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Was muss eigentlich noch alles geschehen?

223 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Asoziale Gewalt Verwahrlosung Vandalismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Was muss eigentlich noch alles geschehen?

02.02.2016 um 07:57
Zitat von CiaranCiaran schrieb: Und man sollte sich mal fragen, woher das kommt - ich bin jetzt auch kein Experte, aber ich behaupte mal ganz frech, dass die wenigsten davon Ungeheuer sind, die für den Untergang der modernen Zivilisation sorgen werden.
Gut erkannt, wie ich finde. Die wahren Ungeheuer tragen Anzug und Krawatte. Sie sind die Produzenten für die Voraussetzungen dafür, dass sich Menschen hin zum Abschaume entwickeln und sie sind im Grunde froh darüber,
dass es solche gibt, weil sie die Gesellschaft - jedenfalls die große Norm - in die falsche Richtung abzulenken scheinen.

Warum eigentlich will man immer verlangen, dass sich die unteren Gesellschaftschichten besser zu benehmen haben, als die oberen?

Ich dachte bisher eigentlich immer, dass du - @Peter0167 - zu einem derartigen Gedankenbogen fähig wärest, aber vielleicht liegt dein Problem ja auch tiefer .. ?

Es lohnt sich also, mal darüber nachzudenken. ;) :)


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Was muss eigentlich noch alles geschehen?

02.02.2016 um 08:17
Also ich kann dich schon verstehen, jedoch muss ich meinen Vorrednern recht geben. Es ist überspitzt, verallgemeinert und sehr schwarz geschildert. Vor 2000 Jahren gab es genau die gleichen Probleme. Und Die wird es auch noch in 2000 Jahren geben. Und jedes mal schildern die alten auf ähnliche, zynische Art und Weise wie die Jugend verkommt.
Was geschehen muss ? Nichts. Vielleicht ist das die Zukunft der Menschen wer weiß ;)
Wenn du was ändern willst, Hor auf dich im Internet rumzutreiben und deinen Frust zu füttern. Um sowas einzudämmen fängt es mit Aufklärung und Prävention an. Damit beginnt man in Kindergärten und Schulen. Du kannst je Organisation gründen, paar Pädagogen etc mit and Board holen und ab geht die luzzi und die 3. Generation assis war die letzte.


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02.02.2016 um 09:22
@Tolgaartron

Naja, nur weil der Mensch schon immer Mensch war, auch vor 2000 Jahren, gibt es dennoch Unterschiede in der Intensität im Zeitablauf.
Durchaus ist da eine Veränderung der Gewaltsituation bzw. dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen z.B. zwischen heute und den 70ern und 80er feststellbar. Das bestätigen Dir viele Leute, die seit vielen Jahren in der Jugendarbeit tätig sind und auch die Statistik ein paar Seiten zuvor (1987 vs 2013)

Mit Jugendarbeit und wir-haben-uns-alle-lieb kann man zwar Zeichen setzen, jedoch nicht gesamtgesellschaftliche und generationübergreifende Änderungen lostreten. Das sind u.a. globale Themen und zivilisatorische Entwicklungen, die hier auf uns einwirken.

Aber ich gebe Dir Recht, auch wenn es ganz schlimm war, wurde es irgendwann wieder besser. Ob das in zehn, oder 100 Jahren geschieht, kann natürlich niemand vorhersehen.
Ebenfalls gut ist der Tipp, einfach mal TV, Zeitungen und Internet wegzulassen. Wir können ohnehin nichts daran ändern, schon gar nicht durch Texte wie unsere hier.


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02.02.2016 um 09:42
Moin moin, da bin ich gestern doch tatsächlich vorm Rechner eingeschlafen :D

Eigentlich wollte ich mir nur mal den Frust von der Seele reden, besser gehts mir aber trotzdem nicht, der Frust steckt immer noch tief, zudem hatte ich gestern noch ziemlich üble Kopfschmerzen bekommen. Fazit: drüber reden bringt (zumindest bei mir) nicht viel. Trotzdem waren viele interessante Meinungen dabei, und ich habe mir vorgenommen, einiges davon zu beherzigen.

Was mir tatsächlich nicht klar war, was aber z.B. der Link von @Izaya belegt, die "gefühlte" Zunahme solcher Fälle steht offenbar im Widerspruch zu den empirischen Daten. Vielleicht habe ich ja auch einfach nur Pech, dass ich ins Fadenkreuz der Kidz geraten bin. Das hellt mein düsteres Bild zwar ein wenig auf, tröstet mich angesichts der sehr realen Schäden in keinster Weise. Immerhin war heute einer der seltenen Tage, an denen ich auf dem Weg in die Firma nicht über die Spuren nächtlicher Exzesse gestolpert bin, vermutlich weil gerade Ferien sind. Ich hatte schon befürchtet, dass einige der Täterinnen und Täter, die des Lesens mächtig sind, sich in den von mir beschriebenen Taten wiedererkennen würden, und mir nun erst recht zeigen wollen, zu welch herausragenden Taten sie fähig sind.

Ansonsten scheint allgemein die Meinung zu herrschen, es war ja schon immer so, kann also nicht so schlimm sein, was will der Idiot bloß. Das nehme ich erst mal so zur Kenntnis, und wenn ich eines Tages vollends resigniert habe, sehe ich es vielleicht auch so. Bis dahin versuche ich es vielleicht weiter auf die Art, die @DieSache vorgeschlagen hat, und nehme aktiv Einfluss. Immerhin betreue ich seit über 20 Jahren Schülerpraktikanten in meiner Firma, bisher war ich bemüht, sie ein wenig für Physik und Technik zu begeistern, mal sehen, ob es was bringt, auch in dieser Hinsicht auf sie einzuwirken.
Zitat von kavinskykavinsky schrieb:Gut erkannt, wie ich finde. Die wahren Ungeheuer tragen Anzug und Krawatte.
Das ist natürlich unbestritten, nur verteilen sich die Lasten hier in der Regel auf die Allgemeinheit, sind also nicht so gravierend für den Einzelnen spürbar. Was die Taten dieser kleinen Monster angeht, da sind die Schäden schon viel konkreter, und eindeutig bezifferbar, und bleiben meist an mir oder meiner Versicherung hängen. Ohne Versicherung hätte ich übrigens meine Firma schon längst dicht machen können. Wenn die irgendwann mal nicht mehr will, stehe ich auf der Straße. Hier geht es schon lange nicht mehr um Kinderkram, das sind ganz reale existenzielle Fragen, mit denen ich mich hier rumschlagen muß. Und am Schlimmsten ist diese absolute Hilflosigkeit, mit der man diesem Treiben zuschauen muss. Darum fällt es mir auch zunehmend schwerer, meine "Gedankenbögen" weit in alle Richtungen aufzuspannen.


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Doors ehemaliges Mitglied

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02.02.2016 um 10:33
Ist die "heutige Jugend" wirklich schlechter als ihre Vorgänger? Und wann sollen sie denn noch richtig gut gewesen sein? Zu meiner Jugend jedenfalls nicht - und die ist rund ein halbes Jahrhundert her. Gucke ich in Bücher zur Sozialgeschichte, muss ich feststellen, dass es Verwahrlosung, Kriminalität, Gewalt, Drogenkonsum offenbar schon seit Jahrhunderten gibt. Das stört die Jugendlichen nicht, so lange sie jung sind. Kaum sind sie aber arriviert, geht das Gejammer über die "heutige Jugend", los. Dieses Wehklagen über den vermeintlichen Untergang des christlichen Abendlandes gibt es, seit es dieses gibt. Schuld sind immer die anderen. Schliesslich sind es "die Jugendlichen", die dafür sorgen, dass Kriege geführt wird, dass Menschen verhungern müssen, das Menschen verfolgt und gefoltert werden, dass die Umwelt versaut wird, dass Atomanlagen gebaut werden - immer sind es die bösen Jugendlichen, die unsere Welt in den Arsch reiten.


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02.02.2016 um 10:51
@Doors

Schön gesagt. Ich kenne übrigens genügend Jugendliche, die total in Ordnung sind.

Zu Letzt habe ich diese bei der Feier zum 18. Geburtstag meiner jüngeren Tochter kennen gelernt. Sie haben zwar ausgelassen gefeiert und so einiges an Alk gebechert, sind aber lustig und einfach nett dabei gewesen, haben eben richtig gute Stimmung gemacht.

Alle, die dann so im fortgeschrittenen Alter über die Jugend jammern, haben sicherlich das Gleiche von ihren Eltern um die Ohren gehauen bekommen... ich finde, man sollte diesen lächerlichen Argumentations-Kreis einfach unterbrechen und sagen, dass es eben immer Unterschiede gibt... manche sind in Ordnung und manche spinnen... und alles dazwischen.


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02.02.2016 um 10:54
@DieSache schrieb:
indem du sie wahrnimmst, als das was sie sind, empfindsame Wesen mit Bedürfnissen und ihnen so begegnest wie du dir wünschen würdest, dass man dir begegnet!
Ich weiß nicht, was du willst. Das Problem ist nicht, dass den Tätern nicht auf Augenhöhe begegnet würde, sondern dass niemand von ihnen erwartet, dass sie selbst das mit anderen Leuten tun. Und von sich aus tun viele das nicht, weil das weniger Spaß macht.

Wenn sich überhaupt jemand für die beschriebenen Vorfälle interessiert – was oft gar nicht der Fall ist, vielleicht, weil die meisten von ihnen nach der Pubertät sowieso „normale“ Leute statt Verbrecher werden -, dann werden diese Leute betüdelt und mit Verständnis geradezu überschüttet. Im Gegensatz zu ihren Opfern. Eine Ausnahme gibt es nur, wenn das Opfer zu einer sozialen Gruppe gehört, die in den Medien als besonders schutzbedürftig gilt. Dann gilt das, was sonst keinen Außenstehenden interessieren würde, aber trotzdem tagtäglich stattfindet (und auch schon vor Jahrzehnten täglich stattfand), als Anschlag auf unsere Werte. Oder wenn die Randalierer selbst zu einer solchen Gruppe gehören. Dann wird die Gesellschaft angeprangert, die solche Leute nicht auffangen will.

Sind aber beide Seiten Kinder und Jugendliche, die nicht zu einer solchen Gruppe gehören, wird das Ganze als natürliche Entwicklungsphase gesehen. Außer vielleicht von etwaigen Opfern, die möglicherweise psychische Schäden davontragen werden, aber sowieso nichts zu melden haben. Und bei den allermeisten Tätern ist es tatsächlich eine Entwicklungsphase: 20 Jahre später sind sie biedere Leute, die die Zeit von damals in nostalgischer Erinnerung haben.


Und doch, ja: Einige werden so, wie im Eingangspost beschrieben, nur weil sie Langeweile haben und ihre Kumpels genauso sind. Es muss ihnen nicht schlechter gehen als anderen und in den meisten Fällen tut es das auch nicht.
Wenn du denen Nächstenliebe vorleben willst, lachen die sich nur kaputt.


@stanmarsh
Was nützt es dem TE, die Medien wegzulassen? Die Beispiele, die er aus seinem eigenen Umfeld geschildert hat, stellen die meisten Medienberichte in den Schatten. Von den ganz krassen Fällen mit Todesfolge einmal abgesehen.


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02.02.2016 um 10:55
@Peter0167
Dann provoziert deine Firma die Jugendlichen?


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02.02.2016 um 11:07
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ist die "heutige Jugend" wirklich schlechter als ihre Vorgänger? Und wann sollen sie denn noch richtig gut gewesen sein? Zu meiner Jugend jedenfalls nicht - und die ist rund ein halbes Jahrhundert her
Grundsätzlich glaube ich auch, dass es ganz normal ist, dass Menschen sich menschlich aufführen. Mein Großonkel hat als Kind im/nach dem Krieg auch "witzige" Sachen gemacht mit seinen Freunden. Hatte viel mit Munitionsresten und Waffen zu tun und ein Kind ist dabei ums Leben gekommen und der Sachschaden war auch deutlich sichtbar. War halt damals "normal".

Allerdings glaube ich, dass die 70er und 80er eine besondere Zeit waren, in denen die Gewalt unter Jugendlichen bei uns nicht so stark ausgeprägt war. Das hat u.a. mit der wirtschaftlich und gesellschaftlichen Lage und der Erziehungsgeneration zu tun denke ich.
Und an dieser Zeit wird gerne gemessen, was natürlich nicht wirklich fair ist. Wir sind also wieder auf Normalniveau zurückgekehrt.


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02.02.2016 um 11:15
Zitat von stanmarshstanmarsh schrieb:Allerdings glaube ich, dass die 70er und 80er eine besondere Zeit waren, in denen die Gewalt unter Jugendlichen bei uns nicht so stark ausgeprägt war.
Das stimmt nicht. Damals war nur das Verständnis von Jugend- und Sozialarbeitern am größten. Außerdem fiel in die 70er Jahre die antiautoritäre Welle, wo man glaubte, sich überhaupt nicht einmischen zu sollen.

Die Kinder und Jugendlichen dagegen waren wie in allen anderen Jahrzehnten auch.


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02.02.2016 um 11:29
@AlteTante

Ist halt meine Erfahrung, insbesondere was die Situation an Schulen angeht. Ich habe viele Lehrer (jung und alt) im Bekanntenkreis und deren Schilderungen sind eigentlich einstimmig: Das Klima ist rauer und unruhiger geworden.

Zu meiner Schulzeit gab es an meiner Schule keine Waffen oder Polizei- und Krankenwageneinsätze und Drogen waren beschränkt auf ein paar Joints, die ein paar Leute so ab der 12 Klasse geraucht haben.

Ich komme aus einer Kleinstadt, da gab es in dieser Zeit keine antiautoritäre Erziehung. Wer Mist gebaut hat, der wurde bestraft und die Eltern haben sich bei den Lehren bedankt, wenn sie über die Machenschaften ihrer Brut informiert wurden.

Gleiche Schule heute, ein ganz anderes Bild.
Natürlich geht da immer noch nicht die Welt unter und klar machen da jedes Jahr immer noch viele tolle und schlaue junge Leute ihr Abitur, aber eben zu ganz anderen Bedingungen als wir damals.


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02.02.2016 um 11:35
Ich komme auch aus einer Kleinstadt. Bei mir habe ich eher das Gefühl, dass das Klima - soweit ich es beurteilen kann - an den Schulen besser geworden ist. Die Extremfälle, von denen du schreibst, kenne ich nicht.
Keine Ahnung, warum wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Es gibt anscheinend alle Varianten.


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02.02.2016 um 11:43
@AlteTante

Klar, das liegt natürlich immer an der eigenen Erfahrung und Statistiken werden dann entsprechend interpretiert. Wenn ich also lese "Klima an Schulen wird rauer", dann merke ich mir das eher als Artikel die das Gegenteil behaupten.

Vielleicht ist es auch die akzeptierte Gewalt, die sich geändert hat. Klar gab es bei uns auch Raufereien und da hat auch mal jemand geweint oder das Knie aufgeschlagen.
Damit hatte man sich arrangiert und es schnell vergessen.

Was es bei uns gar nicht gab war das "Abziehen", also Erpressung und Raub (Taschengeld, Handy)
Das gibt es an meiner alten Schule nun regelmäßig. Vielleicht haben sich die Kids heute aber damit genauso arrangiert, wie wir damals mit dem aufgeschlagene Knie.


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02.02.2016 um 11:51
@stanmarsh
Stimmt. "Abziehen" und Quälvideos gab es damals noch nicht. Letzteres wahrscheinlich, weil Filme-machen damals noch aufwendig und keinesfalls so nebenbei auf dem Schulhof möglich war. Was es schon gab, war das gewaltsame Wegnehmen von Sachen, die dem Opfer gehörten, die aber vielleicht nur irgendwo ins Gebüsch geworfen wurden, weil es keiner hätte wagen dürfen, mit geklauten Sachen nach Hause zu kommen. In der Hinsicht hast du sicher Recht. Vielleicht war aber auch die Idee des Abziehens nur noch nicht geboren. "Besser" waren die Kids damals jedenfalls nicht.

Arrangieren? Wirklich sich damit arrangieren können das heute wie damals nur die jenigen, die nicht selber als Opfer betroffen sind, oder wenn es sich um einmalige Auseinandersetzungen handelt. Wird man regelmäßig angegriffen (egal, ob erpresst oder "nur" mit Schlägereien), kann man sich nicht damit arrangieren.
Sich damit arrangieren können aber natürlich auch die für die Erziehung Verantwortlichen wie die Lehrer. Und das damals noch einfacher als heute, weil es einfach niemanden interessierte. Es stand nicht oder nur extrem selten in der Zeitung, wenn irgendetwas passiert war, und der Rest der Welt außerhalb von 10 km erfuhr sowieso nichts davon. Und wenn doch, störte es niemanden, weil ja nur die gemobbten Kinder/Jugendlichen allein betroffen waren.


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02.02.2016 um 12:05
@AlteTante

Mobbing gab es natürlich ebenso und auch Opfer, die darunter stark gelitten haben. Vielleicht hat sich die Anzahl an Opfern auch nicht verändert. Es sind immer noch die Schwachen 10%.
Was sich verändert hat sind die "Amplituden", also die Stärke der Auswirkungen. Wenn früher ein Bleistift geklaut/erpresst wurde oder jemandem ein paar Haare beim Prügeln ausgerissen wurden, dann stand das natürlich nicht in der Zeitung. Traumatisch war das dennoch für die Opfer.

Heute sind die Motive und Täter die gleichen, nur ist es da nicht der Bleistift sondern das Handy oder Taschengeld das abgezogen wird und ein Kampf endet nicht am Boden sondern da fängt er erst an und endet im Krankenhaus mit stationärer Aufnahme. So geschehen an meiner alten Schule und damals vollkommen undenkbar, dass Gewalt so dermaßen eskaliert.


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02.02.2016 um 12:17
Zitat von FreistosssprayFreistossspray schrieb:Dann provoziert deine Firma die Jugendlichen?
Ich hatte mich schon gefragt, wann die Frage kommt, ich frage mich das nämlich selbst auch immer wieder. Die Antwort lautet jedes mal nein.

15 Jahre lang war es zwar ärgerlich, aber trotzdem noch erträglich. Wir haben die Schäden stillschweigend beseitigt, und nichts weiter zu gesagt, ging ja auch lange genug gut. Von Zeit zu Zeit hat man mal darum gebeten, die Reste des Picknicks im Treppenhaus beim Verlassen mit nach draußen zu nehmen, und in den Papierkorb zu werfen. Manchmal kam man der Bitte sogar nach, wenn nicht, auch nicht schlimm, es kommen ja eh mehrmals wöchentlich die Reinigungskräfte.

Irgendwann hat sich dann irgendwas geändert. Schwer zu sagen wann oder warum, denn die Übergänge waren eher fließend. Ich glaube, es fing damit an, dass man unsere Altpapiercontainer, und später dann den Container für Kunststoffabfälle angezündet hat. Beim letzteren war es nur dem schnellen Eingreifen meines Technikers zu verdanken, dass keine Schäden am Gebäude und den Autos entstanden. Der hatte ihn nämlich geistesgegenwärtig in die Parkplatzmitte geschoben, so dass Schlimmeres verhindert wurde. Die Abfallgesellschaft wollte uns darauf hin keine Container mehr zur Verfügung stellen, bis wir eine Möglichkeit geschaffen haben, diese sicher einzuschließen. Alles noch kein Problem, andere bekommen so was schließlich auch hin. Dann begann irgendwann die Phase, wo es Mode war, immerzu mit einer Bierflasche in der Hand rumzulaufen (im Grunde hält diese Phase bis heute an). Probleme mit dem Taschengeld scheint es bei denen nicht zu geben, denn auf Pfandrückgabe wurde großzügig zu Gunsten vieler kleiner bunter Scherben verzichtet.
Zugang zu unserem Treppenhaus erlangt man über eine elektronische Glasschiebetür, die sich tagsüber per Knopfdruck öffnet. Ab 18 Uhr benötigt man jedoch einen Schlüssel. Vielleicht hätten wir ein paar hundert Nachschlüssel auf den Schulhöfen verteilen sollen, wäre sicher billiger gewesen, als ein bis zwei mal im Monat den Wartungsdienst zu rufen, der die Schäden am Öffnungsmechanismus der Tür repariert. Keine Ahnung, ob man das Verschließen einer Tür als Provokation werten kann, aber schuld sind wir in jedem Fall. Andererseits liefern wir somit auch eine hervorragende Gelegenheit, bei der die jungen Prachtburschen dem potentiellen Balzpartner mal so richtig zeigen können, was in ihnen steckt. Es gehört schon einiges an Kraft dazu, so eine mechanische Blockade zu überwinden. Diese "Türöffner" sind damit bestimmt die Kings, selbst ich bin immer wieder aufs Neue von denen beeindruckt.
Natürlich darf man auch die Provokation durch frisch gemalerte Wände nicht verheimlichen. So was geht schließlich gar nicht, ein Revier muss unbedingt markiert sein, wo kämen wir denn dahin...

Ich glaub, ich bin jetzt besser ruhig, ich will schließlich niemanden provozieren. Wäre sicher auch für den Mann besser gewesen, der gestern getötet wurde. Wieso provoziert er auch diese jungen dynamischen Burschen während ihrer Balzerei, und dann auch noch mit einem lila Jeep....

http://www.morgenpost.de/berlin/article206991719/69-Jaehriger-stirbt-Raser-waren-der-Berliner-Polizei-bekannt.html

Erschreckend direkt wird einem noch mal im letzten Absatz klar gemacht, welchen Stellenwert hierzulande Opfer von sinnloser Gewalt haben:
Der Verkehr läuft wieder, kaum etwas erinnert mehr daran, dass hier am Montag um 0.55 Uhr ein Mensch gestorben ist.
Opfer sind schnell vergessen, im Rampenlicht stehen die Täter, und einige genießen es womöglich auch.


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02.02.2016 um 12:32
Die Werte sind im Arsch. Das spielgelt sich an der gesamten Menschheit.


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02.02.2016 um 13:15
@Samsaraa

Ich nenne die Dinge ja auch gern beim Namen, dabei drifte ich sprachlich auch immer häufiger in Richtung Sarkasmus ab, und wie man lesen kann, ist mir selbst Polemik nicht fremd. Trotzdem habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, diesen Erfolg gönne ich meinen derzeitigen Gegenspielern nicht.

Die Werte als solche sind immer vorhanden, und können demzufolge auch nicht "im Arsch" sein. Es gibt aber einen kleinen Teil, der sich nicht daran orientiert, und der wird wesentlich stärker wahrgenommen, als die, die sich dran halten. Darum ist es ja auch so reizvoll, welcher Schlosser, der 45 Jahre seine Arbeit macht, wird dafür schon gewürdigt.
Ein dummer Gangster-Rapper, der Goldtransporte überfällt, dadurch zum Millionär wird, wird dagegen bewundert, kommt ins Fernsehen, und die Leute hören seine "Musik". Und das denke ich mir nicht aus, ich hatte gerade vor ein paar Tagen mit einem dieser Änhänger gesprochen, und der sprach mit einer Begeisterung von diesem Verbrecher, dass mir Angst und Bange wurde. Klar fließt das Wasser, dass er täglich trinkt auch durch eine Leitung, die ein fleißiger Klempner gelegt hat, aber der wird aus irgend einem Grund nicht wahrgenommen.

Vielleicht haben wir nur die falschen Vorbilder. Es gab mal Zeiten, da wurden die Meister eines Handwerks noch wertgeschätzt, und wenn die Gauckler in die Stadt kamen, haben die Leute ihre Wäsche von der Leine genommen. Tja, so ändern sich die Zeiten....


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02.02.2016 um 13:16
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Opfer sind schnell vergessen, im Rampenlicht stehen die Täter, und einige genießen es womöglich auch.
Und genau das ist das Problem. Für die Opfer. Für die Täter besteht kein Problem. Und für den Rest der Welt wird es erst eines, wenn die Medien und der Zeitgeist darauf hinweisen. Und dann werden die Täter bedauert und die Opfer beschuldigt.
So, wie eure Firma angeblich die Krawallmacher allein durch ihre Existenz provoziert.

Man sollte meinen, das wäre Satire.


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02.02.2016 um 14:28
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Man sollte meinen, das wäre Satire.
Welch wahre Worte. Dem ist eigentlich nix mehr hinzuzufügen :D


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