Doors schrieb: Heute werde ich schon von Möbelhäuslern oder Telekommunikationsanbietern ungefragt geduzt.
Ich erlebte das, als ich mit meiner holden Gattin zusammen nach einem Esstisch suchte.
Der Verkäufer eines (nicht schwedischen, da hätte ich sogar ein gewisses Verständnis aufgebracht) Möbelhauses fixierte mich und wollte mit den Worten: "Na, kann ich euch helfen", das Verkaufsgespräch beginnen.
Ich habe kurz überlegt, on das "Euch" im Sinne eine Pluralis Majestatis gebraucht wurde, weil das in Anbetracht meiner Erscheinung der für ihn einzige Weg war, das Gespräch protokollkonform zu eröffnen. Aber dann musste ich doch trotz einiger böswilliger Gerüchte, zu meinen Kindertagen hätte es noch einen deutschen Kaiser gegeben, eingestehen, dass er "uns" meinte.
Er brach dann das durch die kumpelhafte Anrede schon gebrochene Eis weiter, indem er mir nicht nur die Hand reichte, sondern mit der anderen liebevoll und ausgiebig meine Schulter tätschelte.
Der Blick meiner Liebsten zeigte mir in dem Moment (und ihm möglicherweise auch, denn er zog sich überraschend schnell in die Tiefen der Möbelausstellung zurück), sollte er sie ebenfalls ansprechen oder gar berühren, würde der von uns bereits ins Auge gefasste Esstisch nur noch als Unterlage für seine Leiche dienen.
Auf der anderen Seite finde ich es nicht unangemessen, wenn der nur mäßig deutsch sprechende Verkäufer des Dorfladens, der mich eigentlich nur ein paar Mal im Jahr zu Gesicht bekommt, mich duzt und dabei nett lächelt.
So ganz einfach ist soziale Interaktion dann doch nicht.