Menschen
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Die lange Nacht der Wissenschaft

42 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bildung, Bildungskatastrophe, Jugendiche ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 18:14
ACHTUNG: FOLGENDER TEXT IST POLEMISCH UND ÜBERSPITZT.

Kurze Zusammenfassung, da der Text (zu?) lang und (zu?) viele Prämissen enthält:

-Es geht um eine Auseinandersetzung mit dem Universitätswesen
-Es geht um die zahlreichen Blendungen der Wissenschaft
-Es wird von den desaströsen Zuständen der Wissenschaft auf mögliche
Konsequenzen auf andere Bereiche der Gesellschaft transferiert

Letztes Jahr fand in meiner Heimatstadt mal wieder DAS Scientific Event schlechthin statt. Die knarzenden Türen der Hochschulen öffneten sich für die Bürger und baten um Eintritt der Interessierten, Halbinteressierten und Uninteressierten. Das vordergründige Ziel dieser Veranstaltung war die Zuschaustellung der (angewandten) Wissenschaft. Junge Leute sollen Blut lecken an den "fantastischen Experimenten" und sie sollen brennen für den Geruch der angeblich strahlenden Labore. (Nur durfte man sich ja nicht in die falschen Gassen der Stadt verirren, ansonsten hätte man die kurz vor dem Zusammenbruch stehenden Gebäude der geisteswissenschaftlichen Fakultäten entdecken können - was nun weniger "fantastisch" anzusehen wäre) Auch ich durfte dieser Veranstaltungen beiwohnen, da ich meinen kleinen Cousin die, in seinen Worten, "geile" Uni zeigen durfte. Die besten Professoren wurde für den Tag herausgetrieben, damit sie zumindest einmal im Jahr eine anständige Veranstaltung halten durften. Unwichtigkeiten wie mathematische Gleichungen wurden von den Tafeln entfernt und die "pure" Wissenschaft kam zum Vorschein in Form von infantilen... äh interessanten Experimenten. Am Ende der langen Nacht war meine Stirn aufgrund der massenhaften Face-Palms schon so gerötet, dass mir mein Kopf brummte. Ich sah auf den billig gedruckten Flyer der Veranstaltung und erkannte: Die lange Nacht der Wissenschaft ist nicht erst vorbei, sondern sie dauert schon lange an. Es ist Nacht. Der Morgen ungewiss.

Wann genau kam die Nacht über die Wissenschaft? Das weiß ich nicht. Aber es muss der Moment gewesen sein, wo die letzten Genies von dannen zogen und die Universitäten endgültig all ihre Ideologie verloren hat. Die Uni von heute ist kein Ort mehr für einen Einstein, Wittgenstein, Gödel etc. Sie ist zu einem Ort für Niemanden geworden. Sie ist eine Farce! Ich selbst komme mit dem "Klapperkasten" ganz gut zurecht: Doppelstudium der Psychologie und Mathe, zumindest bis Ende des (ehemaligen) Grundstudiums und danach vernunftsbedingt in einem anderen Studiengang eingestiegen. Meine Note waren bisher sehr gut (aber ein Doppelstudium würde ich trotzdem niemand empfehlen). Die besten Ausgangsbedingungen hatte ich mit einem "Quali" und einer anschließenden Lehre zwar nicht, aber besonders davon abgehalten hat mich das vom Abi und Studium dann auch wieder nicht.

Trotzdem habe ich seit Anfang an mit dem Klapperkasten so meine Probleme. Das liegt zunächst daran, dass ich mir bis heute nicht sicher bin, was das Ding von mir eigentlich will. Ich glaube einige Kommilitonen geht's genauso. Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass manch ein Professor den selben Gedanken hat, vor allem dann wenn er in Gesichter müder Studenten mit erlahmten Geist blickt. Eine allgemeine Orientierungslosigkeit könnte man den Universitäten, den Studenten, (dem Arbeitsmarkt,) eigentlich dem gesamten Bildungssystem unterstellen. Die Universitäten können sich offenbar nicht mehr entscheiden was sie sein wollen: Ort der Wissenschaft oder ein Ort der Ausbildung für die Wirtschaft. Die naive Antwort ist dann, das man beides verbinden könnte. Das Ergebnis sind dann krude berufsqualifizierende Kurse wie Medienkompetenz (in dem man den Umgang mit PowerPoint lernt) oder Pseudo-Anwendungsmodule, in den zwar das ein oder andere beruflich relevante Schlagwort fällt, aber man schnell in die gewohnte wir "rattern-die-Theorie-ab"-Haltung verfällt. Ganz heiß gehandelt werden Gruppenarbeiten. Diese sollen die Ehr' der Dozenten und Köpf' der Studenten retten. Das es sich dabei um nichts weiteres als eine äußerst schlechte Simulation von Teamarbeit in der Wirtschaft/Wissenschaft handelt, fällt aber den unwissenden Studenten und Betriebsblinden Dozenten nicht auf. Zum Glück stellen die erlahmten Geister selten kritische oder gar unangenehme Fragen, sodass der schön eingeschliefene Betrieb nicht weiter gestört wird. All das ist dann die hohe Qualität der Universitäten in den man richtig zu denken lernt usw. Als Beweis werden eine handvoll erfolgreicher Karrieren auf die Homepage der Unis gezeigt, die dann freudestrahlend von ihrem Studium berichten. Hauptsach' die Verpackung glänzt.

Der Zustand der (deutschen) Universitäten ist aber durchaus kritisch. Sie gleichen von der Mentalität und der Zusammensetzung eher den verfallenden Fassaden der Gebäude der geisteswissenschaftlichen Fakultät meiner Uni. Den Anschluss an der Spitzenforschung haben wir in der Breite zwar verloren, aber das scheint niemand zu stören (oder besser gesagt niemand ernsthaft zu stören). Vorzugsweise wird dann mit den wenigen verbleibenden Forschungen argumentiert, die man noch als wertvoll (für sich selbst), aber wohl ehrlicherweise als weltweit unbedeutend ansehen müsste. Möglicherweise könnte man argumentieren, dass dies der Zeitgeist sei und die Unis den Absolventen sattelfest machen für die Wirtschaft. Also eine Verschiebung von Wissenschaft zur Wirtschaft. Dieses Argument wäre, wenn es denn gültig sei, zwar nicht prickelnd, aber so könnte man den Unis wenigstens ein Zielprofil unterstellen. Zum Glück (!?) ist dieses häufig gebrauchte Argumente falsch: Die Wirtschaft braucht die Akademiker nicht, zumindest nicht in der großen Masse. Sie bräuchte sogar bedeutend weniger Akademiker, trotz allen Rufe der OECD. Der Mittelstand in Deutschland war bisher gut aufgestellt. Die Brain-Power hat sich innerhalb der Betrieben entwickelt. Viele mittelständischen Betrieb sind erschreckend "unakademisch" und doch seltsamerweise weltweit erfolgreich. Die Genese des deutschen Mittelstands kam in vielen Branchen ohne die Brain-Power der Universitäten vonstatten, die in Deutschland traditionell eher in Richtung theoretische Dizsiplinen aufgestellt sind. Die Universitäten wollen für den Markt ausbilden, aber schaffen "Produkte", die von reichlich seltsamer Qualität sind.

Universitäten und Fachhochschulen kuscheln stärker um eine Mitte. Irgendwie Schule für den Markt und Schule für die Wissenschaft. Fachhochschule wollen zur The Germanys Next Top Uni aufsteigen (oder absteigen?) und Universitäten verteidigen sich bis auf die Klauen, schielen aber auch darauf die FH vom Thron der praxisorientierten Ausbildung mit wissenschaftlicher Basis zu kicken. Politiker verfallen in derbe Rhetorik und sind, ähnlich wie die Hochschulen, vom Prestige zerfressen. Es soll nicht promoviert werden aufgrund der Wissenschaft, sondern es soll promoviert werden, weil... äh, weil.. äh, weil gut. Um die Transformation am oberen Ende der Bildungslandschaft zu rechtfertigen, müssen reichlich haarsträubende wirtschaftliche Realitäten "erfunden" werden. Eine Erfindung ist der baldige, oder jetzt schon da seiende (je nach Version) Fachkräftemangel. Als (Ex-)Mathematikstudent graut es mich zwar bei der Methodik der Erhebung der Zahlen, die einen angeblichen Fachkräftemangel indizieren, aber selbst ich erlag dieser Illusion, wenn auch nur kurzzeitig. Erstaunlich auch die bedenkenlos "Extrapolation" der aktuellen wirtschaftlichen Leistung in eine doch mehr als ungewissen Zukunft. Man tut so, als sei schon heute alles gut und die Zukunft wird rosig. Unter diesen Voraussetzungen wäre ein gewisser Fachkräftemangel in gewissen Bereichen tatsächlich da. Aber da die Methodik vieler Erhebungen dahinter fast schon kriminell unexakt ist, würde man dies, unter normalen Umständen, als "Studie mit geringer Aussagekraft" werten. Aber da die Zeiten nicht normal sind, projektieren wir all unsere Hoffnungen in den wackeligen Zahlen windiger Untersuchungsdesigns.

Mich quälen die zahlreichen Aussagen, ja schon fast Lügen, der Unis sehr. Erst kürzlich musste ich einem Vortrag beiwohnen, bei der die Realität mal wieder kräftig verzerrt wurde. Demnach sei DE der Forschungsstandort zukunftssicher aufgestellt ( o.O wtf?) und die Forscher hätten hierzulande hervorragende Karierreaussichten. Teilweise habe ich mich schon gefragt, wie ernst man bleiben kann, wenn der Inhalt offensichtlich Komik ist. Nur taten mir die 18- und 19-jährigen Kommilitonen Leid die mit großen Augen den Prof. Dr. Dr. Dr. zuhörten, aber nicht sehen, dass die Wissenschaft reihenweise junge Leute "einfach so" verheizt. Die Situation der Forscher sind an sich vielerorts nicht hinnehmbar. Aber schon bei den Studieninformationstage beginnt das massive "Reality Distortion Field". Da glänzen selbst die Geisteswissenschaften auf. Zukunftaussichten? Gut! Wo arbeiten? ... man kann total viel machen.... Personalwesen, Verlagshäuser, in Agenturen! So hatte ich schon vor ein paar Jahren den Eindruck, dass irgendwie alle im Personalwesen landen: Ein bunte Abteilung mit Kunsthistorikern, Wirtschaftspädagogen, Soziologen, Psychologen und sogar Philosophen. Auch wenn ich mir es wirklich wünsche, dass die Vielfalt in die Einfalt einkehre, so kenne ich persönlich nur wenige Firmen die eine solche Vielfalt in einer Personalabteilung anbieten. Eigentlich.... keine. Möchte aber meine Erfahrung nicht über alles stellen.

Es ist schon ziemlich dunkel hier in der Wissenschaft. Man könnte ja nun argumentieren, man lerne in der Uni viel fürs Leben. Okay, gehen wir es mal durch: Forschungsmethoden? Eher nicht. BWL? Okay, Scherz beiseite. Grundlagen der Entwicklungspsychologen? Hmm, okay, da kann man sich eine von 1000(*x) Theorien aussuchen. Aber sicher doch Zahlentheorie! Für ein zwei Rechentricks vielleicht, aber ansonten? Differentialgeometrie? Äh, what!? Okay, an konkreten Inhalten ist wenig dabei. Übrigens auch in Studiengängen, von den man denken würde, sie seien "nützlich" wie z.B. Informatik. Aber ein erst kürzlicher Plausch mit einem Absolventen brachte es auf dem Punkt "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier nichts gelernt habe. Ich kann von allem etwas, aber nichts gescheites". Vor allem letzteres möchte ich genauer beleuchten: Die Universität lehrt irgendwie "nichts gescheites" im Sinne von tatsächlich Verwertbaren. Und nein, damit meine ich nicht dumpfen Excelkram oder das Schwingen der Lötkolben, aber mir macht es schon Sorgen, dass ich als Nachhilfelehrer Studenten vor mir hatte, denen zwar das Grundstudium schwer fiel, aber anscheinend nach den verhassten Mathe-Module mit den M-Wort eine innere Kündigung vollzogen haben. Selbst triviale Statistikaufgaben wurden falsch gelöst, obwohl sie ein Modul in Statistik abgeschlossen haben. Nach der Theorie vieler Dozenten und Studenten durfte sowas gar nicht vorkommen. Kommt aber vor und zwar echt häufig. Unter den sehr wenigten Begabten, gibt es eine "Armee" junger Leute die weder kopfrechnen, noch die einfachen Künsten der Statistik und Grundlagen der Analysis beherrschen, sich aber dennoch mit feinen Titeln schmücken dürfen. Das sind die Leute die dank Bullimie-Lernen gar nichts können, aber zum (Un-)Glück ist der Selbsttäuschungsapparat so wohl ausgeprägt, dass sie es selbst gar nicht merken. Und genau hier bricht die Dunkelheit über uns ein: Die lange Nacht. Denn diese jungen Menschen, die selbst Opfer des Bildungsfleichwolfes sind, können im Grunde gar nichts: Haben es weder praktisch drauf, was wichtig für die Wirtschaft wäre, noch theoretisch, was wichtige für die Wissenschaft wäre. Als Bastarde der modernen Gesellschaft, symbolisieren sie perfekt den neuen Lebenstil: Schöne glänzende Verpackungen, die man hoffentlich niemals öffnen muss. Denn sie sind leer, wie die Wüste Gobi.

Die Schuld für diese Misere dürfte doch zu einem Größtenteil der Politik zukommen, aber nicht nur. Es sind vor allem die feuchten Träume nach Prestige und Ruhm. Der Beste unter allem zu sein. In Deutschland misslingt dies immer mehr. Zwar zehren wir noch vom Erfolg der vorherigen Generationen, aber meine Generation muss sich schon mal damit befassen, wie wir die vielen Berge aus zerbrochenen Porzellan zusammen kehren mögen. Dabei war unsere Lage so günstig. Eine an sich gut funktionierende Bildungsinfrastruktur, eine breite (relative) Unterschicht deren Hunger man auf Bildung und Erfolg hätte entfachen könne, Vielfakt in Kultur und Denken usw. Und jetzt? Ich sag das junger Mensch, weil viele noch nicht begriffen haben, welche "stillen" Umwälzungen zur Zeit vonstatten gehen. Verantwortungslos sind die Politiker und die Mächtigen, die Profiteure der heutigen Zeit die die junge Leute schamlos verheizen und dabei uns noch so gnadenlos täuschen. Die lange Nacht der Wissenschaft die sich in Deutschland ausgebreitet hat, der komatöse Zustand der Politik und die tiefen sozialen Risse in diesem Land werden dafür sorgen, dass ich und meine Generationen die Kraft fehlt, die wirklichen Herausforderungen (und nein das ist NICHT die Rentenversicherung) zu meistern.

Die Wissenschaft ist in Deutschland eingeschlafen. Die Universitäten werden zunehmend Ort für Niemanden. Die Hochschulen verlieren ihre Profile und feiern das noch *facepalm*. Auch wird in der Öffentlichkeit das Fehlen jeglicher Intellektuelle nicht bemerkt, und es stimmt mich als Begeisterter für Mathe beunruhigt, dass die deutlichen methodischen Schwächen der "Zukunftsforschung" nicht öffentlich wirksamer diskutiert werden (es gibt sehr Wohl Klagerufe von Soziologen und Statistiker, aber die Verhallen in den sozialwissenschaftlichen Fakultäten). Die Bildungslandschaft ist insgesamt katastrophal zerklüftet. Die jungen Menschen sind geblendet von ihren Egoismus und der Karrieregeilheit (wenn die wenigstens mit Fleiß und Intelligenz einhergehen würde *rolleyes*). Der deutsche Mittelstand der gewissermaßen eine Kuriosität im europäischen Markt ist, wird überschüttet mit einem Blödsinn nachdem anderen. Und am haben wir ein vollkommen zerstörtes Ausbildungssystem, indem nichts mehr funktioniert. Eines der ersten Opfer war die Wissenschaft, und das zweite Opfer ist oder wird die Wirtschaft sein. Und am Ende? Und am Ende wird es auch den Sozialsystem an den Kragen gehen, und damit den Frieden in diesem Land und der Politik. Kassandra-Komplex, übertrieben, falsch? Na, hoffentlich!


1x zitiertmelden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 18:26
@Chomsky
langer text... hast du auch konkrete punkte die du belegen kannst? In dem text finde ich viel gejammere aber eigentlich nichts konkretes...


1x zitiertmelden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 19:31
@Chomsky
Ich würde die allgemeine Lernfaulheit und das Desinteresse der deutschen Studenten nicht unbedingt der Politik in die Schuhe schieben sondern eher der verwöhnten "jungen" Generation. Aber im großen trifft's schon zu.


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 20:04
Ich fass mal zusammen für die, denen der Text zu lang ist:

Der TE findet die Qualität der Universitäten und das Studium als solches inhaltlich marode und sucht einen Schuldigen.


1x zitiertmelden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 20:09
@allmotlEY
vielen Dank :)

hatte gerade heute das Thema mit meiner Mutter :) mein Lehrer hat mal gesagt das unser Lernsystem nicht der wahre Bringer ist...deswegen holt die Regierung ja gerne ausländische fertige Studenten die einfach "reifer und intensiver" geschult worden sind wie wir deutsche


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 20:15
Zitat von allmotlEYallmotlEY schrieb:Der TE findet die Qualität der Universitäten und das Studium als solches inhaltlich marode und sucht einen Schuldigen.
Danke jetzt habe ich Idi auch verstanden :D "Sarkasm off"


Ist es echt so schlimm?


1x zitiertmelden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 21:00
@interrobang
Zitat von interrobanginterrobang schrieb:langer text... hast du auch konkrete punkte die du belegen kannst? In dem text finde ich viel gejammere aber eigentlich nichts konkretes...
Eine Reihe von Aussagen lassen nicht belegen (weil es auch keine empirischen Aussagen sind). Die Aussage das die Universität sehr in Scheinarbeit leistet, wird mir keine Studie so bestätigen ;-). Es lassen eher indirekte Indizien finden, z.B. die Chance der einzelnen Absolventen und der Arbeitsmarkt. Ein Beispiel: In meinem frühen Mathematikstudium wurde mir meine hervorragenden Chancen gepredigt. Und tatsächlich gibt es adäquate Stellen für promovierte Mathematiker (die aber auch von anderen Naturwissenschaftler besetzt werden können). Ich hab mich ein Jahr lang intensiv mit den Arbeitsmarkt für Mathematiker beschäftigt, habe auch einige Unternehmen genauer unter die Lupe genommen und habe mit einigen Absolventen gesprochen. Letztlich ist die ernüchternde Erkenntnis, dass die Mathematiker in zwei Arbeitsgebieten vor allem Zulauf finden: IT und Banken/Versicherungen. Bei beiden haben sie aber erheblich Konkurrenz mit anderen Absolventen anderer Studiengänge und nicht immer entspricht der Job ihren Qualifikationen. Das ist sogar recht selten der Fall. Besser ist es z.B. sich gleich für den IT-Markt zu qualifizieren, indem man auch ein Informatikstudium macht. Der Leistungsdruck in den Mathematikstudium kann man sich so sparen. Viele gehen wahnsinnig blauäugig an die Sache. Sie denken zu wenig aus Sicht der Unternehmen. Im Grunde kann man mit einem Mathematikstudium nur begrenzt etwas anfangen, wenn man sich nicht um Werkstudententätigkeiten und eine entsprechende Profilbildung im Mathestudium kümmert.

Die Universität aber baut eine "Schein-"Realität auf, berichtet von einer Wirtschaft die händeringend Mathematiker sucht. Einige meiner ehemaligen Kommilitonen habe mich dafür heftig angegriffen, aber ich hab meine Methodik offengelegt: Stellenangebot durchforstet, mit Absolventen gesprochen, auf Jobmessen gegangen und in Unternehmen angerufen. Das hatten meine Kommilitonen nicht nötig und haben sich in eine Scheinwelt geflüchtet, in dem man angeblich massenweise Leute sucht mit Mathestudium. Dieses elitäre Denken nährt die Uni, ohne Zugleich die Leute tatsächlich auf die Nicht-Uni-Welt vorzubereiten. Übrigens kann ich es nicht hören, wenn die Mathematiker sich selbst beweihräuchern und meinen sie haben das "logische Denken" für sich gepachtet. Übrigens ist die Stern Job-Ampel auf RotGelb gesprungen, also Alarm. Auch wenn man von dem Instrumentarium nichts halten mag, zeigt eine Tendenz, die auch ich durch meinen Recherchen bejahen würde. Das ist z.b. nur ein Aspekt meines Textes. Dieses massive Realitätsverzerrung an den Unis.

Ich werde mich im Verlauf einer vielleicht enstehenden Diskussion bemühen meine Aussagen nachvollziehbar an konkreten Beispielen und möglicherweisen Studien zu belegen. Wohl sollte man das auch nicht zu ernst nehmen, denn das Posten einer Studie sagt im Grunde nichts aus (wenn man nicht dahinterliegende Methodik ebenfalls unter die Lupe nimmt).

Sorry für die langen Texte^^. Muss ich mir mal abgewöhnen^^


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 21:25
@Division
Zitat von DivisionDivision schrieb:Ist es echt so schlimm?
Naja, wenn man in einem Land leben will, indem Informatiker nicht gescheit programmieren können, Mathematiker mit Kopfrechnen nichts am Hut haben, BWL betriebliche Strukturen nicht wirklich im Griff haben und Psychologen über keinen gesunden Menschenverstand verfügen, dann kann man das wohl als nicht so schlimm ansehen. Die meisten würden mir entgegen schreien: WAS? Kopfrechnen hat NICHTS mit Mathematik zu tun, die müssen beweisen können. Und einige Informatiker würde glatt behaupten, dass das Programmieren nur etwas für "Code-Sklaven" ist. BWL'er würde das ohnehin abstreiten und auf ihre Kompetenzen verweisen und auch die Psychologen würden mit ihren wahnsinnigen Diagnostik-Tools argumentieren. Meine dreiste Behauptung: Von alldem Methodenzeugs braucht man *fast* nichts. (Achtung, es gibt freilich hier und da Stellen die zwingend eine wissenschaftliche Ausbildung erfordern, z.B. in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Aber diese Stellen sind auch rar.)
Übrigens ist ohnehin fraglich ob die Absolventen Herr über diese Methoden sind. Nicht jeder Mathematiker ist z.B. ein Genie im Beweisen. Ganz und gar nicht. Und auch nicht jeder BWL'er hat unternehmerischen Verstand und schafft den Transfer seiner Studieninhalte in die Praxis. Also selbst wenn man sagen würde, diese wissenschaftlichen Methoden hätten einen großen Wert für die wirtschaftliche Praxis, so würde ich dennoch fragen, ob die Absolventen überhaupt in der Lage sind den Transfer von Theorie zur Praxis schaffen.

Das ist halt meine ketzerischer und zugegeben nestbeschmutzender Vorwurf gegenüber der Uni (sie ist nichts gescheites) und ihren Absolventen (ihr könnt nichts). Je länger ich studierte, desto mehr erhärtete sich diese Meinung. Früher habe ich die Uni und die Studenten verteidigt, aber ich kann das einfach nicht mehr.^^ (Und wie gesagt ich persönlich habe ganz gute Noten, war auch früher als Tutor tätig und werde kommenden Sommersemester eine Werkstudententätigkeit annehmen.)


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 21:55
@Chomsky
So ist es also.
Das hört sich ja alles sehr Kompliziert an....


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 21:56
Übersetzt: Frustrierter unterforderter und verkannter Student.


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 21:57
gefühlt würde ich dem TE recht geben. auch wenn ich nicht der traumstudent war hatte ich einen ähnlichen eindruck. ich kam auch durch den 2. bildungsweg an die uni. beim abi war ich noch sehr begeistert weil das allgemeinwissen mir schon spass gemacht hat. - dann an der uni war es mehr als unübersichtlich. naja ich wollte psycho studieren, hab den zeitpunkt durch ein unglück verpasst, dann habe ich mich für soziologie eingeschrieben. - naja war nicht der burner. eins hat man allerdings gut vermittelt: wir wissen, dass wir nichts wissen. - naja immerhin etwas.

gut ich hätte auch bioinformatik usw. studieren können. da kann ich mir schon vorstellen, dass eine gewisse praxisnähe zu finden wäre, da möge mir der TE beipflichten. - auf jeden fall war es nicht prickelnd und ich hab sehr früh geistig gekündigt.

nun, es hat gar nicht so weh getan, da ich einigermassen vorbereitet war. da ich aus dem handwerk kam, wurde mir der phrasenbullshit relativ schnell bewusst. - aber auch im letzten abiturjahr hat unser lehrer in sozialkunde ein buch vorgestellt: geisterbahnho - uni; - oder so ähnlich. - auch hat mir mein bruder damals dringend abgeraten. -

nunja was soll man sagen. das unisystem ist wirklich relativ ungeil. vor allem die vorlesungen sind zum vergessen. - das problem scheint mir gerade in den geisteswissenschaften zu sein, dass man einfach keine kriterien festlegen kann. alles verschwimmt zu einer suppe und am ende orientiert man sich am prof., was kricherische effekte erzeugt.

am ende sieht es wohl jeder aber man bescheisst sich, damit man bisschen faulenzen kann mit dem anschein doch was getan zu haben. - wer will schon wie die koreaner sich zu tode stressen? - das ist wohl die krux. auch wenn ein gewisser arbeitsethos noch existiert, durch den konsum wird man relativ banane und kann sich nur schlecht konzentrieren so meine these.

allerdings, wenn nicht die deutschen, wer dann wird dieses problem lösen? - das elite-sein wird ja den deutschen abgeredet auch gern im ausland. - nun, warum soll man sich nicht auch bisschen gehen lassen. die anderen können doch auch arbeiten. balten und polen haben bei pisa besser abgeschieden als deutschland. naja dann sollen sie es halt richten...

vielleicht sollte die uni doch in den grundelementen verschulter werden. man verliert sich schnell im geisterbahnho. - vielleicht wird ja pisa noch auf die unis ausgedehnt und man kann mit einheitlichen kriterien arbeiten.

am ende bleibt es schwierig....


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 22:13
@allmotlEY
Nein das zwar nicht (warum werden viele Leute bei solchen Diskussion gleich persönlich^^?). Aber wie siehst du das? Findest du in der Uni läuft alles wie geschmiert? Und was sagt du dazu, dass die deutsche Forschung in der Breite eher Mittelmaß ist? Und in Deutschland findet sich keine Top-Universität* (zumindest nicht unter den 50! besten), obwohl wir die 3. stärkste Wirtschaftsnation sind. Von der Finanzierung der Universitäten braucht man gar nicht anfangen. Ich stelle eine hohe Diskrepanz zwischen Studium und Anforderung in der Wirtschaft ABER AUCH in der Wissenschaft! Wie siehst du das?


*nach dem Shanghai-Ranking, dass man natürlich methodisch angreifen kann, gleichwohl zeigt es eine Tendenz. Gute Forschung =/= Deutschland.


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 22:16
@Chomsky

Entschuldige. Es kam so rüber bei mir. Ich hätte es diplomatischer ausdrücken können, das stimmt schon.

Ich lese ziemlich viel Kritik heraus, und man merkt beim lesen, dass dir etwas ganz und gar nicht behagt.

Ich selber habe noch nie eine Uni von innen gesehen, kann es also nicht beurteilen. Nochmal sorry für meinen unqualifizierten Beitrag.


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 22:36
@allmotlEY

Mein Schreibstil ist manchmal aufgeregt und polemisch. Eine Schwäche von mir. Aber die Bildung ist ein Herzensthema von mir. Im Grunde hat mich die Uni hier bitter enttäuscht. Sie ist ein diffuser Kasten, zerfressen von Prestige-süchtigen Dekanen und Professoren. Die Universitäten schmücken sich mit ihren Ergebnissen aus der Forschung. Sagen das sei ihr Kern, ihnen läge daran was. Es heißt auch diese Regierung mit diesem Ding an der Spitze, sei an einem zukunftsorientierten Land interessiert. Aber schau dir mal die Arbeitsverträge in der (universitären) Forschung an. Gruselig!

Zugleich wird aber an der Uni so getan, als sei hier eine Elite zu finden. Die Vorlesungen sind hunds miserabel, die Beteiligung der Studenten an Forschungen steht auch nur auf dem Papier und die Inhalte des Studiums langweilen Dozenten und Studenten gleichermaßen (zumindest bei den Grundlagenvorlesungen). Es ist unheimlich viel "Verpackung" und Blendung an der Uni, aber dafür wenig Herz und Leidenschaft. Das Arbeitgeber teilweise Akademiker skeptisch gegenüber stehen, ist nicht nur verständlich, sondern sogar notwendig. Ansonsten heben die jungen Leute noch ganz ab. An praktischen Fähigkeiten lernen die Studenten auch fast nichts. Es wird sogar recht absurd. In der Informatik werden gerade die Nerds und Freaks rausgescheucht... eigentlich genau die, die Firmen haben wollen. In der Psychologen warnt man jeden Menschenfreund vor diesem Studium und eröffnet man ein Angstszenario mit Statistik. Und wie sieht es in der Echt-Welt aus? In der außeruniversitären Welt braucht man gerade empathische Psychologen, die Gespräche strukturieren und gut beobachten können. Statistik kommt daher in SPSS light vor. Alles in allem katastrophal.

Die Leidtragenden ist dann die Bevölkerung. Wo der Zug hingeht ist doch klar. Man muss sich nur die Bildungsstrukturen in England oder anderen Ländern ansehen, in denen das Bildungswesen "akademisiert" wurde. Handwerkliche Kompetenz ging flötten, Industrielle Kompetenzen auch und zurück ein bisschen Dienstleistung (und eine enorme Finanzbranche). Ich reihe mich nicht in den Ja-Sagern ein. Ich kritisiere diese Bildung bis aufs Fundament. Ich hab mir geschworen das ich alles tun werde um die Studenten an meiner Uni aufzuwecken!


1x zitiertmelden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 22:44
Zitat von ChomskyChomsky schrieb:diese Regierung mit diesem Ding an der Spitze
Also echt mal jetzt :D
Meinst du das Ding aus einer anderen Welt?

Ich verstehe, was du ausdrücken willst. Hast du dich darüber mit anderen Studenten ausgetauscht? Mit Professoren gesprochen? Einen Interessenverband gegründet? Irgendwas getan, um die Missstände öffentlich zu machen?


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 23:00
@allmotlEY

Ja! Ich hab da ein Projekt in der Pipeline! Und mit einem ehemaligen (sehr jungen) Mathe-Professor stehe ich in Verbindung. Der kritisiert die Uni aus Sicht seiner Stelle. Seine Argumente sind nicht minder schwerwiegend . Meine Idee ist es an Schulen zu gehen und eine Anti-Werbung zur Universität zu machen. Dazu suche ich noch weitere Studenten und Absolventen, die die Nachteile dieser Bildungsform aufzeigen. Ich möchte den jungen Leuten zeigen, dass es eine Alternative zur Hochschulbildung gibt und das niemand ihr ausgeliefert sein muss. Mein Traum wäre es auch in den Betrieben zu gehen und zu zeigen wie hochwertig die IHK-Weiterbildungen sein können, selbst wenn einige theoretische Aspekten aus der Fachgebiet in den Weiterbildungen nicht besprochen werden. Betriebe müssen ehrlicher zu selber werden und z.B. sich eingestehen nicht gleich einen Master of Science in Informatik anzuwerben zu wollen, wenn es nur um die Entwicklung von Java-Programmen geht. Und ich möchte die Politik kritisieren, die es zulässt das zwei Hochschularten völlig in ihrem Profil verschwimmen (FH und Uni). Aber zuerst suche ich Studenten die, wie ich, gravierende Mängel in Hochschulsystem sehen und ich suche Doktoranden und Post-Docs, die von Missständen ihrer Arbeit erzählen.

Es ist natürlich nicht mein Wunsch die Uni abzuschaffen, aber ich möchte den Hochglanz-Flyern der Uni-Studiengänge ein Gegengewicht schaffen. Schüler soll nicht nur Honig ums Maul geschmiert werden, wenn sie sich um Studiengänge informieren, sondern ihnen soll auch die Nachteile präsentiert werden. Und zwar sehr viel deutlicher als bisher. Dazu gehört auch z.B. zu sagen das nicht jeder MINT-Studiengang hervorragende Aussichten hat. Das man sich teilweise quält und trotzdem keinen adäquaten job hat.


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 23:26
@Chomsky

Das hast du jetzt sehr gut erklärt und ich finde dein Engagement bewundernswert. Da steckt Herzblut drin, das merkt man.

Ich wünsche dir für dein Vorhaben viel Kraft, Ausdauer und Erfolg, denn wenn es wirklich so ist, wie du es beschreibst, dann ist es höchste Zeit, dort Licht ins Dunkel zu bringen.


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 23:33
@Chomsky
Also irgendwie schon merkwürdig. Ich habe genau das gegenteilige Bild. Ich hab auch so ein Orchideenfach studiert und mir wurde von Anfang an zugetragen, auch von der Studienberatung des Asta, dass man sowas besser nicht studiert, da es nur sehr schlecht Chancen im Berufsleben gibt. Ich kann also nicht bestätigen was du hier ausführst.

Es ist doch immer so, dass wenn man etwas studiert, von dem es kein genaues Berufsbild gibt (Sprich sowas wie Sprachen, Geschichte, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften usw), dass man dann schauen muss wo man bleibt. Bei Mathematik denke ich, dass man derzeit auch noch sehr gut im Bildungssektor unterkommt, da werden Mathematiklehrer händeringend gesucht und derzeit gibt es ja Sondergenemigungen, dass man als fachfremder Student da ganz gut rein kommt (Programm Leo glaube ich). Die Stellen in der Bank oder Versicherung kann man sich an die Backe schmieren. Das sind nur blödsinnige Klinkenputzerjobs, für die ein Student eines Orchideenfachs selten geschaffen ist, da ihm meißtens die Arschlochgene fehlen. Man sucht hier nur Absolventen weil man meint, dass man dann jemand hat der mit hochranigen Kunden auf Augenhöhe ist. Habe nach meinem Studium einen Tag mal sowas mit gemacht und mir angeschaut und musste festellen, dass das ein ziemlich dämliches Arbeiten ist. Da kann man gleich für Ranger Marketing von Haustür zu Haustür laufen ganz ohne Schulabschluss und Deutschkenntnisse.


1x zitiertmelden

Die lange Nacht der Wissenschaft

03.01.2014 um 23:35
@Chomsky
Ich bin der Gleichen meinung wie @allmotlEY
Leider gibt es zu wenige wie dich den die meisten werden warum auch immer für spinner idioten oder auch geächtet man verhindert einfach die Aufklärung du kämpfst einen Schweren Kampf!


melden

Die lange Nacht der Wissenschaft

04.01.2014 um 00:39
@Spöckenkieke
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb:Also irgendwie schon merkwürdig. Ich habe genau das gegenteilige Bild. Ich hab auch so ein Orchideenfach studiert und mir wurde von Anfang an zugetragen, auch von der Studienberatung des Asta, dass man sowas besser nicht studiert, da es nur sehr schlecht Chancen im Berufsleben gibt. Ich kann also nicht bestätigen was du hier ausführst.
Ein Gespräch mit der Studienberatung ist natürlich um einiges ehrlicher, als eine Veranstaltung wie die Studieninfotage, wo Professoren und Helfer bedrängt werden mit Fragen nach Jobchancen. Hier müssen dann die üblichen Verdächtigen wie Verlage, Medienagenturen und eben auch oft das Personalwesen herhalten als Auffangbecken für alles mögliche. Eingeleitet wird häufig sowas mit "man kann im Grunde alles damit machen...".

Meine Studienberatung in Mathematik war kurios, denn eigentlich war sie an sich eine Werbeveranstaltung. Andererseits war die damaligen Studienberatung in meinen anderen Studiengang der Psychologie so ehrlich und hat mich auf die möglichen hohen Weiterbildungskosten nachdem Studium hingewiesen.

Würdest du eigentlich im Nachhinein etwas anderes studieren? Bist du zufrieden mit deiner Wahl?
Zitat von SpöckenkiekeSpöckenkieke schrieb:Bei Mathematik denke ich, dass man derzeit auch noch sehr gut im Bildungssektor unterkommt, da werden Mathematiklehrer händeringend gesucht und derzeit gibt es ja Sondergenemigungen, dass man als fachfremder Student da ganz gut rein kommt (Programm Leo glaube ich).
Das mit den hängeringend ist immer so eine Sache. Aber das ist durchaus ein "Ausweg". Mathematiker kommen auch unter, eben in IT und Versicherungen/Banken (wenn sie die entsprechende Schwerpunkt im Studium gesetzt haben). Bloß an solche Jobs käme man auch ohne Mathestudium dran und eigentlich ist z.B. ein Informatiker trotzdem die bessere Wahl in der IT als ein Mathematiker. Aber all das entspricht nun wirklich nicht das, was man den Erstsemestern vorgebetet hat.

Ich weiß zwar nicht den genauen Grund (...jedoch ahne ich ihn), aber man ist als Schüler einer wirklich seltsam unreflektierten Werbe-Kampagne für MINT ausgesetzt.


2x zitiertmelden