Flugzeug mit 239 Menschen an Bord vermisst!
19.03.2014 um 17:03
SPIEGEL ONLINE Panorama
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Vermisste "Malaysia"-Boeing: Zweifel an Nordroute
Vermisste Boeing: Experten halten Weiterflug auf Südroute für wahrscheinlich
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REUTERS
Wohin flog die vermisste Boeing? Experten sagen, dass das Militär in hochgesicherten Ländern wie China die Maschine auf dem Radar entdeckt hätte. Ein Flug auf südlicher Route sei wahrscheinlicher. Der Pilot soll auf einem Simulator Landebahnen auf den Malediven und Indien einprogrammiert haben.
Hamburg - Das Rätselraten über den Verbleib einer Boeing 777-200 der Fluglinie "Malaysia Airlines" geht weiter. Das vermisste Flugzeug verschwand am 8. März mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen, ohne dass zuvor ein Notruf abgesetzt wurde.
Der US-Sender NBC berichtet jetzt unter Berufung auf nicht genannte Quellen, dass ein Wendemanöver der Passagiermaschine deutlich vor der Abmeldung des Co-Piloten bei der Bodenkontrolle einprogrammiert worden sei. Der Richtungswechsel sei mindestens zwölf Minuten, bevor sich Co-Pilot Fariq Abdul Hamid mit den Worten "Alles klar, gute Nacht" von den Fluglotsen verabschiedete, erfolgt, hieß es.
Polizei prüft Augenzeugenberichte von den Malediven
Die Nachrichtenwebsite "Haveeru" hatte berichtete, dass Bewohner des Malediven-Atolls Kuda Huvadhoo am 8. März ein weißes Flugzeug mit roten Streifen gesichtet hätten, das die Insel im Tiefflug überquert habe. Den übereinstimmenden Berichten der Inselbewohner zufolge tauchte das Flugzeug um 6.15 Uhr Ortszeit über der Insel auf und machte dabei einen ohrenbetäubenden Lärm. "Ich habe noch nie zuvor einen Jet so tief über unsere Insel fliegen sehen. Ich konnte sogar genau die Türen sehen", zitierte die "Haveeru" einen Augenzeugen. Die Polizei der Malediven geht jetzt den Berichten nach.
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Die Boeing soll, nachdem sie vom Radar verschwand, noch etwa sieben Stunden weitergeflogen sein. Die malaysischen Behörden hatten zwei mögliche Flugkorridore beschrieben. Der nördliche erstreckt sich vom Norden Thailands bis nach Zentralasien, der südliche von Indonesien bis tief in den Indischen Ozean. Die Malediven liegen weit abseits der beiden Korridore.
"Ich würde nicht in China und entlang der Nordroute suchen"
Die "New York Times" schreibt unter Berufung auf Militärexperten, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass Grenztruppen in hochgesicherten Ländern wie China, Indien, Pakistan oder Afghanistan ein nicht identifiziertes Flugzeug über ihrem Territorium einfach übersehen oder ignorieren könnten. es sei mithin eher unwahrscheinlich, dass die Boeing die nördliche Flugroute genommen habe. "Ich würde nicht in China und entlang der Nordroute suchen", zitiert die Zeitung einen ehemaligen Experten für Luftsicherheit der Airforce, Sean O'Connor.
"Die Hypothese ist, dass sie nach Süden flog", sagte ein Ermittler der Nachrichtenagentur Reuters. Das Suchgebiet liege zwischen West-Indonesien und West-Australien.
In Malaysia schrieb eine Zeitung, im heimischen Flugsimulator des Piloten Zaharie Ahmad Shah seien Landebahnen auf den Malediven, in Sri Lanka und Indien einprogrammiert gewesen. Ein Ermittler in Kuala Lumpur konnte die Angaben nicht bestätigen. "Ich weiß nur, dass der Flugsimulator noch untersucht wird", sagte der Mann der Nachrichtenagentur dpa. "Wir haben auch am zwölften Tag der Ermittlungen keine Ahnung, was passiert ist."
Unentschuldbare Fehler bei den Ermittlungen
Aus China kamen 153 der insgesamt 239 Menschen an Bord. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte am Dienstag, dass die Volksrepublik Satelliten nutzt, um das vermisste Flugzeug zu orten.
China hat die Ermittlungsarbeit der malaysischen Ermittler erneut scharf kritisiert: "Es ist bekannt, dass ungenaue oder zumindest unvollständige Informationen dazu geführt haben, dass die anfängliche Suche im Südchinesischen Meer ins Leere lief und kostbare Zeit vergeudet wurde", hieß es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua, den Zeitungen am Mittwoch druckten. Wegen eines Mangels an Transparenz seien massive Bemühungen verschwendet worden und viele Gerüchte aufgekommen. "Es gibt keine Entschuldigung, die gleichen Fehler zu wiederholen."
Informationen dürften nicht aus Gründen der nationalen Sicherheit unter dem Deckel gehalten werden, sondern müssten zumindest unter den Beteiligten ausgetauscht werden. Die multinationale Suche sei zweifellos beispiellos und kompliziert. Aber Malaysia trage die Verantwortung dafür, eine Plattform zum Austausch der Informationen aufzubauen. Auch die "Geheimdienst-Supermacht USA" müsse rechtzeitig Daten und Informationen liefern. "Es gibt keine Entschuldigung für irgendeinen der Beteiligten, nützliche Informationen zurückzuhalten."
Allianz beginnt mit Auszahlung der Versicherungssumme
Während die Suche weitergeht, hat die Allianz damit begonnen, die Versicherungssumme für den seit mehr als elf Tagen verschollenen Flug MH370 von Malaysia Airlines auszuzahlen. Dies teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Versicherungskreise meldete, soll die Auszahlung sowohl an die Fluggesellschaft als auch an die Angehörigen der insgesamt 239 Insassen noch in dieser Woche abgeschlossen werden.
Laut unbestätigten Angaben liegt die komplette Versicherungssumme der Zeitung zufolge bei hundert Millionen Dollar. Wie viel davon die Allianz schultere, sei unklar. Solle sich jedoch erweisen, dass ein Terrorakt für das Verschwinden der Maschine verantwortlich gewesen ist, müsse ein anderer Versicherer für den Schaden aufkommen, hieß es.