentation, die noch durch die Erkenntnis der Selbstmordforscher genährt wird, daß junge Suizidtäter oft spontan und "situativ" zu ihrer Entscheidung kommen, während Lebensmüde im Erwachsenenalter eher zu sogenannten Bilanzselbstmorden neigen, ihren Entschluß also länger und gründlicher durchdenken.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9199688.html


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07.11.2018 um 02:07
Zitat von ahriahri schrieb:Und klar gibt es genug andere Möglichkeiten. Aber ist es vertretbar zu sagen, dass die eine leicht findbare Methode den Braten jetzt auch nicht mehr fett macht oder sollte man trotzdem versuchen, dem nicht noch mehr Plattform zu geben?
Okay, ich kann verstehen, dass einige labiler sind als andere und nicht mit einer Trennung umgehen können. Bis hierhin sind wir uns ja immerhin einig.

Daher springe ich einfach mal zu deiner letzten Frage.
Zitat von ahriahri schrieb:Und klar gibt es genug andere Möglichkeiten. Aber ist es vertretbar zu sagen, dass die eine leicht findbare Methode den Braten jetzt auch nicht mehr fett macht oder sollte man trotzdem versuchen, dem nicht noch mehr Plattform zu geben?
Um das beantworten zu können, müsste man wissen, inwieweit Selbstmord von dem Grad der Schwierigkeit abhängt.
Ich lese in dem letzten Post hier einige Beispiele, die sich nicht von härteren Methoden haben abhalten lassen. Mal abgesehen davon, dass es zu diesen Zeiten keine Anleitung im Internet gab, die Suizide sind dennoch passiert. Mal mehr, mal weniger.
Gibt man also mehr Plattform, wenn es eine einfachere Variante gibt, die gut angeleitet wird?
So wie ich das sehe, wird Selbstmord also nicht von der Art der Tat beeinflusst, sondern von der Motivation, die ein Mensch eh schon hat.
Wenn ein Mensch sich also aus Liebeskummer selbst tötet, wie bereits gut aufgezeigt, dann erübrigt sich für mich die Frage der Beeinflussung durch die Anleitung schon, da ich sehe, da sie bei zahlreichen Selbstmorden keine Rolle gespielt hat. Ohne dass die Anleitung existierte, fanden Menschen den Tod. Anzunehmen, dass es durch die Anleitung mehr wird, kann man machen, muss man aber nicht und nur eines ist hier wirklich sonnenklar: Eine Menge würde sich ändern, allerdings nicht sicher bei der Suizidrate an sich, sondern die Art der Ausführung wird häufiger die gleiche sein. Nämlich die einfachere.

Dann muss man sich die Frage stellen, was man lieber lesen/sehen will: eine aufgeplatzte Leiche auf dem Beton oder eine Leiche irgendwo auf dem Boden, die so aussieht, als würde sie lediglich schlafen?


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07.11.2018 um 04:38
Vom Impuls-Selbstmord und Ausnahmen wie Hirntumoren mal abgesehen.

Ein Mensch bringt sich nicht um, weil er eine Anleitung liest, ein Mensch liest solche Anleitungen, wenn er vollkommen alleingelassen und verzweifelt ist. Wenn er erniedrigt und verspottet wird, wenn er sich unverstanden und vollkommen wertlos fühlt. Über lange Zeit.

Selbstmord ist nur verlockend, wenn sonst nichts mehr verlockend erscheint. Das ist der eigentliche Grund. Nicht das Vormachen. Und was das betrifft, da haben die Mitmenschen viel mehr Einfluß und Verantwortung, als ihnen lieb ist.

Spott und Gleichgültigkeit sind tödlicher als eine Anleitung.


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07.11.2018 um 07:55
Zitat von ThaddeusThaddeus schrieb:Ein Mensch bringt sich nicht um, weil er eine Anleitung liest, ein Mensch liest solche Anleitungen, wenn er vollkommen alleingelassen und verzweifelt ist. Wenn er erniedrigt und verspottet wird, wenn er sich unverstanden und vollkommen wertlos fühlt. Über lange Zeit.
So pauschal kann man das nicht sagen. Es lesen auch Menschen solche Anleitungen, die nicht vorhaben sich umzubringen, sondern sich mit dem Thema beschäftigen, genauso wie zB Krimiuser nach Tötungsarten googlen, ohne jemanden umbringen zu wollen.

Auch wird nicht jeder Selbstmörder im Vorfeld verspottet, gleichgültig behandelt oder erniedrigt.


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07.11.2018 um 07:56
Zitat von ThaddeusThaddeus schrieb:wenn er vollkommen alleingelassen und verzweifelt ist. Wenn er erniedrigt und verspottet wird, wenn er sich unverstanden und vollkommen wertlos fühlt. Über lange Zeit.
Zitat von ThaddeusThaddeus schrieb:Und was das betrifft, da haben die Mitmenschen viel mehr Einfluß und Verantwortung, als ihnen lieb ist.
Ich stimme dir da fast zu. Möchte aber das so formulieren, dass sich dieser Mensch alleine gelassen fühlt, erniedrigt fühlt, unverstanden fühlt.. muss in der Realität nicht wirklich so sein. Bei "wertlos" stand ja fühlen bei dir auch dabei.

Ich glaube aber schon, dass man sich leichter suizidiert, wenn man "unblutige", "angenehme" Methoden findet. Sich mit Researchzeugs ins Jenseits zu befördern, wo man glaubt, einfach einzuschlafen nach Einnahme von gewissen Sachen ist eventuell einfacher als sich vor den Zug zu schmeißen oder sich aufzuhängen.


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07.11.2018 um 08:00
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Auch wird nicht jeder Selbstmörder im Vorfeld verspottet, gleichgültig behandelt oder erniedrigt.
Es sind einfach Menschen, die mit ihrem Leben nicht zurecht kommen, sehr introvertiert sind, die glauben, unverstanden zu sein.

Eventuell auch unheilbar kranke Personen. Zumindestens die meisten davon.

Ich glaube, man muss auch von "echten" Selbstmördern unterscheiden und von Menschen, die sich versuchen über das Thema in den Mittelpunkt zu stellen. Aber das wird jetzt OT glaub ich. ^^


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07.11.2018 um 08:09
Zitat von DeepThoughtDeepThought schrieb:Ich glaube, man muss auch von "echten" Selbstmördern unterscheiden und von Menschen, die sich versuchen über das Thema in den Mittelpunkt zu stellen.
Ja, auch die gibt es, das sehe ich auch so.
Zitat von DeepThoughtDeepThought schrieb:Es sind einfach Menschen, die mit ihrem Leben nicht zurecht kommen, sehr introvertiert sind, die glauben, unverstanden zu sein.
Läßt sich mMn auch nicht zu 100% so sagen. Ein Teil davon sicherlich, da hast du recht. Die Gründe für Suizide sind aber extrem vielfältig. Neben schweren Krankheiten, Depressionen, Liebeskummer oä kommen auch Scham hinzu (wie zB bei einem Spielsüchtigen, der die Kohle der Familie verzockt hat), sich nicht für seine Taten verantworten wollen (Angeklagte Straftäter, die nicht Jahre lang in den Knast gehen wollen), "banale" Dinge wie der Tod eines Idols (wie oben aufgeführt) usw. usw.
Zitat von DeepThoughtDeepThought schrieb:Möchte aber das so formulieren, dass sich dieser Mensch alleine gelassen fühlt, erniedrigt fühlt, unverstanden fühlt.. muss in der Realität nicht wirklich so sein
Da gehe ich wieder vollkommen mit.


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07.11.2018 um 09:26
@ahri

Anleitung zum Suizid im Internet würde es nie geben, wenn die Nachfrage dazu nicht
vorhanden wäre?

In Holland gibt es Sterbehilfe und können erwachsene Menschen in Anspruch nehmen, wenn
sie z.B. unheilbar krank sind.

Mir fällt da eine ehemalige Nachbarin ein, die unheilbar im Rollstuhl saß.
Sie wollte ihr Leben beenden mit Schlafmittel und Alkohol.
Es klappte nicht und sie musste mit weiteren schlimmen Beschwerden weiter leben.
Sie besaß kein Internet.
Ich befürworte keinen Suizid, aber in solchen tragischen Fällen, wo Menschen nicht mehr leben wollen, eine Anleitung für einen Suizid besser, als ein fehl geschlagener Versuch.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Anleitung zum Suizid im Internet - wieso ist die Gefahr so unbeachtet?

07.11.2018 um 09:45
Ich gehe mal davon aus, dass, wer sich umbringen will, auch Mittel und Wege dazu findet. Ob nun via Internet oder sonstiger Medien - oder auf die gute alte Art von Versuch und Irrtum.
Schliesslich haben sich Menschen auch schon vor dem Internet selbst aus dem Leben befreit.

Diese Freiheit gehört für mich zu den Menschenrechten.


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Macfo ehemaliges Mitglied

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07.11.2018 um 10:13
Zitat von DoorsDoors schrieb:Diese Freiheit gehört für mich zu den Menschenrechten
Dito. Und klar:
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ich gehe mal davon aus, dass, wer sich umbringen will, auch Mittel und Wege dazu findet.
Grenzwertig ist tatsächlich, einen "supereasyeinfach-Weg" ausführlich und für jedermann verfügbar ins Netz zu stellen, finde ich.

Bei der von @ahri gemeinten Methode wird man wohl ein bisschen dusselig, schläft ein, dass wars.

Das ein erwachsener Mensch, der aus gutem Grund seinem Leben ein Ende machen möchte, diese Möglichkeit haben kann, finde ich an sich begrüßenswert, gibt es doch immer Menschen, die den Toten dann finden. Dem Sani geht es sicher besser, einen "normalen" Toten zu finden, statt jemanden aus einer vollgebluteten Badewanne ziehen oder von einem Balken schneiden zu müssen.

Die Leichtigkeit dieser Methode birgt aber auch Tücken und hier rede ich nicht nur von Kindern / Jugendlichen sondern auch von jungen Erwachsenen.

Wer von uns war denn mit 20 schon "gefestigt"?

Auch im jungen Erwachsenenalter können Dinge passieren, die das Leben nicht mehr lebenswert erscheinen lassen, auf Grund der relativ geringen Lebenserfahrung ist man eher geneigt, eine Riesenkatastrophe zu sehen, schlicht, weil man noch keine Ahnung hat, dass das Leben aus vielen kleinen und großen Desastern besteht. Hierauf reagiert jeder anders, einige denken dann tatsächlich über ein Ende ihres Lebens nach.

In einer solchen Situation und in einem "wackligen" Alter von ca. 16-24 (so aus dem Handgelenk) dann über die Tatsache zu stolpern, dass man sich ganz sanft hinlegen kann und nie wieder aufsteht halte ich tatsächlich für gefährlich.


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Doors ehemaliges Mitglied

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07.11.2018 um 10:18
@Macfo

Wenig gefestigte "Wackelkandidaten" gibt es in jeder Altersstufe. Das ist nicht auf U 24 begrenzt. (Warum eigentlich nicht 25?)
Auch unterhalb der 24 sollte einem schon klar sein: Wer einmal tot ist, der ist das für verdammt lange Zeit.
Suizide von Kindern und Jugendlichen gab es auch schon vor dem Internet. Da ist das Mädel ins Wasser gegangen, der Bursch hat sich mit Papas Knarre das Hirn an die Wand gedrückt.

Es ist ja nun mal nicht so dass man morgens aufwacht und denkt: Hey, im Internet steht was von schmerzfreiem Suizid - ich glaube, das probiere ich heute mal aus.

Erinnert mich an die Debatte um den § 219 und die "Werbung für Abtreibung": Oh, guck mal, die machen Abtreibungen - zwei zum Preis von einer. Na, dann gönn' ich mir das doch mal. Kommt eh nix gescheites in der Glotze.


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Anleitung zum Suizid im Internet - wieso ist die Gefahr so unbeachtet?

07.11.2018 um 10:29
Zitat von DoorsDoors schrieb:Diese Freiheit gehört für mich zu den Menschenrechten.
Das so auszudrücken finde ich unglaublich hart. Suizid ist für mich persönlich oft das Endergebnis einer psychischen Krankheit, das Endergebnis, wenn Menschen mit ihrem Leben nicht mehr zurecht kommen.

Da von "Menschenrecht" und "Freiheit" zu reden hat für mich einen schalen Beigeschmack.


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Doors ehemaliges Mitglied

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07.11.2018 um 10:37
@DeepThought

Ich würde schon gern über mein Leben - und dazu gehört auch das Sterben - selbst bestimmen. Meine Patientenverfügung lautet ganz klar: Im Zweifelsfalle Stecker raus!


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07.11.2018 um 10:44
@Doors
Habe ich nicht das Recht als Mensch ohne gewisse Bilder und traumatische Erlebnisse zu leben? Ich denke an den Lokführer, dem ein Lebensmüder vor den Zug gesprungen ist, an meinen Cousin, vor dessen Augen sich ein Mann sich vom Hochhaus gestürzt hat, als er ein Kind war, an meine Kollegen bei der Rettung, die in einen Raum kamen, in dem sich ein Mensch erschossen hat auf eine Art und Weise, dass die erfahrenen Sanitäter damit zu kämpfen hatten, dieses Bild wieder zu vergessen. Ich erspare uns jetzt hier die Beschreibung des Zimmers und des Verstorbenen....

Das Leben eines sterbenskranken Menschen nicht zu verlängern, lebenserhaltende Maßnahmen sein zu lassen per Patientenverfügung ist mit Suizid gleichzusetzen?

Beim Suizid zerstöre- schädige ich meinen gesunden Körper durch eigene Hand. Bei der Patientenverfügung lehne ich eine Weitererhaltung meines kranken Körpers durch fremde Hand ab. Das ist doch nicht das Selbe?


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