Sie ist der Sündenbock des Frauenhassers
22 Jahre alt und noch nie ein Mädchen geküsst – für Elliot Rodger Grund genug, sechs Menschen zu töten. Die Schuld dafür gibt er auch einem Mädchen aus seiner Primarschulzeit.
Bevor er sich auf seine tödliche Fahrt durch Santa Barbara machte, schrieb Elliot Rodger ein 141-seitiges Hassmanifest, in dem er die Beweggründe für seine Tat darlegte: seinen Hass auf Frauen, die ihn ignorierten.
Nur Minuten, bevor der junge Mann seinen Amoklauf antrat, verschickte er das Papier an Freunde und Familienangehörige. Sie konnten nicht verhindern, dass der 22-Jährige sechs Leute umbrachte und dann sich selbst richtete.
Er wollte den jüngeren Bruder töten
In dem unheimlichen Dokument sowie in einem Video kündigte Rodger an, dass er seinen jüngeren Bruder Ashton töten werde. «Das wird hart werden, denn der Kleine schaut zu mir auf und wir waren uns im letzten Jahr sehr nahe», schrieb er. «Aber ich muss es tun. Wenn ich kein gutes Leben haben kann, soll er es auch nicht.» Offenbar war der Ältere auf den Erfolg des Jüngeren eifersüchtig. Der kleine Bruder war für TV-Werbungen verpflichtet worden und spielte auch eine kleine Rolle im Hollywood-Blockbuster «The Hunger Games», bei dem Vater Peter Rodger Regie führte.
Die Aussicht, dass Ashton ein erfolgreicher Schauspieler werden könnte, der bei Frauen gut ankommt, war zu viel für Elliot Rodger: «Meine Stiefmutter sagte mir immer wieder, dass er nie Probleme mit Frauen haben und seine Jungfräulichkeit bestimmt schon sehr jung verlieren werde. Er wird zu den Beliebten gehören, der alle Frauen abzügelt. Die Mädchen werden ihn lieben. Deshalb wird er zu einem meiner Feinde werden.»
Eine Blondine aus der Primarschule
Auch Stiefmutter Soumaya Akaaboune stand auf der Liste des Amokschützen. «Das wird einfach sein. Ich muss nur an all die schmerzhaften Dinge denken, die sie mir in der Vergangenheit an den Kopf geschmissen hat, während ich ihr das Messer in den Hals ramme.» Sowohl Rodgers kleiner Bruder wie auch seine Stiefmutter blieben unversehrt. Ob aus glücklichem Zufall oder weil er seine Meinung änderte, bleibt offen.
Als Motiv für seinen Amoklauf erwähnt Rodger auch Monette Moio. Das blonde Mädchen soll Rodger vor Jahren in der Primarschule gehänselt und aufgezogen haben, obwohl er heimlich in sie verknallt gewesen sei. Rodger beklagt sich in seinem Hassmanifest: «Dass das Mädchen, auf das ich stand, sich über mich lustig machte, verletzte mich sehr. Die Welt, in der ich aufwuchs, war nicht mehr länger hell und freundlich. Ich lebte fortan in einer abgeschotteten Welt und wollte das nicht akzeptieren. Ich verkroch mich in die Welt meiner Online-Spiele wie ‹World of Warcraft›. Hier fühlte ich mich sicher.»
«Sie war zehn Jahr alt, um Himmels Willen»
Moios Vater, ein Hollywood-Stuntmann, nimmt seine Tochter in Schutz. Gegenüber der «Daily Mail» sagt er: «Sie war zehn Jahr alt, um Himmels Willen, sie kann sich kaum noch an Rodger erinnern. Er ist ein Soziopath. Sie hat ihn seit der Primarschule nicht mehr gesehen. Und überhaupt: Wie soll eine Zehnjährige einen Zwölfjährigen mobben?»
Wenn seine Tochter die «aggressiven Avancen» von Rodger abgelehnt habe, könne noch lange keine Rede von Mobbing sein. «Er war damals schon merkwürdig und blieb es bis heute», so der Vater der Angehimmelten.
Rodger machte eine Reihe weiterer Mädchen für sein Elend verantwortlich. Von einer Klassenkameradin träumte er etwa, dass sie eines Tages seine Freundin werden würde. Dann fand er via Facebook heraus, dass sie einen Freund hatte: «Mein bereits verwundetes Herz brach in tausend Stücke. Sie hatte einen Freund. Einen dieser Typen, die ich immer hasste und verachtete: gross, muskulös, sportlich, mit kurzgeschorenen Haaren», schrieb Rodger. «Als ich die Bilder der beiden sah, liess mich der pure Hass erzittern. Ich wollte beide umbringen, und ich war fähig, dies auch zu tun. Das Mädchen sollte meines sein, und wenn ich es nicht haben kann, soll es niemand haben.»
Als klar war, dass seine Angebetete vergeben war, liess er die gemeinsamen Schulstunden sausen. Wenig später schmiss Rodger die Schule ganz. Das war wohl der Zeitpunkt, an dem sein Hassmanifest immer konkreter Formen annahm.
Legal gekaufte Waffen
Vergangenen Freitag erstach Rodgers zwei seiner WG-Genossen sowie einen weiteren Kollegen. Dann fuhr er auf das Universitätsgelände, wo er wahllos zwei Studentinnen erschoss. Danach feuerte er in einen Lebensmittelladen und tötete den Studenten Chris Michael-Martinez (20).
Auf den Strassen von Santa Barbara schoss Rodger weiter um sich und verletzte drei Passanten. Als die Polizei ihn schliesslich mit einem Schuss in die Hüfte stoppte, richtete sich der 22-Jährige selbst. Neben seiner Leiche fanden Ermittler drei halbautomatische Gewehre sowie rund 400 Patronen – alles legal erworben.
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