Verweichlichung der heutigen Jugend

Für mich ganz logisch, dass die Menschen noch vor 60 / 70 Jahren härter im Nehmen waren. Nur mit dem Unterschied, dass ein Großteil wahrscheinlich garnicht so "hart" sein wollte, sondern es sein musste.


Ist halt jetzt die Frage, was natürlicher ist.... Härte und Robustheit, die Kriege, Hunger und Krankheiten mit sich bringen?

Kann Weichheit anerzogen werden oder gar gesellschaftlich geformt?

"Weichheit" ist halt der bequemste Weg. Menschen neigen dazu, den bequemsten Weg zu gehen. Ich persönlich liege ja auch lieber mit einer üppigen Blondine im Arm im kuscheligen Doppelbett in einer geheizten Bude - als mit der Knarre in der Hand in einem halb voll Wasser stehenden Schützengraben in der russischen Einöde und lasse auf mich schiessen.

Mal ehrlich, wer von Euch hätte es denn gern anders?

@Doors

Da steckt ja der gedanke hinter, dass man sich die annehmlichkeiten der welt erst verdienen muss und leute die sie nicht als luxus sehen ganz schlimme dekadente menschen sind.

Kältezeit schrieb:Kann Weichheit anerzogen werden oder gar gesellschaftlich geformt?

Um diese Frage zu beantworten, sollten wir erst mal definieren, was "Weichheit" denn überhaupt meint.

EDIT: Genau genommen hätte man das schon am Anfang des Threads tun sollen.

Man müsste auch unterscheiden zwischen der physischen und der psychisch-geistigen Verweichlichung...

@Doors

Ich stimme dir da zu. Ich frage mich, was es mit "Verweichlichung" zu tun hat, wenn man in nem kuscheligen Bett liegen kann. :D

Kältezeit schrieb:Kann Weichheit anerzogen werden oder gar gesellschaftlich geformt?

Sicher (auch) gesellschaftlich geformt. Die Arbeitswelt ist heute eine andere, um damit mal zu beginnen. Knapp 75% der Arbeitnehmer sind mittlerweile im Tertiären Sektor tätig, da sind weniger die Überlebenskünste im Dschungel gefragt. Dafür aber tägliches miteinander auskommen, auf irgendeine Weise. Und eben elend viel Büroarbeit...so traurig das nunmal ist.

Chefheizer schrieb: Überlebenskünste im Dschungel

In bestimmten Branchen, auch des tertiären Sektors, sind eben gerade diese gefragt - für den Einzelnen wie für das Gesamtunternehmen. Da ist nicht Kuscheln angesagt, sondern kämpfen: Jeder für sich und Gott (bzw. die Konkurrenten) gegen alle.

@Doors
Und für die Jugendlichen im Praktikum pder in Aushilfsjobs bedeutet das erst einmal, ganz kleine Brötchen zu backen und sich abzuducken.

@Chefheizer

Weit oben in der Hierarchie eines internationalen Konzerns, so jedenfalls meine Erfahrung, ist das Rattenrennen auch nicht gemütlicher.

Das Problem sind die Eltern.
Wenn ich sehe wie die Kinder heute (ich bin "erst" 40, kinder 4 & 7) hofiert werden, wird mir ganz übel.
24/7 muss irgendeine Aktivität am Start sein, jedes Problem wird aufgefangen und wenn es mal Streit gibt kümmern sich die Eltern darum.
2km bis zum Fußballpatz? Da müssen natürlich die Eltern her.. mit dem Fahrrad ist sowas doch nicht machbar! Danach gehts per shuttle service zum Musikunterricht. Dann werden die Hausaufgaben gemeinsam gemacht und geschummelt was das Zeug hält.. schließlich würde das Kind doch keine Fehler machen.. was sollte denn dann nur die Lehrerin denken.
Ich habe letztens gesehen wie ein 7 jähriger gesunder Junge während er Fernseh guckte von seinem Opa gefüttert wurde. Auf meine Nachfrage kam dann.. "ach, der ist ja so ein schlechter Esser!"
WTF?
Zu "meiner Zeit" wurde mir ein Brötchen in die Hand gedrückt. Messer, Aufschnitt und Butter standen auf dem Tisch. Ich habe mir dann genommen was mir schmeckte, oder es halt gelassen. Aber damals gab es auch nur ARD und ZDF ^^
Vielen Kindern (in meinem Bekanntenkreis) wird die Selbstständigkeit systematisch aberzogen bzw gar nicht erst anerzogen und das sind dann die Blüten die man erntet.

Ja, die gute alte Zeit, als die Jungs noch hart im nehmen waren.
Irgendwie erinnert mich das immer an das hier:

Monty Python - Four Yorkshiremen

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lol
ich will ja auch nicht alle über einen Kamm scheren, aber das ist meine Wahrnehmung in meinem Umfeld.

@ardbeg

Ich denke, da gibt es schon Unterschiede, sowohl schichtspezifische wie regionale.
Hier auf dem platten Land müssen Kinder manchmal lockere 20 km zurück legen, wenn sie mit Mitschülern zusammen arbeiten wollen. Bei den Wetterverhältnissen und dem öffentlichen Nahverkehrsnetz hier oben knapp unterm Nordpol bleibt dann nur das Papa-Taxi.

Die Klischee Hartzer-Familie, "Bei mir hat zwar keines meiner sieben Kinder ein eigenes Bett, aber dafür jedes einen eigenen Vater", wird Schackeline-Schantalle und Kevin-Luca auch nicht tagtäglich zum Ballett und zum Geigenunterricht mit dem Porsche befördern.

@Doors
dafür gab es früher schon Bus & Bahn. Da nimmt man das Fahrrad untern Arm und ab dafür. Schlechtes Wetter? Jo, genau darauf wollte ich hinaus..
Ich wäre in der 70ern/80ern nie auf die Idee gekommen meinen Vater nach der Arbeit zu fragen ob er mich durch die Gegend kutschiert. Das wäre total grotesk gewesen. Shice Wetter aber du willst dich trotzdem mit Freunden treffen? Tjo, Pech gehabt.. nimm nen Regenschirm mit.

@ardbeg

Dir ist aber klar, dass es Gegenden in Deutschland gibt, wo bustechnisch absolut tote Hose ist? In den Schulferien fährt hier samstags der Bus bis 18 Uhr, sonntags fahren über den Tag verteilt ganze drei Busse, in den umliegenden Dörfern kein einziger.

Das wird hier schon seit Jahren immer mal wieder Thema in unserer Ecke, ein Ausbau lohnt sich angeblich nicht.

Zu meiner Schulzeit fuhr der letzte Bus in meine Richtung um 14:20 Uhr. Blöd nur, dass ich bis 14:50 Uhr Schule hatte.

@Becky
Ich kenne es nur so, dass in solchen Fällen ein Schulbus eingesetzt wird. Mindestens bis zum nächsten größeren Ort. Wenn das nicht so ist, ist es die Aufgabe der Eltern der Kreisverwaltung auf die Füße zu treten und nicht einen shuttle service einzurichten.
Was hättest du denn gemacht wenn deine Eltern keinen Führerschein hätten oder Papa mal zwei Wochen mit dem Auto auf Montage gewesen wäre?
Mir ist bewusst, dass auf dem Land andere Regeln gelten und die Eltern mal einspringen müssen bzw sich mit anderen absprechen und eine Art Fahrdienst einrichten. Aber das ist doch die Ausnahme bzw sollte es sein.

p.s. dann eignet sich doch der Sonntag ganz wunderbar für Hausaufgaben und Lernen. Darauf wollte ich auch hinaus. Kinder und Jugendliche müssen heute 24/7 bespaßt werden und können mit Muße nichts anfangen.

@ardbeg

Ich bin entweder mit dem Fahrrad gefahren oder zu Fuß gegangen, waren ja "nur" 10 Kilometer. Aber es gibt Gegenden, die nunmal sehr viel weitläufiger als unser Kaff sind.

Sobald mein Kind zur Schule kommt, sind das auch mindestens 20 Kilometer. Ist es nun verweichlichend, wenn wir den Schulbus in Anspruch nehmen? Laut einigen hier ja scheinbar schon. Aber hier wird auch gerne mal pauschalisiert ;)

@Becky
ich will auf die Selbstständigkeit hinaus. Mein Vater ist auch noch barfuß durch den Schnee zum Bolzplatz, weil es Schuhe nur für die Kirche und die Schule gab. ;)

ardbeg schrieb:ich will auf die Selbstständigkeit hinaus.

Dann ist der Antagonismus : Hart - Weich nur die Übersetzung von Selbstständig - Unselbstständig?