Chu schrieb:Jup. Es fing bei mir an, ganz Deutschland zu bereisen, aber das war mir irgendwann nicht mehr genug.
Das kenne ich. Erst die Klassenfahrten mit der Schule, dann im Jugendalter hier und da mal ein Städtetrip. Da ist man mal außerhalb des eigenen Kaffs und sieht das restliche Land. Aber irgendwann will man mehr sehen.
Europa lässt sich zum Glück recht einfach bereisen. Besonders die slawischen Länder mag ich aufgrund der Herkunft meiner Eltern sehr. Ich könnte ein Wochenende im letzten Kuhkaff in der Ukraine verbringen und wäre glücklich. Weißrussland will ich unbedingt mal besuchen. Aber auch Russland und die ganze Gegend drumherum. Zwischen den Orten wechseln, durch die Städte gehen, mal nen Kaffe irgendwo trinken, einfach nur das dortige Leben auf sich wirken lassen. Das wäre ein Traum.
:)Da ich das Glück hatte, alle paar Monate beruflich mal in einer anderen Stadt zu sein, selten auch mal im Ausland, kann ich meine Reiselust mit der Arbeit kombinieren. Die Krönung war mal mehrere Tage lang in einer kleinen polnischen Stadt zu arbeiten. Keine Touristen, nur ich unter Polen. Der Arbeitsalltag war schon ein super Erlebnis und der Feierabend dann genial, da man sich irgendwie in das Stadtleben einfügen muss.
Chu schrieb:Ich weiß nicht wieso, ich bin ein Mensch, der sowieso nicht lange an einem Ort bleiben kann. Ich brauche immer mehr. Das fängt im Privatleben an: Ein Haus und irgendwo festgesetzt zu werden könnte ich mir derzeit nicht vorstellen. Hat was von einem goldenen Käfig. Eine absolut grauenvolle Vorstellung....für mich.
Bei mir das vollkommene Gegenteil. Hier könnte ich bis an mein Lebensende leben. Ein schickes Haus bauen, mit der Frau die Kinder dort großziehen und sie ins Leben lassen. Das ist mein fester Lebensort, das ist meine Heimat. Und von dort aus bereise ich die ganze Welt.
:)Bei deinem goldenen Käfig kann die Türe doch auch offen stehen.
Chu schrieb:Daher lege ich bei eienem Partner auch wer darauf, dass er ebenso denkt. Denke, das ist einfach mein Charakter, der mich rausbringt in die weite Welt.
Andere Menschen haben das bedürfnis nicht und bleiben lieber an Ort und Stelle mit ihrer Routine. Die reisen dann auch per All Inklusive :D
Das ist wahr. Der Partner muss auch so ticken, sonst wird das nix, weil einer den Kürzeren zieht. Den zweiten Satz kann ich so nicht stehen lassen. Hab im Zitat vorher bereits geschrieben, dass ich zwar gerne viel reise, aber in meinem Kaff bis ans Ende aller Tage bleiben möchte.
Sonnenblume91 schrieb:Ich denke, dass man durchaus zufrieden auf dem Sterbebett liegen kann, ohne weit gereist zu sein. Für mich sind da für ein erfülltes Leben andere Dinge wichtiger. Aber da ist ja auch jeder anders.
Jeder hat seine eigene Art, wie er sich das Leben vorstellt.
Doch es ist doch nicht die Reise an sich, die das Leben so sehr erfüllt. Damit habe ich die Erfahrungen gemeint, die man dabei sammelt. Du siehst mit deinen eigenen Augen eine vollkommen andere Welt oder besuchst Orte, die jeder im Fernsehen sieht.
Als ich mal von Israel nach Palästina eingereist bin, fuhr ich die Grenze entlang. Meterhohe Betonmauern und irgendwo ein Metalltor mit schwer bewaffneten Soldaten und besetztem Wachturm. Ich fuhr durch dieses Tor und fühlte mich, als wäre ich zwischen zwei Welten gereist. Man merkt, dass es auf der anderen Seite vollkommen andere Lebensumstände gibt. Das waren 20 Sekunden, an die ich mich noch detailliert erinnern kann.
Wenn es in den Nachrichten wieder um den dortigen Konflikt geht, kann ich mich in die Lage gut hineinversetzen, da ich viel davon selbst gesehen habe. Manchmal erinnere ich mich an diesen einen Grenzübertritt durch das Metalltor. Das lässt einen anders über gewisse Dinge nachdenken. Vor allem das Bild der eindrucksvollen großen Mauern, die einen düsteren Hintergrund haben.
Damit meine ich die Erfahrungen, die man am Lebensende hat. Für mich ist es einfach nur schön zu sehen, wie andere Menschen leben und wie ihre Heimat aussieht.
In Frankreich war ich mal ein paar Tage in einer Berufsschule und hatte ein Praktikum als eine Art Mischung von Hauselektriker und Anlagenmechaniker. Alleine schon zu sehen, wie bei denen der Schulalltag aussieht war toll und die Atmosphäre auf dem Schulhof. Und auch frei in einer Fabrik laufen zu dürfen und die letzten Ecken zu sehen, um irgendwas zu bauen oder zu reparieren war eine schöne Erfahrung. Du kriegst Einblicke in den Alltag von Menschen, die ein Leben führen, das du so nicht kennst. Nach Feierabend und an freien Tagen fuhr ich durch die ganze Region und konnte typisch französische Orte sehen. Auf Google Street View sehe ich sogar den Verkehrsspiegel, den ich damals aufgehängt habe. Den Halter dafür habe ich gesägt, geschweißt und an die Wand angebracht. Nun hängt er da und drei Jahre später hat Google mit seinen Autos das Ding auf Foto festgehalten. Ich habe mich dort verewigt.
Solche Dinge sind für mich viel wert. Vielleicht ist das alles für dich uninteressant, doch ich erinnere mich gerne an sowas. Ich war auf diesem Planeten, habe die Welt gesehen und Dinge hinterlassen, die den Menschen helfen.