Sternadler
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Ein Volk voller "Experten"
28.04.2015 um 11:50Information ist ja eigentlich etwas sehr Positives...
Während die Menschen in früheren Zeiten keine Ahnung hatten, was in anderen Teilen der Welt gerade vor sich ging, werden wir heutzutage mit Information geradezu gemästet. Oder anders formuliert: man bekommt so viel Information, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, was eigentlich noch für das eigene Leben relevant ist, weil man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.
Wir sind ein Volk voller Experten. Wir sind bei jedem Flugzeugabsturz live dabei und philosophieren auf dem Arbeitsplatz mit unseren Kollegen darüber, wer Schuld an dem Absturz hatte und was die Flugschreiberdaten zu bedeuten haben, denn wir sind Experten für Katastrophen jeglicher Art.
Wir sind Experten für Strafrecht und wissen genau, welche Strafe für jugendliche Gewalttäter gerecht wäre, weil wir live dabei waren, als sie einen wehrlosen Mann in der U-Bahn zusammengeschlagen haben. Naja, wir waren nicht wirklich live dabei, genaugenommen sahen wir nur einen kleinen Ausschnitt einer Kamera, wir haben weder gesehen, was davor noch was danach passiert ist, und ob das "Opfer" vielleicht ein widerlicher Typ war. Aber da die Medien gesagt haben, dass das Opfer kein widerlicher Typ war, sondern ein sympathischer Familienvater, sind wir natürlich sofort auf dessen Seite und wissen besser als jeder Richter, was man mit den asozialen Straftätern machen sollte.
Wir sind Experten für Finanzpolitik und wissen genau, welche Fehler die griechischen Politiker gemacht haben, und wir diskutieren darüber leidenschaftlich, auch wenn unsere Meinung in Wirklichkeit keinerlei Relevanz hat.
Wir sind Experten für Fußball und wissen natürlich besser als jeder Trainer, wie der Abstieg unserer Lieblingsmannschaft zu verhindern ist.
Wir sind Experten für Ebola, für Salafismus, für Syrien, für CIA, für Illuminaten, für Außerirdische, für Chemtrails, für Amokläufe, für die Flüchtlingsproblematik, und und und...
Wir sind Experten für alles mögliche. Nur in unserem eigenen Leben versagen wir kläglich. Da brauchen wir Experten, die uns sagen, was wir machen müssen, damit wir nicht vor die Hunde gehen. Experten, die uns coachen, Experten die für uns Gesetze beschließen, Experten die uns vor Gefahren warnen...
Irgendwie finde ich das eine ziemlich seltsame Entwicklung. Die Informationsgesellschaft frisst ihre Kinder. Oder wie soll man sowas bezeichnen?
Kann zu viel (irrelevante) Information zur Verblödung führen?
Kann es sein, dass wir überall mitreden wollen, aber doch nicht das Geringste zu sagen haben?
Während die Menschen in früheren Zeiten keine Ahnung hatten, was in anderen Teilen der Welt gerade vor sich ging, werden wir heutzutage mit Information geradezu gemästet. Oder anders formuliert: man bekommt so viel Information, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, was eigentlich noch für das eigene Leben relevant ist, weil man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.
Wir sind ein Volk voller Experten. Wir sind bei jedem Flugzeugabsturz live dabei und philosophieren auf dem Arbeitsplatz mit unseren Kollegen darüber, wer Schuld an dem Absturz hatte und was die Flugschreiberdaten zu bedeuten haben, denn wir sind Experten für Katastrophen jeglicher Art.
Wir sind Experten für Strafrecht und wissen genau, welche Strafe für jugendliche Gewalttäter gerecht wäre, weil wir live dabei waren, als sie einen wehrlosen Mann in der U-Bahn zusammengeschlagen haben. Naja, wir waren nicht wirklich live dabei, genaugenommen sahen wir nur einen kleinen Ausschnitt einer Kamera, wir haben weder gesehen, was davor noch was danach passiert ist, und ob das "Opfer" vielleicht ein widerlicher Typ war. Aber da die Medien gesagt haben, dass das Opfer kein widerlicher Typ war, sondern ein sympathischer Familienvater, sind wir natürlich sofort auf dessen Seite und wissen besser als jeder Richter, was man mit den asozialen Straftätern machen sollte.
Wir sind Experten für Finanzpolitik und wissen genau, welche Fehler die griechischen Politiker gemacht haben, und wir diskutieren darüber leidenschaftlich, auch wenn unsere Meinung in Wirklichkeit keinerlei Relevanz hat.
Wir sind Experten für Fußball und wissen natürlich besser als jeder Trainer, wie der Abstieg unserer Lieblingsmannschaft zu verhindern ist.
Wir sind Experten für Ebola, für Salafismus, für Syrien, für CIA, für Illuminaten, für Außerirdische, für Chemtrails, für Amokläufe, für die Flüchtlingsproblematik, und und und...
Wir sind Experten für alles mögliche. Nur in unserem eigenen Leben versagen wir kläglich. Da brauchen wir Experten, die uns sagen, was wir machen müssen, damit wir nicht vor die Hunde gehen. Experten, die uns coachen, Experten die für uns Gesetze beschließen, Experten die uns vor Gefahren warnen...
Irgendwie finde ich das eine ziemlich seltsame Entwicklung. Die Informationsgesellschaft frisst ihre Kinder. Oder wie soll man sowas bezeichnen?
Kann zu viel (irrelevante) Information zur Verblödung führen?
Kann es sein, dass wir überall mitreden wollen, aber doch nicht das Geringste zu sagen haben?