@FF Wie auch immer, ich war jetzt etwa ein halbes Jahr dabei als Ehrenamtlicher. Ob die Flüchtlingsunterkunft in der ich dieses halbe Jahr so oft war nach dem Transfer vieler Flüchtlinge in die Kommunen und keinen neu Ankommenden, noch geöffnet bleibt, steht noch aus. Aber irgendwie ist das auch so, dass ich vielleicht auch einige Zeit brauchen werde. Immerhin vergisst man nicht einfach Gesichter und Namen von Leuten, an die man sich gewöhnt hat, sie kennen und schätzen gelernt hat. Aber vielleicht ist es ja auch so, dass ich Menschen in schwieriger Lebenslage in der Fremde ein bisschen Herzlichkeit geschenkt hab in einer kurzen Zeit, in denen sie da waren.
Tatsächlich war es bei manchen Kindern so, dass sie mich an die Hand genommen und umarmt haben, aber im nächsten Augenblick dem anderen Kind ein Veilchen geschlagen haben oder sowas. Einerseits lieb aber anderseits oft wie du schreibst Überforderung in der Gesamtsituation, wenn die Eltern gestresst oder nervös sind. Es gab über manche Kinder sehr viel schlechtes zu berichten, aber eigentlich alle, die ich gekannt habe, waren stets zu mir nett. Vielleicht, weil ich nett zu ihnen war. Ich wurde weder bedrängt, nennenswert beklaut oder sonstwie angegangen.
Für das Sitzen in der Stube bei Tee und gemeinsamem Essen haben sich die Erwachsenen am meisten gefreut. Haben sich furchtbar bedankt und hat bei ihnen Eindruck hinterlassen. Zuletzt ist selbst uns ehrenamtlichen Helfer/innen aufgefallen, dass unser Verhalten den Flüchtlingen gegenüber die allgemeine Stimmung in der Flüchtlingsunterkunft sehr beeinflussen kann. Das mancher Streit schneller beigelegt ist oder manche Konflikte nicht unbedingt hochkochen etwa. Zum Beispiel auch haben die Menschen in Lagerhallen geschlafen, die Sanitärsituation ist schlecht usw. aber bei vor ihrem Transfer wollten manche nicht weg. Wollten sich weigern, sie wollten lieber mit uns Helfer/innen im gewohnten Camp in der gewohnten Stadt bleiben, als in eine möglicherweise bessere Unterkunft zu ziehen wo sie quasi nochmal neu anfangen sollen. Und wir hören oft, dass sie wieder zurückkommen wollen, weil die neue Unterkunft vielleicht besser ist, sie aber wieder zu uns möchten bzw. die Infrastruktur und die Angebote allgemein in meiner Heimatstadt, wie du erwähnst die Eingliederungsversuche, einfach beachtlich sind und sie das spüren.
Ich würde mich halt nur sehr gerne noch von einer Familie verabschieden und ihnen alles Gute für die Zukunft wünschen, bevor sie gehen müssen. Tschüss sagen und nochmal Essen mit ihnen. Aber eben aus versicherungstechnischen oder anderen Gründen kann ich das nicht oder schwer.
Wenn ich anrufe, verstehen sie mich nicht. Sprechen kein oder kaum deutsch. Oder ich frage den Betreiber dann eben offiziell um eine Besuchserlaubnis. Wenn ich mal (hoffentlich nicht) eines Tages mal was mit Gefängnis zu tun haben sollte, dann ist mir das Prozedere ja nicht so arg fremd.
FF schrieb:Versicherungsfragen sind keine politische Frage
Okay, aber ich hab den Umgang mit dem Problemklientel unter den Flüchtlingen gemeint. Flüchtlingsunterkünfte und deren Beweohner/innen werden ja ursprünglich aus Angst vor rechtsextremen Ausschreitungen oder Angriffen von außen beschützt. Das man die Bewohner/innen voreinander beschützen muss und dafür anscheinend sogar die meisten Ressourcen drauf gehen bzw. es ein eigenes Sicherheitskonzept für Besucher/innen und Helfer/innen bedarf...ich geh davon aus, dass "Versicherungsfragen" ja auch davon ausgehen. Was passiert wenn. Wenn ein Helfer oder Helferin in eine Massenschlägerei oder so gerät und verletzt etc. wird, wer ist dafür dann haftbar oder verantwortlich. Aber das führt zu einer neuen Interpretation der ganzen Sachlage, finde ich.
Kann sein, dass ich mich aus der Flüchtlingshilfe verabschiede, wenn meine Flüchtlingsunterkunft mangels Flüchtlinge geschlossen wird. Ich hab aber mehr oder weniger viel gelernt und gesehen, und bereue es nicht. Gab positives als auch negatives. Am witzigsten war mein Rennen durch den Raum für die Vorschulkinder, und die Kinder sind mir hinterher gerannt mit den runden Sitzkissen in den Händen.Wollten sie unbedingt auf mich werfen, ich hab sie auch beworfen damit. Das hat ihnen gefallen, haha. Ich bin das letzte Kind von meiner Mutter, von daher war es auch so ein bisschen ausprobieren was ich so an Qualitäten als großer Bruder oder Kinderbetreuung hab. Am heftigsten bleibt mir in Erinnerung, wie Kinder im Müllcontainer nach Spielzeug gesucht haben. Danach habe ich angefangen aus dem Lager Spielzeugspenden zu holen und es den Kindern zu schenken. Was mir ein paar Probleme eingebracht hat. Aber so als Fazit war es eine gute Erfahrung und hat mich auch so ein bisschen geprägt.