@Aldaris Ich frage mich ja vor allem, was einem die Erkenntnis nutzt. Spielt man das dann auch mit allen anderen Religionen durch und findet die friedlichste gut, die am wenigsten Kriege erzeugte?
Dann wäre der tibetanische Buddhismus ganz vorn, aber
@vincent hat auch schon erkannt, dass eine Gesellschaft, die nach innen gewalttätig ist, nicht friedlich ist. Und das würde die tibetanischen Mönche mit ihrer Leibeigenschaft, den drakonischen Körperstrafen und so weiter weit zurückwerfen.
@vincent Das wäre dann aber kein Alleinstellungsmerkmal des Islam, und die US-Amerikanische Gesellschaft in den 70ern und 80ern kann man wohl kaum als "männerfeindlich" betrachten - dort wurde aber auch die Mehrheit der männlichen Neugeborenen beschnitten. Oder wie ist das bei den Aborigine, die auch Beschneidungen bei Männern durchführen ... sind die männerfeindlich?
Ist Beschneidung also männerfeindlich?
Dazu müsstest Du die Gründe für die Beschneidung untersuchen.
Bei der Beschneidung der Frau gelten andere Begründungen als bei der der Männer. Die Frauen sollen ausdrücklich keine Lust empfinden, sollen für nur für die Empfängnis und mit dem Ehemann Sex haben, und es wird oft nicht nur außen herum etwas entfernt, sondern die Klitoris, und die Vagina zugenäht.
Ich sehe da einen Unterschied zur Beschneidung von Jungs, die den Penis nicht in der Funktion total blockiert.
Frauenfeindlichkeit wird dem Islam ebenso angelastet wie religiöse Intoleranz, die zu Kriegen führt. Oder welche Gründe für "Friedensfeindlichkeit" gäbe es sonst noch?
Und oberflächlich scheint es ja wirklich so, als wären es im Nahen Osten stets nur Schiiten gegen Sunniten gegen Islamisten gegen Gemäßigte, Alewiten und Alawiten. Und alle gegen Jesiden und Christen, natürlich. Und die alle gegen die Juden. Habe ich jemanden vergessen? Was ist mit den Drusen? Die waren im Libanon-Krieg ganz hoch im Kurs.
Aber wie gesagt: Ein Hussein kämpfte gegen den Iran nicht um Glaubensfragen, sondern um Ölquellen und Transportwege. Der Sechstagekrieg war auch kein Glaubenskrieg.
Ich behaupte: Die Region ist ein Pulverfass, egal welchen Glauben die Menschen annehmen. Clanstrukturen, zutiefst patriarchalische Gesellschaften und die Nachwehen der Kolonisation, Befreiung und Emanzipation davon treffen auf moderne Kampf- und Kommunikationsmittel, dazu kommen wirtschaftliche Stagnation und durch Tourismus und Internet verbreitete alternative Moralvorstellungen und Gesellschaftsmodelle ... fertig ist das Desaster.
Der Islam hat den Vorteil dass bestehende Kommunikationsstrukturen genutzt werden können: Für die Analphabeten Ägyptens ist das Wort eines Mullahs ausschlaggebend.
Der IS wiederum hat sich die modernen Kommunikationsmittel zunutze gemacht, das ist seine große Stärke.
Jeder Idiot kann sich auf youtube ansehen, wie Abtrünnige und Feinde geköpft, ersäuft oder erschlagen werden, verbrannt oder aufgehängt, live und in Farbe, beste Qualität und immer voll drauf gehalten. Fast wie Hollywood.
Bei den Roten Khmer und anderen Schlächtern dachte man noch, dass der Mangel an Öffentlichkeit sie zur Grausamkeit anspornen würde. Heute muss man lernen, dass eine hochauflösende Kamera nur zu noch mehr Grausamkeit anstachelt.
(Wer´s gesehen hat: Davon handelte "Natural Born Killers".)
Was das mit dem Islam zu tun hat? Nichts. Marx hat auch nicht geahnt, dass seine Philosophie mal benutzt wird, um weite Teile einer sowieso nicht sehr hoch entwickelten agrarischen Gesellschaft zu vernichten. Ob in Russland oder Kambodscha.
Jesus hat das sicher auch anders gemeint, als dass Indianerstämme in Nordamerika ausgerottet werden.
Marx und Jesus haben genauso wenig wie Mohammed geahnt, was auf ihre Anhänger zukommt. Und wenn die Autoren der Veden geahnt hätten, dass sie die Entwicklung eines ganzen Volkes massiv blockieren mit ihrem einstmals fortschrittlichen, heute komplett veralteten und menschenverachtenden Kastensystem, dann hätten sie sicher nochmal überlegt, wie sie das anders formulieren können. Nur haben sie nicht geahnt, wohin sich die Welt entwickelt ... weder Jesus, noch Marx, noch die Autoren der Veden.
Mann kann den Gläubigen vorwerfen, dass sie den Inhalt der Schriften nicht abstrahieren und auf heutige Verhältnisse übertragen. Aber kann man es der Religion vorwerfen?