@Kc , wir gehen aber immer noch von der im EP geschilderten Situation aus, oder?
Niederbayern88 schrieb:Neben uns hat sich ein deutlich angetrunkener älterer Herr hingesessen und prompt fing er mit Selbstgespräche an.
Wir dachten unseren Teil und haben ihn ignoriert und miteinander weiter geredet. Er hat natürlich mitgehört und irgendwie ständig was vor sich hingelallt. Uns war sowas ja eher egal, da wir unseren Teil dabei denken.
Als er jedoch ein paar mal mich angestupst hat, war ich jedoch drauf und dran aufzustehen und ihn rauszuwerfen bei der nächsten Station.
Kc schrieb:Naja, es klingt für mich so, als möchtest du aussagen:,,Der Trinker kann ja nichts dafür, dass er besoffen ist und Leute anpöbelt und belästigt. Das muss man ihm nachsehen."
So lange ich das nicht so schreibe, musst Du es mir nicht unterstellen. Ich weiß mich ganz gut so auszudrücken, dass man das sonst herauslesen könnte.
Nur gibt es unabhängig davon, wie ätzend man es findet, dass jemand sich derart besäuft und die Kontrolle verliert, meine Verantwortung für mein eigenes Verhalten.
Kc schrieb:Womit ich mich als Grundsatz nicht anfreunden kann, ist die Einstellung, dass man immer ,,einfach weggehen" sollte, wenn man kann. Vor allem nicht mit der Begründung, dass ja nicht der Täter verletzt werden solle. Damit geben wir meiner Meinung nach Menschen Raum für falsches Verhalten. Zudem besteht ja weiterhin die Gefahr, dass der Betrunkene einen verfolgt.
Natürlich sollte man Konfrontationen ausweichen, wenn man kann. Das lernen Kinder hoffentlich schon auf dem Schulhof, dass man sich nicht mit Fäusten gegen Idioten durchsetzen kann.
Kc schrieb:Dass ich ein überzeugter Christ bin, bedeutet nicht, dass ich mich wehrlos angreifen lassen muss.
Wenn du das willst, solltest du dich an die Hardcorepazifisten wenden. Bei mir bist du da an der falschen Adresse.
Auch Christen dürfen sich wehren, wenn sie angegriffen werden.
Wir sprechen hier aber nicht von einem unmittelbaren Angriff und Notwehr, oder?
Du möchtest
eine Lektion erteilen, denn Du müsstest Dich gar nicht wehren, wenn Du weggehen könntest und damit gar keine Gelegenheit zur Eskalation bietest.
In welcher denkbaren Situation gilt denn das Gebot, sich nicht provozieren zu lassen?
Und wo beginnt Selbstjustiz, wenn Du es als Deine Aufgabe ansiehst, Lektionen zu erteilen?
Wenn jemand eine verbale Zurechtweisung als Provokation auffasst, wird es Zeit, sich zurückzuziehen.
Kc schrieb:Ja. Wenn jemand mich schlagen und treten will, dann wehre ich mich dagegen. Tut mir Leid, ich bin nicht so der Typ, der sich widerstandslos verhauen lässt, nur damit dem armen Täter nichts passiert. So viel ist mir vermeintliche moralische Überlegenheit dann doch nicht wert, dass ich im KH lande.
Also lässt Du das mit der Moral kurz weg und meinst, dass ein Besoffener aus Prügeln lernt?
Kc schrieb:Wenn vorher sozusagen Asterix und Obelix beide sich betranken, pöbelten und andere Leute attackierten, aber Asterix lernt, dass das ein falsches Verhalten ist und für ihn nicht gut ausgeht, dann ist das ein Problem weniger.
Es ist aber nicht Deine Aufgabe, Asterix das beizubringen und er würde es auch lernen, wenn er in einer Ausnüchterungszelle zu sich kommt, mit einer Anzeige am Hals.
Kc schrieb:Ich provoziere niemanden. Ich weise ihn freundlich, aber bestimmt drauf hin, dass er mich nicht belästigen, bedrohen oder anfassen soll.
Weil ich mich sonst mit vollstem Recht wehren werde. Daran ist nichts falsch.
Ich muss nicht klein beigeben und kuschen, nur damit der arme aggressive Betrunkene keinen Schaden davonträgt.
Nein, in der Situation bist Du nicht im vollsten Recht, weil es keine Notwehr darstellt, wenn Du Dich Provokationen bewusst aussetzt und nicht ausweichst, wenn Du die Gelegenheit dazu hattest.
Kc schrieb:Nur wenn eine offensichtliche körperliche Überlegenheit besteht, dann empfiehlt sich aus Klugheitsgründen der Rückzug, sofern möglich.
Ist das nicht möglich, weil man nicht weg kann oder verfolgt wird und kommt es zur körperlichen Auseinandersetzung, bleibt nur, möglichst schnell und hart zuzuschlagen. Denn das ist dann eine Selbstverteidigungssituation.
Wie gesagt: Du erteilst Deine Lektionen also nur offensichtlich Schwächeren. Das ist an sich schon fragwürdig, aber man kann sowieso nicht an er Statur die Stärke ablesen:
Kc schrieb:Das siehst du doch, wenn du die Augen aufmachst :D
Wenn du 1,70m bist und 66 Kilo wiegst und dein Gegenüber 1,90m groß ist und offenbar um die 100 Kilo wiegt, dann ist da eine körperliche Überlegenheit sehr stark anzunehmen.
Und das ist ein Fehler, gerade bei Besoffenen. Meine Kollegin wurde von einem Typen angegriffen und beinahe vergewaltigt, der fast einen Kopf kleiner ist als sie und erst recht als ihre Brüder (die auch sehr sportlich sind), von denen einer mit einem Kumpel zum Glück gerade noch rechtzeitig angerannt kamen.
Sie haben den Täter erwischt und festgehalten... zu zweit hatten sie damit alle Mühe.
Ich habe gesehen, wie zwei kleine, drahtige Typen ein Ledersofa mit Klappbett eine enge Treppe hoch getragen haben, an dem drei große, starke Typen gerade verzweifelt waren.
Kc schrieb:FF schrieb:
Ja, dazu ist immer Zeit.
Kc: Im Film und Idealfall ja, in der Realität nein ;)
Was machst Du denn nach dem "Vertrimmen"... einfach weggehen, weil keine Zeit?
Kc schrieb:Jede(r) muss selbst wissen, was sie oder er kann und will. Wenn du noch nie in einer Situation warst, wo du dich wirklich körperlich verteidigen musstest, schön. Auf viele Frauen und Männer trifft das Gegenteil zu.
Ich war leider sehr wohl in solchen Situationen, in denen auch mal mehrere Männer gegen den Angreifer nicht viel ausrichten konnten. Ihre "dann kriegt der eben auf´s Maul"-Strategie hat es nur immer weiter eskalieren lassen bis ich meinen Freund endlich davon überzeugen konnte, dass wir besser gehen.
Und ja, er ist mir hinterher gegangen und hat mich auf der Straße dann nochmal gestoßen, dass ich lang hinflog... aber er meinte die ganze Zeit
mich persönlich, ich war kein anonymer Fahrgast in der bahn.
Kc schrieb:Was ist denn, wenn der Betrunkene anfängt, eine Frau zu begrapschen? Soll die das auch mit sich machen lassen?
Mit welcher Begründung denn? Der Belästiger verhält sich falsch. Nicht sie, wenn sie sich wehrt.
Wer redet denn davon, dass man das mit sich machen lassen soll? Ich hatte exakt beschrieben, was zu machen ist.
Was macht denn die Frau, wenn Du mal nicht dabei bist? Was würdest Du einem Jugendlichen oder Kind raten? Oder alten Leuten?
Ist ja toll, dass Du für Dich eine Strategie gefunden hast und Dich in der Lage fühlst, auszuteilen.
Kc schrieb:Was ist dir denn wichtiger?
Dich moralisch im Recht zu fühlen oder deine Unversehrtheit?
Meine Unversehrtheit. Und die der anderen im Abteil, die sicher keine Prügelei erleben wollen.
Oder sich dann um den Verprügelten kümmern müssen, weil Du gegangen bist, wegen keine Zeit.
Bruderchorge schrieb:Aus persönlichen Erfahrungen weiß ich, dass Betrunkene zum Teil noch sehr wohl auf eine verbale Abfuhr positiv reagieren und verschwinden bzw. ihr Verhalten bessern.
Der Vorschlag ist ja auch, dass man sie erstmal anspricht und die Frage ist, was passiert, wenn sie nicht positiv reagieren.