Ihr macht mich fertig...
Mancher geht hier ja schnell an die Decke, weil
@Kaito ganz ehrlich zugibt, dass sie ab einem gewissen Punkt nicht mit dem Thema befassen möchte.
Aber ich bin etwas ratlos, wenn ich bedenke, dass das Thema "Transsexualität in der näheren Umgebung" heißt und ich mich frage, wie sich mancher hier wohl im Alltag gibt, wenn dann tatsächlich eine transsexuelle Person auftaucht.
Was wir hier machen ist ja ein Stück weit Aufklärungsarbeit in Form von Erfahrungsberichten, Erklärungen und Informationen. Und wenn wir dabei sind, dann gehört bei dieser Thematik auch immer dazu, sich mit Desinteressierten, Fehlinformierten und Überforderten auseinanderzusetzen.
Wenn man sich mal mit Transsexuellen hinsetzt und sich einen Schwank aus deren Leben anhört, dann lief das bei den allerwenigstens reibungslos ab. Manchmal ist es der Arbeitgeber oder ein Teil des Freundeskreises, aber auch nur allzu gern die Familie, bei der Probleme auftauchen.
Ich wiederhole mich, dass man als Außenstehender von jetzt auf gleich damit umgehen lernen soll, dass der Bruder zur Schwester, der Freund zur Freundin oder der Vater zur Mutter wird - und anders herum. (Wer sich das so ein Szenario gar nicht vorstellen kann, was nicht schlimm ist, der kann es ja erstmal damit versuchen, dass einem ohne Vorwarnung die Katze weggenommen und durch einen Hund ersetzt wird.)
Aber trotz aller Informationen und Auseinandersetzungen mit dem Thema über die Jahre, so muss ich ehrlich gestehen, wüsste ich nicht, ob ich das so einfach verdauen könnte, würde bspw. meine Mutter ab sofort als Mann auftreten wollen. Und wenn ich mich, trotz aller Auseinandersetzung damit, schon schwer mit dieser Vorstellung tue, wie groß muss der Schock dann für jemanden sein, der nicht nur hinnehmen muss, dass es so ist, sondern in dem Moment auch keine Ahnung hat, was und warum es überhaupt so ist...
Auf diese Momente der Überforderung kann man niemanden vorbereiten und so mancher blockt dann erst einmal ab. Gerade wenn transsexuelle Kinder noch bei ihren Eltern wohnen, hörte ich schon die unterschiedlichen Verläufe im Umgang der Eltern damit - von nahezu problemloser Umgewöhnung an die neue Situation bis zum Rausschmiss, war da alles dabei.
Bei aller Toleranz, Rücksichtnahme und Verständnis, was man für die Transsexuellen selbst zu schaffen versucht, so kann ich nur dazu animieren, nicht jeden gleich zu steinigen, der sich (warum auch immer) schwer mit der Thematik tut. Die Entscheidung zu einer Transition ist nun einmal eine gravierende Umstellung, auch für die gesamte Umgebung, und da kann man einfach nicht erwarten, dass damit jeder sofort umgehen kann und muss vielmehr damit rechnen, dass sicher mancher nur in kleinen Schritten an die Thematik herantasten wird oder erst einmal etwas Abstand schafft, um das aus der Ferne zu beobachten.
Und ich halte es für den völlig falschen Ansatz, wenn man dann Säue durch Dorf jagt und mit der Fackel in der Hand, "ignorantes Schwein" ruft, anstatt einfach Angebote zu machen und auch der Umgebung, die Freiräume und Zeit einzuräumen, die sie braucht.
Denn wie gesagt, hier ist keiner sicher davor, dass er vielleicht selbst mal derjenige ist, dem die Umstellung sehr schwer fällt, sollte in der direkten Umgebung einmal eine transsexuelle Person auftauchen.
Da ist man doch froh, wenn Rahmenbedingungen vorherrschen, in denen man frei von der Leber weg seine Fragen loswerden kann. "Bist du homosexuell?" ist bspw. eine beliebte und immer wieder gestellte Frage, die ja auch hier aufkam. Und auch solche Fragen souverän zu beantworten will geübt sein und schafft ein deutlich angenehmeres Klima für weitere Fragen als Hass- und Schimpftiraden.
In diesem Sinne, immer locker bleiben.
:)