Flugzeug mit 239 Menschen an Bord vermisst!
19.03.2014 um 16:08
Hier ist ein Bericht der heutigen Rhein-Zeitung:
MH370-Pilot löschte Daten auf privatem Flugsimulator
Kuala Lumpur (dpa) - Ungewissheit und weiter viele Fragen: Seit mittlerweile zwölf Tagen wird die Maschine der Malaysia-Airlines vermisst. Obwohl das Flugzeug verschwunden bleibt, beginnt die Allianz-Versicherung mit der Auszahlung einer Millionenentschädigung.
Cockpit einer Boeing 777-200ER
Der Richtungswechsel erfolgte mindestens zwölf Minuten, bevor sich der Co-Pilot mit den Worten «Alles klar, gute Nacht» von den Fluglotsen verabschiedete, berichtet NBC. Foto: epa/Archivbild
DPA
Neben der Fluggesellschaft Malaysia Airlines erhielten auch Angehörige der vermissten Passagiere eine finanzielle Entschädigung, sagte eine Sprecherin des Münchner Konzerns. Sie bestätigte damit einen Bericht des «Handelsblatts». Von der Boeing 777 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord fehlte auch nach zwölf Tagen jede Spur.
Ermittler in Malaysia fanden unterdessen heraus, dass auf dem heimischen Flugsimulator des Piloten am 3. Februar Daten gelöscht wurden. Verwirrung gibt es weiter darüber, was wann genau nach dem Start in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur im Cockpit der Boeing geschah.
China verschärfte derweil seine Kritik an den malaysischen Ermittlungs- und Kommunikationsmethoden. Daten seien zu ungenau und würden zu langsam weitergegeben. Mehr als 150 Passagiere des Flugs MH370 sind chinesische Staatsangehörige. Verwandte und Freunde versuchten am Mittwoch laut protestierend, eine Pressekonferenz des malaysischen Verkehrsminister Hishammuddin Hussein in Kuala Lumpur zu stürmen. Sie verlangten Informationen.
Die gesamte Versicherungssumme für die Maschine soll bei mehr als 100 Millionen Dollar liegen, hieß es aus Versicherungskreisen. Die Allianz-Sprecherin äußerte sich nicht dazu. Die Allianz führt ein Konsortium aus mehreren Unternehmen an, das die Flotte der Malaysia Airlines versichert hat. Wie groß der Anteil des Konzerns an den gesamten zu erwartenden Zahlungen ist, blieb unklar.
Dass Geld schon fließt, obwohl die Maschine noch gar nicht gefunden wurde, ist nicht unüblich: In den Versicherungsverträgen für Flugzeuge sind in der Regel klare Fristen benannt, nach denen die Entschädigungszahlungen geleistet werden müssen. Dies gilt auch für den Fall, dass ein Flugzeug nach mehreren Tagen immer noch vermisst wird. Die Boeing 777-200 ist seit dem 8. März spurlos verschwunden. Die Maschine war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking.
Auf dem heimischen Flugsimulator des Piloten der Malaysia Airlines-Maschine sind am 3. Februar Daten gelöscht worden - Wochen vor dem Start des nun spurlos verschwunden Flugzeugs. Das berichtete der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar am Mittwoch in Kuala Lumpur. Das Gerät war am Samstag, eine Woche nach dem Verschwinden der Maschine, aus dem Haus von Zaharie Ahmad Shah entfernt und im Polizeihauptquartier wieder aufgebaut worden.
Die Ermittler prüfen, ob Zaharie Ahmad Shah das Gerät wie Freunde sagen, tatsächlich nur hatte, um mit Freunden seine Begeisterung für das Fliegen zu teilen. Experten untersuchen nach Angaben des Polizeichefs, ob die gelöschten Daten rekonstruiert werden können.
Eine malaysische Lokalzeitung hatte berichtet, auf dem Simulator seien Landebahnen auf den Malediven, Sri Lanka und in Indien einprogrammiert gewesen. Ein Ermittler sagte, er wisse davon nichts. Die Landebahnen lägen auf einer der beiden Flugrouten, die die Maschine nach Erkenntnissen der Ermittler genommen haben könnte.
Ob der Kapitän oder sein Copilot an einer Verschwörung beteiligt waren, ist unbekannt. Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein betonte: «Alle Crew-Mitglieder, einschließlich der Piloten, sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist.» Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Sabotage, Entführung oder Terrorismus. Nach Angaben des Verkehrsministers haben bis auf Russland und Ukraine alle Länder ihre Landsleute überprüft und keine verdächtigen Merkmale gefunden.
In dem riesigen Suchgebiet im Indischen Ozean gab es auch am Mittwoch keine Spur der verschwundenen Boeing. Australische Seeaufklärer und auch Schiffe in der Region hätten kein verdächtiges Material gesichtet, berichtete die Behörde für Seesicherheit (Amsa).
Auch aus dem zweiten Suchkorridor nordwestlich von Malaysia wurde keine Sichtung gemeldet. Es gebe keinen Hinweis, dass das Flugzeug in den chinesischen Luftraum eingedrungen sei, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, am Mittwoch in Peking.
Das Militär der Malediven widersprach Augenzeugenberichten, wonach am Tag des Verschwindens von Flug MH 370 eine Maschine im Tiefflug über die Inselgruppe im Indischen Ozean gedonnert sei.
Weiterhin gibt es unterschiedliche Angaben über eine vermutete Kursänderung der Maschine, kurz nach ihrem Verschwinden vom Radar. Es wird anhand von ungenauen Satellitendaten angenommen, dass die Maschine aus völlig ungeklärten Gründen entweder in Richtung Nordwesten oder Südwesten weit von der geplanten Route abwich.
Der US-Sender NBC berichtete, die Kursänderung sei bereits vor der verbalen Abmeldung der Piloten in den Bordcomputer eingegeben worden. Der Sender berief sich auf Ermittlerkreise. Diese Angaben dementierte jedoch der Chef der malaysischen Zivilluftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman. Allerdings haben die Ermittler schon mehrfach Medienberichte dementiert, die später doch bestätigt wurden.
Die Kursänderung sei mindestens zwölf Minuten vorher im Bordcomputer gewesen, berichtete NBC. Um 01.07 Uhr erfolgte die letzte automatische Datenmeldung des Kommunikationssystems ACARS. Dann wäre die Kursänderung bei der Bodenkontrolle angekommen. In dem Szenario wäre ungeklärt, warum der Pilot nichts erwähnte und warum die Bodenkontrolle bis heute nichts dazu gesagt hat.
China kritisierte erneut die Informationspolitik Malaysias. «Es ist bekannt, dass ungenaue oder zumindest unvollständige Informationen dazu geführt haben, dass die anfängliche Suche im Südchinesischen Meer ins Leere lief und kostbare Zeit vergeudet wurde», hieß es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Informationen dürften nicht aus Gründen der nationalen Sicherheit unter dem Deckel gehalten werden, sondern müssten zumindest unter den Beteiligten ausgetauscht werden.