Becky schrieb:Hunde sind Tiere. Die kommen nicht zu dir und sagen "Du, mir gefällts nicht, wie ich hier im kleinen Zwinger sitzen muss. Das ist so langweilig jeden Tag, da würd ich gerne mal die Natur sehen. Außerdem tut mir mein Kiefer ganz doll weh, vielleicht solltest du mal mit mir zum Tierarzt, damit da nichts schlimmeres passiert." - die machen sich anders bemerkbar. Das wurde scheinbar über sehr lange Zeit immer übergangen, anders kann ich mir die schlimme Verletzung am Kiefer nicht erklären.
Natürlich artikuliert sich ein Hund nicht verbal. Anzeichen zeigt er aber weit bevor es zu so einem Fall, wie dem hier vorliegenden, kommt. Hunde senden von allen domestizierten Haustieren noch die stärksten Signale aus, wenn ihnen was nicht passt. Hier wurde ja auch schon angemerkt, dass selbst den Nachbarn aufgefallen ist, dass der Hund in eine Richtung geht, in der man seinen Hund nicht haben möchte. Nun ist das Kind aber in den Brunnen gefallen und mit so einem Hund kannst du praktisch nichts mehr anfangen. In einer Zwingerhaltung würde sich as Verhalten voraussichtlich weiter verstärken (weil Unterforderung, Langeweile) und selbst ein erfahrener Halter, kann nicht garantieren, dass der Hund im Park nicht mal eben ein Kind wegflext.
Becky schrieb:Du versuchst dem Hund bewusstes und rationales Verhalten zu unterstellen. So funktionieren Hunde aber nicht.
Ich unterstelle dem Hund keineswegs ein bewusstes und rationales Verhalten. Ein Hund ist ein konditioniertes Lebewesen, dass gewisse Beschäftigungsansprüche hat. Es gibt Hunde, die vom Problemfall zum Familienhund werden, wenn sie innerhalb ihres Rudels eine feste Aufgabe zu erledigen haben. Bewusst und rational ist da nichts. Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass man sagt "Jo, die Halter sind halt selber Schuld". Das sehe ich eben nicht so. Auch wenn der Hund keine Schuld im menschlichen Sinne trägt, ist er eben doch nicht mehr tragbar. Dass ein krankes Tier erst aus seiner Wohnung kommt, wenn es zwei Leute tot beißt, ist doch der eigentliche Skandal. Ich habe schon mehr als einen Halter beim Veterinäramt gemeldet und rate mal, wie oft es Konsequenzen gab. Richtig...ganz ganz selten. Und da waren Hunde bei, die wurden jeden Tag für eine Stunde in den Keller gesperrt als Ersatz für die Gassi-Runde. Totgebissen haben die aber niemanden.
Tussinelda schrieb:Du guckst Martin Rütter? Tja, ich habe mich jahrelang mit Verhaltungsforschung beschäftigt, Hunde/Wildhunde studiert und Hunde ausgebildet. Einen Schwanz habe ich nicht, kann man auch was anderes nehmen?
Ich habe mal reingeschaut. Man muss ja wissen, mit was der durchschnittliche Halter so arbeitet. Die Leute kommen halt oft mit "Aber der Martin Rütter sagt,..." gucken aber wie ein Auto, wenn man ihnen erklären möchte, was operante Konditionierung und positive Reinforcement ist.
Na, da scheinen wir ja aus der selben Branche zu kommen. Ich darf mich Verhaltensbiologe nennen. Was denkst du denn, was da falsch gelaufen ist? Deine Einschätzung würde mich aufrichtig interessieren.