@crimefan Unter dem würde ich gar nicht arbeiten gehen. Bekommst ja genauso viel, wenn du Hartz IV beziehst und 2 Kinder zeugst
:D Kindergeld, Familienzuschlag... ist doch gesünder, als wenn man sich im Arbeitsdschungel psychisch kaputt macht, wegen dem ganzen aufgezwungenem Stress. Fängt ja schon bei Bewerbungen für Ausbildungsplätze an: 1-4 freie Stellen, aber 900 Bewerber, lol. Da hilft auch kein Einserabi, wenn man etwas schüchterner oder nicht so gut in Mathe ist
:Dcrimefan schrieb:Ein Anwalt kriegt ja wohl mehr, oder ein Richter.
Ein Arzt sicher auch wenn er fertig ist.
Sicher, aber welcher ausstudierter Jurist wird mal selbstständiger Anwalt oder sogar Richter? Die meisten landen abhängig beschäftigt bei Unternehmen als Syndikusanwälte (die bekommen auch nur eine kleine Rente, weil sie nicht im Versorgungswerk der Selbstständigen aufgenommen werden) oder in der Rechtsberatung.
Viele Uniabsolventen landen auch direkt im Hartz IV, weil es nicht genügend Arbeitsplätze gibt bzw. die Unternehmen zu hohe Anforderungen an Bewerber und potenzielle neue Mitarbeiter stellen...
crimefan schrieb:Und für Studenten gibt's Semestertickets, damit kann man doch öffentlich fahren. Ausserdem können Studenten BAföG bekommen, und Kindergeld bis 25. Ist das nichts?
Semestertickets schon, die sind nur sau teuer und oftmals kann man damit nur im Umkreis der Stadt damit fahren (z.B. in Kiel der Fall). Fährst du regelmäßig ÖPNV? Was meinst du, wie anstrengend es ist, 3 std. täglich in Bussen und im Zug zu sitzen? Kaum Sauerstoff, brütende Hitze und fürchterlicher Gestank nach Alkohol, Schweiß, Urin und Erbrochenem im Sommer... Zudem ständige Verspätungen. Nervig an Prüfungstagen. Bei mir zu Hause fährt trotz Semesterticket KEIN Bus, muss immer 2 Km zu Fuß einen Berg hoch und runterlaufen, entsprechend muss ich früh aufstehen und komme nur spät nach Hause. Und der Zug fährt auch nur unregelmäßig. Meist muss ich Stunden in der Unistadt überbrücken (Bibliothek ist eine Option), damit ich irgendwann wieder nach Hause kann. Mit dem Rad schaffe ich das nicht, 60 Km am Tag zu fahren, weil ich dann nicht mehr genug Zeit zum Lernen und zur Erholung hätte.
Also Preis-Leistungs-Verhältnis lässt da zu wünschen übrig.
Bafög ist schön und gut, aber das Studium ist heutzutage nichts für stressempfindliche Menschen und Leuten, die ein schwaches Immunsystem haben. Du hast nur wenige Prüfungsversuche bei hoher Stoffdichte und kurzer Lernzeit (weil alle 2 Wochen eine Klausur geschrieben wird, wenn sie denn anstehen). Beim BaföG ist das perfide, dass du bis zum Ende des 4. Semesters einen sog. "Leistungsnachweis" erbringen musst. D.h. du musst bis dahin ALLE Module, die im Regelstudienplan vorgesehen sind, bestanden haben. Teilnahme an den Prüfungen ist nicht ausreichend. Schaffst du es bis zu dem Zeitpunkt nicht (was in den Naturwissenschaften eigentlich Normalzustand ist), bist du DRAUßEN. Du kannst jetzt gern weiter studieren, aber BaföG gibt es NIE WIEDER.
Schon ist man in der Kreditfalle gelandet, wenn man nicht dem Staat in Form von Hartz IV auf der Tasche liegen möchte.
Berufsausbildung ist nicht immer eine Alternative. Dir muss auch eine angeboten werden. Damit meine ich nicht solche, wie Florist, Friseur oder Kaufmann im Einzelhandel. Sondern etwas anspruchsvollere, wie z.B. Schreiner, Chemiekant, Chemielaborant, Mechatroniker.
Tja, blöd wenn man ausgerechnet in Mathe und Physik nie der Bringer war und auch Nachhilfe und Training keinen Erfolg erzielen. Dann bist du zum sozialen Abstieg prädestiniert, wenn du das nicht mit "Vitamin B" ausgleichen kannst.
Denn nicht jeder Mensch kann Tierpfleger, Kosmetiker, Fotograf, Konditor, Silberschmied und was es nicht alles tolles gibt... werden.
Kindergeld bis 25 ist nichts, ja. Solange man noch nicht 25 ist, kann man damit gut einen Teil der Wohnungsmiete finanzieren. Was ist mit den restlichen Unkosten? Normalen Nahrungsmitteln (bzw. teurer Spezialernährung und Nahrungsergänzungsmitteln bei Magen-Darm-Erkrankungen), Kleidung, Hygieneartikeln, Unilernmaterial, sozialer Teilhabe? Alles nicht drin.
Wenn ein Studium i.d.R. 7 Jahre dauert (Jura), dann sind 7 Jahre Isolation und Verzicht schon ziemlich hart. Du kannst mir nicht erzählen, dass man das ohne psychischen Schaden überstehen kann. Den Prüfungsstress und anschließendem Stress beim Versuch der Integration in den Arbeitsmarkt nicht zu vergessen.
Mit Prädikatsexamen ist von dem allen natürlich keine Rede
:D Das Geld kann man dann locker zurückzahlen und Stress hat man dann schon nach dem 1. StEx nicht mehr. Leider werden nur an 1% aller Studenten in meinem Studiengang an meiner Uni diese Noten vergeben. Der Rest darf sich mit den anderen um die Krümel prügeln.
crimefan schrieb:Zum Vergleich Ausbildung Einzelhandel:
im 1. Ausbildungsjahr 600 bis 750 Euro brutto
im 2. Ausbildungsjahr 700 bis 800 Euro brutto
im 3. Ausbildungsjahr 800 bis 950 Euro brutto
Schön. Die bekommen bereits in der Lehre Geld fürs Fehlermachen und damit Unterstützung für ihren Lebensunterhalt. Ich muss sogar Geld an die Uni ZAHLEN, damit ich KEINE Fehler machen darf. Sonst bin ich draußen und sitze hochverschuldet auf der Straße. Naja, an die Privatinsolvenz kann man denken, nur der Schufa-Eintrag verbaut einem jegliche Jobmöglichkeiten...
600-750€ Brutto finde ich schon ausreichend für einen Auszubildenden. Ich komme mit 450€ plus Kindergeld/Monat aus bzw. muss damit auskommen. 100€ davon muss ich 3x im Halbjahr noch für den Semesterbeitrag an die Seite legen.
Bei Lidl und Aldi bekommt man während der Ausbildung übrigens deutlich mehr. Da sind es im 3. LEHRjahr bereits 1.500€ Brutto. Nicht schlecht. Aber die nehmen auch nur die Extrovertierten, die auch Mathe gut beherrschen.