DKMS - Stammzellenspender
26.06.2014 um 22:44
Hab mich auch vor ein paar Jahren mal registrieren lassen bei der DKMS als Spender.
Irgendwann kam dann tatsächlich die Info, dass ich eventuell auf eine erkrankte Person passen könnte.
Es gab genauere Untersuchungen, erneute Fragen, ob man immer noch dazu bereit ist usw.
DKMS hat eigentlich buchstäblich alles organisiert.
Bekam dann ca. 1 Woche lang (oder etwas länger) täglich ein Mittel durch einen medizinischen Dienst gespritzt, welches die Produktion von diesen Knochenmarkszellen stark anregt.
Man könnte sagen, dass es vom Gefühl her etwa so ist, wie kräftiger Muskelkater, nachdem man viel Sport gemacht hat. Wenn man nicht gar zu zimperlich ist, ist das aber eigentlich gut auszuhalten.
Dann ging es per Bahn in eine Entnahmeklinik, auch dort wurde alles durch DKMS organisiert, ein Hotelzimmer, An- und Abreise...
In der Entnahmeklinik nochmal eine Reihe von Untersuchungen und auch eine Befragung und Beratung durch einen Arzt, was halt passieren könnte, Abläufe der Entnahme, Fragen, ob man Alkoholiker ist oder Drogen nimmt, irgendwelche Krankheiten hat...
Man kann sagen, dass ein potenzieller Spender mehrfach SEHR intensiv durchgecheckt wird, ich gehe mal davon aus, dass dies unter anderem daran liegt, dass die Empfänger der Stammzellspende sich ja dann in einem sehr schwachen Zustand befinden und sehr empfindlich sind für Krankheitskeime oder geschädigte Zellen/Erbkrankheiten.
Und es wird auch viel Wert auf die Gesundheit des Spenders gelegt, auf dessen Sicherheit.
Was die Entnahme angeht, da gibt es unterschiedliche Methoden, man kann auch angeben, welche man wünscht und welche nicht.
Operation hab ich abgelehnt.
Stattdessen sah es dann so aus, dass ich an ein Gerät angeschlossen wurde, das einem Dialysegerät ähnelt (vielleicht war es auch ein Dialysegerät, kenne mich damit nicht aus).
An beide Arme wurden mit Hilfe von Nadeln Schläuche angeschlossen, das Blut auf der einen Seite rausgezogen und der erhöhte Anteil der Stammzellen ausgesiebt, das gereinigte Blut dann wieder auf der anderen Seite zugeführt.
Dauert einige Stunden, bin nicht mehr sicher, wie lange das dann insgesamt war. Ab und zu fragen Ärzte/Krankenschwestern nach, ob alles in Ordnung ist. Man sollte was zu lesen oder Filme dabei haben.
Gegen Ende wurde es etwas unangenehm, möglicherweise lag das aber auch daran, dass die Nadeln etwas verrutschten oder die Befestigung, aber naja...
Dann blieb ich noch kurze Zeit im Krankenhaus, zur Beobachtung, konnte dann wieder gehen und bekam kurz darauf einen Anruf von der DKMS, dass die Menge der Stammzellen schon beim ersten Durchgang ausgereicht hätte (falls nicht, hätte ich am nächsten Tag noch einmal zu einem zweiten Durchgang hingemusst).
Man wird auch gefragt, ob man wissen möchte, für wen diese Spende war, zumindest grob.
Nach einiger Zeit kann man glaube ich auch anonymisiert über DKMS in schriftlichen Kontakt mit der Person treten, für die man gespendet hat, wenn man das wünscht. Nach Jahren, meine ich, kann das dann sogar ohne Anonymisierung erfolgen, da würde ich mich aber nicht drauf festlegen.
Hab nur erfahren, dass diese Spende wohl in die USA ging. Letztendlich hat das aber wohl nichts mehr genutzt, auch das ist natürlich möglich, diese Art der Behandlung erhöht ja nur die Chancen auf Heilung.
Ein paar Tage nach der Stammzellspende war wieder alles problemlos in Ordnung, keine Folgebeschwerden.
Würde ich eindeutig wieder machen, muss ich sagen!
Allerdings kann ich mich nicht so den Sprüchen anschließen, das sei ja nur eine Kleinigkeit usw. ;)
Ich meine das jetzt ausdrücklich nicht als Selbstbeweihräucherung, aber:
Es sollte schon wertgeschätzt werden, wenn sich Menschen zu solchen Spenden entscheiden, um anderen zu helfen. Man sollte das nicht so kleinreden und profanisieren (auch beim Thema Organspende), als ob das alles recht und billig wäre.
Menschen sind keine Maschinen. Und andere Menschen demnach auch keine billigen Ersatzteillager, die man ausschlachten kann, weil die ja dieses oder jenes Teil eh nicht (mehr) brauchen und man es deshalb bei anderen reinstopfen kann.
GERADE wenn wir uns für sowas entscheiden, wie Stammzellspenden oder Organspenden, sollten wir das aus Mitmenschlichkeit tun und weder, um Ruhm zu ernten, noch, weil wir dazu gezwungen werden oder weil auf Teufel komm raus Arbeitskräfte am Leben gehalten werden sollen.
Bei solchen Akten tun wir etwas FÜR Menschen, aus Menschlichkeit. Dies sollte auch gewürdigt werden.
Und dementsprechend muss man auch Bedenken ernst nehmen und respektieren, wenn Leute skeptisch sind, falls man sie zu Organspenden auffordert oder zu Stammzellspenden. Das macht gerade erst den Wert dieser Handlungen aus :)