Was bedeutet für euch Weihnachten?
15.11.2017 um 15:22
Alle Jahre wieder, plagt das gewissen mich...
Hach ja Weihnachten, 3 Tage, Berauschung im würzigen Duft von Lebkuchen und Spritzgebäck. Einfach mal abschalten vom Alltagsstress und während dem „Heuchler-fest der Liebe“, so tun als wäre doch alles in Ordnung.
Da frisst man sich gut und gerne den Wanst voll mit allerlei Süßigkeiten, schaut zm x-ten mal die Wiederholung von Kevin, erinnert sich zurück zu Kinderzeiten und vermisst ja schon ein wenig das Gefühl, der Unbeschwertheit, die man eben als Kind hatte, als man noch nicht wusste, das sich alles nur um den Rubel und dessen Vermehrung dreht.
Dass ein Haufen anderer Kinder in Äthiopien wegen fehlendem Wasser verrecken, weil das welches ihnen zustehen sollte, von Nestlé abgeschöpft und zu überteuerten Preisen als Weihnachtsedition von den Menschen gekauft wird, die fließend Wasser auch aus dem Hahn genießen könnten.
Wenn Supermärkte, wieder ihre Lager füllen, mit allerhand Lebensmitteln, um den Weltuntergangs ähnlichen Zuständen der Weihnachtseinkäufe gerecht zu werden und nach den 3 Tagen aufgrund kurzer Mindesthaltbarkeitsdaten, versuchen die Produkte schnellstens unter die Leute zu bringen, bis sie sie schließlich wegschmeißen müssen.
Wenn Onkel Werner wieder mit einer gespielten Freundlichkeit durchs Haus irrt und allen eine Freude machen will, obwohl jeder in der Familie bereits weiß, das er sonst ein miesepetriges Arschloch ist und wenn falsche Erwartungen an ein Weihnachtsgeschenk dem kleinen Timmy Tränen in die Augen treiben, dann weiß ich, es ist wieder Weihnachten in Deutschland.
Das Fest der Liebe nennen sie es.
Nun ich nenn, das Leidvolle „damusstdudeinerfamiliezurliebedurch“ fest. Als Kind stellst du das alles nicht in Frage, Geschenke kriegen, frei haben und TV. Die totale Reizüberflutung genießen.
Wenn man jedoch älter wird, stellt sich so eine Art gewissen ein.
Der eine Mag halt noch verblendet von seiner Kindheit in Weihnachtshörspielen und dem Duft von Mama die Plätzchen bäckt, sehnlichst auf den Schnee warten, der das diesjährige Weihnachtsfest endlich zu dem machen würde, welches man sich ja immer schon erträumt habe, der andere besäuft sich bei Glühwein oder Feuerzangenbowle auf dem Weihnachtsmarkt, bis er schließlich als bestes Beispiel für die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums, in das kleine Rentiergehege kotzt, neben dem kleine Kinder, in der Schlange für den Weihnachtsmann stehen. Kurz unterbrochen vom kurzen Schock und dem süß-sauren Duft frischen Mageninhalts in Rudolphs Futtertrog, setzt das kleine Mädchen auf dem Schoß des Weihnachtsmannes fort.
„Ein Ipad, den neuen Bilou Schaum, einen eigenen Youtube Channel und ein Pony...“ Die Liste ist unendlich lang und der Frust bei den Eltern groß. Während man in der Schule nach den Ferien darüber aufgeklärt wird, wer die reichsten Eltern hat, weil er all seine Wünsche erfüllt bekommen hat, freut sich so manches Kind über eine alte Xbox, die sich Papa und Mama nur leisten konnten, weil sie im Pfandleihhaus mal wieder etwas Schmuck verhökern konnten. Verheimlichen dies jedoch ihren Mitschülern, um nicht das Gespött des Tages zu werden.
In der heutigen Gesellschaft gibt es eben nur noch Verlierer und Gewinner und auch Weihnachten macht da keinen Halt vor. Und so fantasiert sich einige Kids halt das Hirngespinst von der perfekten Weihnacht, mit vielen Geschenken und keinerlei enttäuschter Gesichter zusammen. Können ihre Eltern es ihnen nicht bieten, so werden sie es eines Tages und das versprechen sie sich selbst, dies aber ihren Kindern bescheren.
Der Markt freut sich und setzt voll und ganz auf dieses Verhalten, denn nur wer viel kauft, zeigt seinen Kindern die Wahre Bedeutung christlicher Familienfeste.
Hat man sich dann durch die drei Tage geliebt, ist alles wieder beim alten, die Menschen vergessen ihre Warmherzige Ader und die „jederistsichselbstdernächste“ Mentalität tritt wieder zu Tage. Die noch gestern von allen gepriesene Nächstenliebe, endet in der Schlange die den Beginn einer weiteren großen Unsitte der Weihnacht birgt. Den Umtausch-Aktionen. Wieder stürmen die Leute die Läden, um aus allem, was nicht direkt brauchbar erscheint, wieder Geld zu machen um sich etwas zu kaufen, was wir uns immer gewünscht haben.
Wenn dann ein paar Wochen Später ein großes Einrichtungshaus, mit aus dem Fenster fallenden Tannenbäumen wirbt und draußen noch Kiddies die Blindgänger Böller von Silvester zünden,
Dann weiß ich, dass der Spuk der letzten Tage, bald schon von neuem beginnt.
Ziehen wir ein Resümee, Weihnachten war toll. Meine Familie die sonst selten was mit mir zu tun haben wollen, hat sich sehen lassen, ich bin pappsatt und habe evtl. sogar etwas zugenommen und mein Haus steht nun wieder voll mit sämtlichen Zeug, dass ich heute noch umtauschen muss und während ich Hotdog mampfend in der Schlange bei IKEA stehe, echauffiere ich mich über meinen Nächsten an der Kasse, ob er sein Geld nicht mal im Voraus abzählen könnte.
Frohe Weihnachten :)