Chef zahlt nicht - Was tun?

Hey Leute, ich habe ein kleines Problem. Seit 3 Monaten zahlt mein Chef kein Gehalt mehr. Nunmehr stehen 6500 Euro aus (netto!). Ich bin sein einziger Vollzeit-Mitarbeiter. Kann er schon so seine Rechnungen gerade so zahlen ist eines völlig klar: Es gibt jetzt die Möglichkeit zu sagen: Ich gehe zum Anwalt, arbeite nicht mehr und werde trotzdem weiter bezahlt und mache erst weiter wenn ich meine Kohle habe. Dann allerdings wäre der Chef definitiv insolvent und könnte somit auch mein Gehalt auf keinen Fall mehr zahlen.

Ich stecke also in einer blöden Patt-Situation: Gehe ich zum Anwalt ist die Kohle futsch. Arbeite ich weiter hätte er eigentlich die Umsätze mein Gehalt zu zahlen, macht es aber nicht.

Wie geht man mit so einer Situation um?

@jimmy82
Verschieb es lieber zu Menschen bzw. lass es verschieben. Hier passt das nicht wirklich.

Zum Problem, wenn du sein einziger Vollzeitmitarbeiter bist, hast du doch bestimmt einen Einblick, der reichen sollte um die Zukunft des Betriebs halbwegs einzuschätzen. Also wenn die Insolvenz so drohend ist, solltest du ohnehin nicht mehr investieren. Dann darfst du nicht vergessen, dass du ebenfalls - sofern kein finanzielles Polster - irgendwann in einen Engpass kommen kannst.

Hast du ihn schon zur Zahlung aufgefordert oder meinst du nur, dass es jetzt so sein könnte wie du beschreibst? Sicherlich kannst du deinem Chef entgegenkommen, wenn du auf etwas verzichtest, aber schlussendlich ist es nicht deine Aufgabe den Chef und seine Firma durch deine Großzügigkeit am Leben zu erhalten.

Es ist dein Recht und seine Pflicht deinen Lohn für deine geleistete Arbeit auszubezahlen. Da es hier um deine Existenz geht und wenn du weißt, dass er so schnell nicht zahlen kann - schau dich nach etwas anderem um. Setz dich ggf. mit dem Jobcenter in Verbindung, dann kannst du währenddessen Arbeitslosengeld beziehen und dich beraten lassen.

@jimmy82

jimmy82 schrieb:Gehe ich zum Anwalt ist die Kohle futsch.

Nö, wenn er Insolvenz anmeldet, dann zahlt das Arbeitsamt erstmal, soweit ich weiß 6 Monate. Ich würd dir raten erst mit deinem Chef zu reden und wenn er sich weigert zu zahlen oder Insolvenz anzumelden, dann geh zum Anwalt.

mfg
kuno

@jimmy82
Ich würde auch sagen: mit ihm sprechen und dann entscheiden.
Bzw.: hat er generell mal was gesagt, weshalb er nicht zahlt? Oder du ihn angesprochen? 3 Monate... Da kann ich mir nicht vorstellen, dass du ihn noch nicht darauf angesprochen hast?

Vom Gefühl her würde ich allerdings sagen, es ist eh eine Frage der Zeit, bis er Insolvenz beantragen muss.
Darauf würde ich mich an deiner Stelle vorbereiten.
Und dein Gefühl wird dir dann schon sagen, ob es Sinn macht, dort zu bleiben oder zu gehen.
Mir hat damals mein Gefühl gesagt, zu gehen (bevor kein Gehalt mehr kam) und es war richtig. Muss aber nicht sein, es kann auch gut gehen, wenn man durchhält.

@jimmy82
Ich würde mich mal flott schlau machen, was denkst den ganzen anderen Zahlungen so ist, Sozialversicherungsabgaben z.B.
Sind die gezahlt worden?
Das gibt deinem Problem möglicherweise noch ne andere Dimension, nach der sich dann auch dein Handeln richtet.

Selbst in finanziell schwieriger Lage, sollte der Chef seinem Mitarbeiter wenigstens einen Teil des Lohns auszahlen. Wenn nicht ersichtlich ist, dass es auf absehbare Zeit wieder Lohn oder Gehalt gibt, würde ich fristlos kündigen und mir was neues suchen. Im Normalfall arbeitet man ja nicht nur aus Spaß an der Sache, denn davon lässt sich weder die eigene Miete, noch das Essen bezahlen.

Riecht nach Insolvenzverschleppung.
Schriftlich zur Zahlung auffordern. Nichts mündlich machen.

@styx
Auf sowas tippe ich auch. 3 Monate kein Gehalt... glaube nicht, dass da überhaupt noch was kommt.
Wäre aber halt interessant, was der Chef dazu sagt.

Mit dem Chef deutlich reden! Wenn er eine Insolvenz verschleppen will, kannst auch du sie als Schuldner beantragen- ob er das will? Zunaechst zum Arbeitsamt, erkundige dich ueber deine Rechte und beantrage Insolvenz/Konkurs- ausfallgeld denn deine Kosten laufen ja weiter und wenn du dir die Fahrt zur Arbeit nicht mehr leisten kannst ist auch keinem mehr geholfen!
:pony:

Arbeitnehmerschutz.
Es kann nicht sein, dass sie nicht zahlen.
Lass die Arbeit liegen, geh vor Gericht und vertraue ab sofort keinem Gesülze
Sieh dich währenddessen nach neuer Arbeit um.

Wenn ein AG ein paar Tage später zahlt, ja Ok, das könnte ich ja noch verstehen.
Aber, 3 Monate kein Gehalt ...

Von was lebst du im Moment den? Hat dein Chef den kein Gewissen?!

Ich bin seit 10 Jahren in meiner Firma, bei uns geht es auch "familiär" zu, ABER würde ich 3 Monate kein Gehalt sehen, wäre ich schon längst auf die Barrikaden gegangen und hätte mir Hilfe geholt.

@jimmy82
Was ist dein job, wenn ich fragen darf ?

Insolvenzverschleppung hängt von der Rechtsform ab. Nicht jede Rechtsform ist zur Insolvenz gezwungen.

Eine wirklich einleuchtende, transparente Erklärung ist jedenfalls fällig. Falls die nicht kommt, rechtliche Beratung in Anspruch nehmen und dem gesunden Menschenverstand gemäß entscheiden.

Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten. Man kann den Karren gemeinsam aus dem Dreck ziehen, nur dazu müssen Offenheit, Vertrauen und ein sinnvoller!! Plan da sein (das beste hoffen ist kein sinnvoller Plan), oder sein Unternehmen ist nächsten Monat toter als jetzt. Lösungen kann es geben, Wunder und Lottogewinne eher selten.

@jimmy82

Bist Du der einzige Mitarbeiter? Sind andere auch betroffen? Wie reagieren die?

Auf alle Fälle lass Dich rechtlich beraten.

kuno7 schrieb:Nö, wenn er Insolvenz anmeldet, dann zahlt das Arbeitsamt

Aber nicht die noch ausstehenden Beträge.

jimmy82 schrieb:Wie geht man mit so einer Situation um?

Du hast als einziger Mitarbeiter immerhin ein gewisses Druckmittel. Verlange die noch ausstehenden Zahlungen, zur Not in (wenigen) Raten.
Du hast bei diesen hohen Außenständen ein Zurückbehaltungsrecht Deiner Arbeitsleistung (schriftlich und nachweisbar geltend machen!).

Soweit zur Theorie. Praktisch ist es ein riesen Problem, wenn kein Geld da ist. Da hilft Dir auch kein Gericht.
Der beste Tipp ist: Sei so schnell wie möglich damit, das Geld zu bekommen. Das ist die beste Chance, noch etwas zu bekommen.

Schriftlich den Lohn anfordern, abmahnen und wenn das alles fruchtlos war, eine Lohnklage beim Arbeitsgericht. Arbeitsgerichtsverfahren gehen sehr schnell und wenn du eine Insolvenz vermeiden willst, so kannst Du auch weiter arbeiten, während das Verfahren läuft. Das wäre halt der normale und legale Weg.

@kleinundgrün

kleinundgrün schrieb:Aber nicht die noch ausstehenden Beträge.

Ich hatte mal ne Insolvenz mitgemacht und da hatte das Amt gezahlt, aber es war schon so, das die Insolvenz vor dem Ausbleiben der Zahlungen eingereicht wurde.
Hab ich wohl Blödsinn erzählt.

mfg
kuno

2 Monate sind noch okay / an der Grenze. Wenn es mehr wird MUSS man schriftlich zur Zahlung auffordern, ansonsten kann es einem später zum Nachteil ausgelegt werden, dass man nicht tätig wurde.

Wenn du ein gutes Verhältnis zum Chef hast und die Auftragslage stimmt, würde ich das pro forma machen und eine Ratenzahlung vereinbaren. Wenn bzgl. Raten auch nichts mehr geht, bleibt nur der Weg zur Arbeitsagentur, die werden dich da gut beraten und ggfs. selbst als Gläubiger ggü. deinem Chef auftreten.

Das wäre m.E. der humanste Weg. Geht natürlich auch anders...

@petersi
Formal ist das zwar richtig, aber typischerweise ist das Nichtzahlen des Lohnes in solchen Fällen kein Unwille des AG, sondern schlich der Umstand, dass er kein Geld hat.

Eine Klage verhärtet die Fronten und verhindert in aller Regel, dass der AG Geld aus einer anderen Quelle beschafft. Im konkreten Fall würde ich eher die Arbeit nieder legen oder das zumindest in Aussicht stellen. Ggf. kann der AG irgendwelche neuen Geldquellen auf tun (Freunde, Familie).

Ein weiterer Punkt ist, dass auch durch Weiterarbeiten wahrscheinlich die Situation nicht besser wird. Wenn nicht gerade noch Zahlungen für den AG offen sind, die demnächst zu erwarten sind, ist es in solchen Fällen (wenn es mal soweit gekommen ist) auch vorbei. Die Schulden werden nämlich immer mehr - Mieten, Löhne, Darlehen -> das läuft alles weiter.