@KomaKommando Ich kann dich absolut und zu 100% verstehen. Habe selbst schon mit dem Gedanken gespielt hier mal ein Thema dazu zu eröffnen.
Mich nehmen diese, sich immer mehr häufenden Terroranschläge vom IS auch echt mit.
Diese Kaltblütigkeit und Unberechbarheit macht mir einfach Angst.
Dabei ist die größte Angst nicht mal, dass sich ein Verrückter neben mir in die Luft jagt- in meiner Vorstellung geht das schnell, sondern das ich vielleicht elendig verrecken muss, weil mir jemand in den Bauch schießt oder mir den Kopf abschneidet. Im schlimmsten Fall noch ein Video dreht, in dem ich kniend mit Sack überm Kopf noch auf den Tod warten muss.
Die zweite Sorge ist, dass es Angehörige von mir trifft.
Gerade mein Mann ist in seiner Freizeit Ordner bei einem Bundesliga-Verein und auch jetzt zu Public-Viewing EM-Spielen im Einsatz. Das ist schlimm für mich.
Ich versuche aber, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.
Ein Mal, vor etwa 8 Wochen, war ich in einer Situation, wo ich auch leichte Ansätze von Panik in mir gespürt habe und zum Beispiel schon geguckt, habe- wo ich am besten Flüchten/Hinlaufen/Rausklettern kann.
Ich saß im Wartezimmer im Orthopädie-Bereich eines Krankenhauses- ein christliches Haus mit vielen Kreuzen an den Wänden. Das Wartezimmer ist riesig und wie ein Schlauch verbindet es zwei Gebäudekomplexe.
Andersgläubige Patienten (mich als Heide mit eingeschlossen) sind die Normalität und wecken auch nicht in besonderer Weise meine Aufmerksamkeit- ein Mann allerdings verhielt sich - in meinen Augen- seltsam aufgeregt. Er hatte seine Gebetskette dabei und schien zu beten- er flüsterte zumindest ständig etwas in einer Sprache, die ich nicht verstehe- sah dabei aber immer wieder zu den Ausgängen rechts und links.
Dieser Mann weckte also durch sein Verhalten meine Aufmerksamkeit. Allerdings hab ich da noch eher sowas gedacht wie: "Vielleicht betet er so fleißig, weil ihn die Kreuze an den Wänden stören!".
Plötzlich traten, gleichzeitig, sowohl am rechten Ausgang, als auch am Linken zwei weitere Männer dazu, die einfach in mein ganz persönliches, sicherlich ungerechtfertigtes Bild eines "Islamisten" passten- und da war er plötzlich, der Gedanke: "Oh, Gott- könnten sie einen Anschlag durchführen wollen?" Leichte Panik stieg in mir auf, mein Herz pochte schneller, mir wurde heiß und kalt. Ich hab geguckt weit das nächste Fenster von mir entfernt ist, wo ich im Falle des Falles Deckung suchen könnte. Als der Typ mit seiner Gebetskette dann auch noch aufstand, war mir plötzlich alles egal- ich stand auf und wollte gehen. Das hätte ich auch sicher gemacht (und mich im nachhinein fürchterlich über mich selbst geärgert), wenn ich nicht genau in diesem Moment aufgerufen worden wäre.
Im Behandlungszimmer fühlte ich mich plötzlich wieder sicher- ganz nach dem Motto- ein großes Fenster, nicht weit über dem Boden und wenn es im Wartezimmer knallt, schaff ich es sicher noch rechtzeitig aus dem Fenster...
Zum Thema "Wenn es passiert, dann passiert es!", "die Wahrscheinlichkeit ist ja soooo gering" oder "die meisten tödlichen Unfälle passieren im Haushalt" u.s.w.
Das will ich ja auch Alles gar nicht bestreiten. Und es ist sicherlich sinnvoll sich das ganze immer wieder vor Augen zu führen. Allerdings hat meine ganz persönliche Erfahrung gezeigt- egal wie unwahrscheinlich etwas ist, es kann dich treffen- mehrfach und immer wieder!
Und wenn man betroffen ist- direkt oder indirekt, interessiert einen die Wahrscheinlichkeit eher wenig.
Fast jedes Wochenende gewinnt Jemand den Jackpot im Lotto - bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:
139.838.160 und viele Deutsche spielen fleißig mit, weil sie daran glauben, selbst mal den großes Jackpot zu knacken.
Aber gehört man zu den Leuten, die einfach befürchten Opfer eines Terroranschlages zu werden- bei einer höheren Wahrscheinlichkeit, wird man ausgelacht oder schief angesehen.
Nur weil ich zu meiner Angst stehe, heißt es ja nicht, dass ich mich komplett einigeln muss und kein normales Leben mehr führen darf oder kann. Aber ich kann auf mein Bauchgefühl hören und spontan gewisse Orte und Situationen meiden, ohne das meine Lebensqualität dadurch irgendwelche Einbußen leidet.
-Meiner Meinung nach zumindest
;) Liebste Grüße