Kunst: Banksy Kunstwerk schreddert sich nach Auktion selbst

Nach einer erfolgreichen Auktion bei Sotheby‘s hat sich das Banksy Kunstwerk „Girl with balloon“, welches in 2006 als Repro direkt beim Künstler gekauft wurde, von selbst über einen in den Rahmen eingebauten Schredder zerstört. Irre Aktion, die bildende Kunst mit einer Performance kombiniert die in diesem Fall von den Auktionsgästen durchgeführt worden ist. Angeblich hat Banksy selbst den Schredder per Fernbedienung aktiviert und man vermutet auch, dass er zugegen war.

Was denkt ihr? Ist es möglich, so etwas alleine zu planen und durchzuführen oder gehört dazu ein wenig mehr an Vorbereitung? Immerhin ist die Kunstwelt gerade mal wieder auf links gekrempelt worden.

Hier das Video mit den Reaktionen und dem Einbau des Schredders

Banksy show us how he destroyed his art

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Also erst mal muss ich sagen, dass ich die Aktion ziemlich gelungen finde. Banksy hat die "Kunstwelt" wieder einmal vorgeführt und hat gezeigt, dass er (oder sie) sich nicht den Regeln des Kunstbetriebes unterordnen will.

CaptainAllmy schrieb:Was denkt ihr? Ist es möglich, so etwas alleine zu planen und durchzuführen oder gehört dazu ein wenig mehr an Vorbereitung? Immerhin ist die Kunstwelt gerade mal wieder auf links gekrempelt worden.

Prinzipiell halte ich das schon für möglich, dass das von langer Hand vorbereitet wurde. Banksy hat ein Video des Schreddereinbaus veröffentlicht.
Das Signal für den Schredder wurde vermutlich von einem Teilnehmer der Auktion geschickt, möglicherweise Banksy selbst. Möglicherweise per Handy. Wie es aber gelang, die Batterien für den Schredder als auch für die Kommunikationseinheit über einen relativ langen Zeitraum geladen zu halten, das ist mir nicht ganz klar. Aber gut möglich, dass es auch beim Auktionshaus Eingeweihte gab, die dafür sorgten, dass die Akkus vor der Auktion auch geladen waren.

emodul

Es ist genial. Ein anerkannter Künstler fabriziert ein eher belangloses Bild, mehr dekorativer Wohnzimmerschmuck als Statement.

Ein kleines Mädchen mit einem Herzluftballon, das war in 2006. Alle finden Kinder niedlich, klar, und sie sollen ja sooo glücklich aufwachsen und später eine Fassade errichten aus Lug und Trug bei FB, Instagram und Co.

Nun in 2018. Unser kleines Mädchen hat ein geheimes Leben geführt, das sich unsern Betrachteraugen entzogen hat, sie wurde erwachsen, hat den Lauf der Welt betrachtet. Keine Welt die schön und geborgen ist, da ist angesichts von beunruhigenden politischen Konexten und Kriegen, Klimawandel etc. ein sehr bedrohliches Szenario entstanden.

Bransky lässt sie aussteigen aus dieser Welt, die ist hart und kalt, als Erwachsene deren Träume alle enttäuscht wurden ist sie nie gemacht worden. Das ist schon ein feministisches Statement. In dem Moment wo sie zerstört wird steht sie nie wieder für irgendwen für Geld zur heile Welt Betrachtung zur Verfügung. Das ist Freiheit.

Sehr coole Aktion.

Ist ja schon alles dagewesen, aber das noch nicht :D
Hat er sich klasse ausgedacht.

Vielleicht werden die Schnipsel jetzt einzeln versteigert :troll:


Über die Logistik der ganzen Aktion hab ich mir auch schon Gedanken gemacht: Eigentlich funktioniert das problemlos nur, wenn er sein Werk selbst eingeliefert und dann auch selbst ersteigert hat.
Im Katalog stand ja, dass das Bild von jemanden eingeliefert wurde, der es direkt vom Künstler erworben hat, und dass es sich im Rahmen des Künstlers befindet.
Dann müsste ja dieser Person nicht aufgefallen sein, dass eine Schreddermaschine eingebaut ist, eigentlich unvorstellbar.
Man stelle sich vor, das Teil muss durch irgendwelche Sicherheitskontrollen :troll:


Jedenfalls, ich finde es super genial, die Reaktionen der Zuschauer bei Sotheby's sind schon ein Kunstwerk für sich (reiche Schnösel im Moment der Zerstörung von ziemlich viel Kohle - denn für die ist das ja nicht viel mehr, "Kunst" wird doch nur noch als Anlage betrachtet.)


Perfekt. :)


Oh, es gibt ein Update :D
Also, anscheinend war die Aktion lange geplant und das Kunstwerk sei jetzt deutlich mehr wert als vor der Schredder-Aktion (jaja^^) - also vielleicht doch ein nahezu perfekter Marketing-Gag, wer weiß das schon :D

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/banksy-auktion-kuenstler-bekennt-sich-zum-schredder-streich-a-1231949.html


und hier nochmal die Infos aus dem Katalog ;):
http://www.sothebys.com/en/auctions/ecatalogue/2018/contemporary-art-evening-auction-l18024/lot.67.html?locale=en

Waldkirch schrieb:Bransky lässt sie aussteigen aus dieser Welt, die ist hart und kalt, als Erwachsene deren Träume alle enttäuscht wurden ist sie nie gemacht worden. Das ist schon ein feministisches Statement. In dem Moment wo sie zerstört wird steht sie nie wieder für irgendwen für Geld zur heile Welt Betrachtung zur Verfügung. Das ist Freiheit.

Das Bild ist nur eine Reproduktion, allerdings von Banksy selbst.
Das Original wurde aus der Londoner Hauswand herausgetrennt und damals schon verkauft.

Das Problem von Banksy ist ja mittlerweile das er die von ihm gehasste Gentrifizierung durch den Erfolg seiner Werke selber forciert. Dieser Schritt jetzt war mehr als überfällig .

Vor allem muß man sich mit Branskys Werk als Gesamtes beschäftigen. Es ist sein Street Art Zyklus. Also aus der sehr plakativen Graffiti Szene entstanden. Seine Werke sind öffentlich zugänglich, regen an, zeigen deutliche Misstände auf. Graffiti bedeutet aber auch Veränderung, sie ist nichts für die Ewigkeit.

Wer auch immer die kleine Repro kaufen mochte, bekam das in der Performance zu spüren. Wer auch immer sich das Bild gerahmt, teuer bezahlt, mit dem Ego des besitzens einer Kunsttropähe hat was anderes bekommen. die direkte Kommunikation mit Bransky selbst.

Seine Hauswände wurden schon verkauft. Hat je einer dieser Käufer einen Bransky je verstanden? Wohl nicht in seiner ureigensten Interpretation wie er sich selbst und sein Werk sieht.

Waldkirch schrieb:Seine Hauswände wurden schon verkauft. Hat je einer dieser Käufer einen Bransky je verstanden? Wohl nicht in seiner ureigensten Interpretation wie er sich selbst und sein Werk sieht.

Sehe ich ähnlich.

emodul schrieb:Wie es aber gelang, die Batterien für den Schredder als auch für die Kommunikationseinheit über einen relativ langen Zeitraum geladen zu halten, das ist mir nicht ganz klar.

Das hab ich mich auch gefragt, aber es hat eben auch bloß für einen Teil des Bildes gereicht von der Kraft her. Restladung?

AliceT schrieb:Im Katalog stand ja, dass das Bild von jemanden eingeliefert wurde, der es direkt vom Künstler erworben hat, und dass es sich im Rahmen des Künstlers befindet.
Dann müsste ja dieser Person nicht aufgefallen sein, dass eine Schreddermaschine eingebaut ist, eigentlich unvorstellbar.
Man stelle sich vor, das Teil muss durch irgendwelche Sicherheitskontrollen :troll:

Das ist der andere Punkt, und per Röntgen müssen die Bauteile aus Metall schon zu sehen gewesen sein.
Erstaunlich auch, das der ursprüngliche Preis von ca 200-300 tausend Pfund um ein Mehrfaches übertroffen wurde.

emodul schrieb:Das Signal für den Schredder wurde vermutlich von einem Teilnehmer der Auktion geschickt, möglicherweise Banksy selbst. Möglicherweise per Handy. Wie es aber gelang, die Batterien für den Schredder als auch für die Kommunikationseinheit über einen relativ langen Zeitraum geladen zu halten, das ist mir nicht ganz klar.

Vielleicht war ein einfacher Federmechanismus eingebaut, also ein Aufziehmechanismus. Dessen Entriegelung könnte deutlich weniger Energie benötigen als ein elektrischer Motor. Dafür reicht vielleicht sogar eine Uhrenbatterie oder sowas in der Art.

AliceT schrieb:http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/banksy-auktion-kuenstler-bekennt-sich-zum-schredder-streich-a-1231949.html

Ich zitiere mal die Überschrift: Banksy hat Schredder-Streich jahrelang geplant


Streich. Nein das ist kein Streich, es ist die Antwort von Bransky selbst zu seinem Werk.

Wer einen Künstler immer noch in die Lausejungen Ecke stellen möchte weil er einmal als Streetart Graffiti Künstler begonnen hat, der den Reiz des "Verbotenen" auslebte, macht grundsätzlich irgendwas verkehrt.

Schon seinen Guantanamo Häftling in Disney Land wurde schon als "Streich" abgetan. Demonstrativer kann man wohl kaum seine Gesellschaftskritik setzen.

Hier ein Freund von Bransky von 2006 ;-)

Löst das Rätsel:

jarvis cocker and richard hawley

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CaptainAllmy schrieb:Das ist der andere Punkt, und per Röntgen müssen die Bauteile aus Metall schon zu sehen gewesen sein.

Ja. Kann mir nicht vorstellen, dass das auch bei Sotheby's niemanden aufgefallen sein soll. Geht gar nicht. ;)

CaptainAllmy schrieb:Erstaunlich auch, das der ursprüngliche Preis von ca 200-300 tausend Pfund um ein Mehrfaches übertroffen wurde.

Naja, das finde ich jetzt fast schon "normal". Er ist halt hipp, wird als angesagt und damit (auch) als gute Anlage gehandelt, und dann kommen eben solche Mondpreise zustande.
Ob das jetzt wirklich "Kunst" ist, ist den Leuten glaub ich ziemlich egal, da gehts um Status und dass man seinen Kumpels zeigen kann "Schau mal, bei mir hängt der und der" :D

Waldkirch schrieb:Streich. Nein das ist kein Streich, es ist die Antwort von Bransky selbst zu seinem Werk.

Ja. :)
Das Bild an sich ist ja eigentlich reinster Kitsch - da aus seinem Kontext gerissen, und noch dazu in diesen Stil-Rahmen gepackt; fertig für die Wohnzimmerwand.
Denke, genau darauf zielte das Ganze ab - auf die Symbolkraft, die dahinter steckt, auf so vielen verschiedenen Ebenen.

Genial, echt. :)

Es scheint ja auch nicht komplett durchgeschreddert zu sein sondern hängt noch halb im Rahmen.

Ob das auch geplant war? Oder vielleicht nur auf die schwachen Batterien zurückzuführen?

Dass es nun mehr wert ist in dem Stadium kann ich mir schon vorstellen.

Damit hat es ja auch eine total coole Aussage.

ich find die Aktion super, ob sie technisch so gelaufen ist wie banksy wollte oder nicht ^^

NeonMouse schrieb:Dass es nun mehr wert ist in dem Stadium kann ich mir schon vorstellen.

Damit hat es ja auch eine total coole Aussage.

Eigentlich gehört es gerade deswegen auch nun in eine öffentliche Sammlung und nicht in private Hände. So etwas passiert nicht so oft, das die Öffentlichkeit live dabei ist wenn etwas Neues erschaffen wird.

AliceT schrieb:Naja, das finde ich jetzt fast schon "normal". Er ist halt hipp, wird als angesagt und damit (auch) als gute Anlage gehandelt, und dann kommen eben solche Mondpreise zustande.

Oder jemand wusste Bescheid und hat den Preis hochgetrieben. Vor dem Hintergrund des Shreds ergibt es einen anderen Sinn m.M.n.

Waldkirch schrieb:Demonstrativer kann man wohl kaum seine Gesellschaftskritik setzen

Ich hatte nie den Eindruck das das Wissen um sein Motiv "Gesellschaftskritik" nur wenigen vorbehalten war. Im Gegenteil, er wurde immer so gesehen. Dafür gehört auch kein Kunstverständnis.

Doch seht mal was von der Repro überblieb, Lediglich das Herz. Entweder als ironischer Gruß, oder Aufforderung zur Selbstreflexion.

NeonMouse schrieb:ich find die Aktion super, ob sie technisch so gelaufen ist wie banksy wollte oder nicht ^^

@Waldkirch
Konsequent im Sinne der Botschaft wäre es gewesen wenn das ganze Bild geschreddert worden wäre. Ich gehe davon aus das die Teilschredderung eine Fehlfunktion war.

Perfekt wäre es wenn zum Schluss das ganze Bild geschreddert am Boden gelegen hätte.

Die Teilschredderung hinterlässt ja wieder ein Kunstwerk welches noch mehr an Wert gewinnt - das würde seiner Botschaft widersprechen meiner Meinung nach.

Ja ich schätze auch das da was schief ging. So wie ich es verstanden habe war Bansky selbst anonym anwesend um die Fernbedienung aus zu lösen. Das muß ja mit Batterien gewesen sein.

Dies Vabankque Spiel musste er eingehen, ev. auch für ihn persönlich ob es funktioniert. Das beinhaltet aber auch wieder den Charakter von StreetArt, die Veränderlichkeit.

Jetzt bin ich selbst so paranoide gewesen und hab mir ein Bild bei mir von hinten genauer betrachtet lol. Nicht das sich Bilder von lokalen Künstlerinnen da ebenfalls überm Sofa auflösen ^^

Ich frag mich grad wieviele das noch getan haben und mal ein gutes Stück abgehängt und stirnrunzelnd von hinten angeschaut haben. Flash Mob!

Waldkirch schrieb:Ja ich schätze auch das da was schief ging. So wie ich es verstanden habe war Bansky selbst anonym anwesend um die Fernbedienung aus zu lösen. Das muß ja mit Batterien gewesen sein.

Ja, es wird oft geschrieben daß er anwesend war. Ich denke aber er hat einen Vertrauten geschickt.
Das hohe Risiko in Anwesenheit von zig Smartphones mit Kameras im Nachgang identifiziert zu werden wird er sicherlich nicht eingegangen sein.

Ja Vertraute waren bestimmt anwesend, er vielleicht in Maskerade. Ich glaube nicht das irgendwer bei Sotherby`s irgendwie eingeweiht war. Ich hab mir das Video nun ein paarmal angesehen, die wahren die Contenance, Blösen können die sich mit ihrem Nimbus nicht geben.

Streetart will ja auch keine SAmmelkunst sein, dem Konsum entzogen. Sotherby`s und seine Stammklientel sind es ja grade die Kunst für alle verhindert. Es werden astronomische Summen kreiirt. Im Grunde genommen ist es ein Missbrauch der Kunst.