Leben wie früher!

kleinundgrün schrieb:Müssen wir heute wirklich für weniger Lohn mehr arbeiten?

Wenn du zum Beispiel die Leute vom Rettungsdienst fragst, lautet die Antwort ja. Ich hab gestern eine Doku darüber gesehen, in der sich Zwei darüber beschwert haben, dass sie 12 Stunden Schichten leisten müssen, die nicht angemessen bezahlt werden. Im Vergleich zu früher mehr Arbeitsstunden, weniger Lohn. Bei meinem Freund, der als EDV-Techniker arbeitet und bei dessen Partnerin, die im kaufmännischen Bereich arbeitet, ist es dasselbe. In deren Vertrag ist es sogar festgelegt, dass 10 Überstunden pro Monat geleistet werden müssen.

Zeo schrieb:Im Vergleich zu früher mehr Arbeitsstunden, weniger Lohn.

Mussten Rettungsdienste früher keine (oder weniger) Überstunden leisten? War deren Lohn besser?

Zeo schrieb:Bei meinem Freund, der als EDV-Techniker arbeitet und bei dessen Partnerin, die im kaufmännischen Bereich arbeitet, ist es dasselbe. In deren Vertrag ist es sogar festgelegt, dass 10 Überstunden pro Monat geleistet werden müssen.

Und das wäre früher nicht der Fall gewesen?

Durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland
1825: 82 Stunden
1875: 72 Stunden
1900: 60 Stunden (in 6 Tagen)
1913: 57 Stunden
1918: 48 Stunden (8-Stunden-Tag)
1932: 42 Stunden
1941: 50 Stunden (Verlängerung im Zweiten Weltkrieg)
1950: 48 Stunden
1956: Übergang zur 5-Tage-Woche
1965: 40 Stunden (Druckindustrie)
1967: 40 Stunden (Metallindustrie)
1984: 38,5 Stunden (Metallindustrie, in Verbindung mit Arbeitszeitflexibilisierung und Arbeitszeitdifferenzierung, und Druckindustrie)
1995: 35 Stunden (Druck-, Metall- und Elektroindustrie)
aus Wiki

Dass da bei der Reduktion der Arbeitszeiten manchmal übers Ziel hinausgeschossen wurde und teilweise Wochenarbeitszeiten wieder erhöht wurden ist richtig, aber "Früher war alles besser" schiesst völlig am Ziel vorbei.

kleinundgrün schrieb:Mussten Rettungsdienste früher keine (oder weniger) Überstunden leisten? War deren Lohn besser?

Das war er in der Tat.

Bis Ende der 90er Jahre gab es hier Tariflöhne und die 38 Stunden Woche. Heute arbeiten die Rettungsassistenten 4,5 Stunden mehr. Die Gehälter aber wurden gekürzt, auf maximal 1600 Euro Netto. Mehr Arbeit, weniger Geld. Eine Alternative sehen sie nicht. Beide haben Kinder.

Quelle:

https://www.youtube.com/watch?v=4tbvYyr5J_c

kleinundgrün schrieb:Und das wäre früher nicht der Fall gewesen?

Nein. Als ich noch im Büro tätig war, gab es noch keine Zwangsüberstunden.

Zeo schrieb:Bis Ende der 90er Jahre gab es hier Tariflöhne und die 38 Stunden Woche. Heute arbeiten die Rettungsassistenten 4,5 Stunden mehr. Die Gehälter aber wurden gekürzt, auf maximal 1600 Euro Netto. Mehr Arbeit, weniger Geld. Eine Alternative sehen sie nicht. Beide haben Kinder.

OK. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob das Einzelfälle sind, welche Zeiträume betrachtet werden etc.

Zeo schrieb:Nein. Als ich noch im Büro tätig war, gab es noch keine Zwangsüberstunden.

Na, das hängt sicherlich von der Branche und von der jeweiligen Firma ab. Das kann man sicherlich nicht pauschalisieren.

Ich kenne z.B. keinen Büroangetellten, der "Zwangsüberstunden" leisten muss.

Was ich damit meine ist, ob es tatsächlich flächendeckend oder überwiegend so ist, dass die Arbeitsbedingungen sich verschlechtern.
Dazu würde nur eine Statistik über einen längeren Zeitraum weiter helfen (Kaufkraft der letzten 50 Jahre z.B.)

@kleinundgrün
Wen juckts, ob das die Regel, oder Ausnahmefälle sind? Es leiden ganze Familien darunter. Ich kenne einen, bei dem gibt es diesen Zusatz in seinem Arbeitsvertrag noch nicht. Aber er fürchtet, dass es früher oder später dazu kommen wird.

Wird das Leben doch leichter? Dank steigender Einkommen und technischen Fortschritts können sich die Deutschen mehr leisten. Verglichen mit 1993 stieg die Kaufkraft der Bundesbürger um 9 Prozent - und der Arbeitseinsatz dafür sank.

Berlin - Die Deutschen müssen für ein Paket Butter heute deutlich weniger arbeiten als noch vor rund 20 Jahren. Im vorigen Jahr waren es nur vier Minuten, 1991 noch sechs Minuten, wie am Mittwoch aus einer Analyse des Instituts des deutschen Wirtschaft (IW) zur Kaufkraft hervorgeht. Dank steigender Einkommen und des technischen Fortschritts können sich die Deutschen mit ihrem Nettoverdienst demnach durchschnittlich neun Prozent mehr Güter leisten als damals. Wegen der jüngsten Tarifabschlüsse dürfte sich laut IW der Trend fortsetzen.
Allerdings entwickelte sich die Kaufkraft je nach Produkt unterschiedlich. Viele Lebensmittel sind günstiger geworden - etwa Milch, Eier und Schweinekotelett. Wer aber Kabeljau mag, muss für ein Kilogramm heute im Schnitt zehn Minuten länger arbeiten als 1991. Denn die geschrumpften Bestände haben die Fischpreise nach oben getrieben. Für eine Flasche Bier muss man hingegen heute wie damals rund drei Minuten arbeiten. "Teurer geworden sind manche Dienstleistungen wie der Friseurbesuch - nicht zuletzt deshalb, weil bei handwerklichen Leistungen meist kaum Produktivitätssteigerungen möglich sind", erklärte das arbeitgebernahe IW.

Über ein großes Kaufkraftplus können sich Fans von Unterhaltungselektronik freuen. Heute muss man für einen Flachbildfernseher rund 28 Stunden arbeiten - Anfang der 1990er Jahre war ein Röhrengerät erst nach fast 78 Stunden verdient.

Die Forscher räumen aber ein, dass ein langfristiger Kaufkraftvergleich bei Fernsehern, Computern und Handys schwierig ist, da die aktuellen technischen Geräte kaum noch mit denen von damals zu vergleichen sind. Klar sei aber: "Für ein Smartphone der Einsteigerklasse muss ein Arbeitnehmer heute im Schnitt knapp 10 Stunden schuften." Hätte man ein solches Gerät bereits Mitte der 1990er Jahre herstellen können, wäre dafür der Verdienst von etwa 100 Stunden nötig gewesen, hieß es.

Die IW-Analyse basiert auf einem durchschnittlichen Nettoentgelt von 10,31 Euro je Arbeitsstunde im Jahr 1991. Für 2012 schätzen die Forscher den Verdienst auf 15,89 Euro.

http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/kaufkraft-der-deutschen-stieg-in-20-jahren-um-9-prozent-a-902573.html
Da gibts bestimmt auch detailliertere Aufstellungen, aber ich war zu faul zum googeln.

@Zeo

http://www.iwkoeln.de/de/infodienste/iw-dossiers/kapitel/einkommen-kaufkraft/beitrag/kaufkraft-der-nettoverdienste-20280 (Archiv-Version vom 21.12.2013)

Zeo schrieb:Wen juckts, ob das die Regel, oder Ausnahmefälle sind?

Na ja, wenn es um eine allgemeine Verschlechterung geht, juckt das sehr wohl.

@kleinundgrün
Und wenn es nur ein paar Hunderttausend betrifft, ist es dir egal, solange du es nicht bist?

Die Einstellung würd ich mir nochmal überlegen. Denn du weißt nie, was morgen wird.

@Zeo
Was war denn früher besser?
Wann genau und für wen?

@Heide_witzka
Kannst du das nicht rauslesen? Ich hab dir schon ein paar Betroffene genannt, die früher besser dran waren. Rettungssanitäter, Bürokaufmänner, EDV-Techniker;

Zum "wann" kann ich nur was über die Bürofuhrwerker sagen, von denen ich selber einer war. Vor ca. 10 Jahren.

@Zeo
Ach das war schon alles.
Sorry, da hab ich dein Wissen wohl gewaltig überschätzt.

@Heide_witzka
Ich bin kein Marktforscher. Ich weiß, was mich betrifft und was mir Betroffene erzählen.

Zeo schrieb:Und wenn es nur ein paar Hunderttausend betrifft, ist es dir egal, solange du es nicht bist?

Macht es Spaß, Aussagen anderer Leute zu vergewaltigen? So etwas habe ich nirgends geschrieben.

Zeo schrieb:Ich bin kein Marktforscher. Ich weiß, was mich betrifft und was mir Betroffene erzählen.

Nun, eine Statistik kann eine wesentlich bessere Aussage zu allgemeinen Umständen liefern, als eine nicht repräsentative Umfrage im eigenen Bekanntenkreis.

Wenn du die Behauptung vertrittst: "Heute ist es schlechter als früher", dann helfen eigene Erlebnisse und Einzelschicksale nicht weiter. So einfach ist das.
Wenn Du eine allgemeingültige Behauptung aufstellst, müssen auch die Begründungen allgemeingültig sein.

kleinundgrün schrieb:Wenn du die Behauptung vertrittst: "Heute ist es schlechter als früher", dann helfen eigene Erlebnisse und Einzelschicksale nicht weiter. So einfach ist das.

Doch, wenn du selbst der Betroffene bist, dann gilt das. Zumindest für dich.

kleinundgrün schrieb:Macht es Spaß, Aussagen anderer Leute zu vergewaltigen? So etwas habe ich nirgends geschrieben.

So verhältst du dich aber. Für dich scheint nur der Durchschnitt zu zählen. Sind die Betroffenen nicht zahlreich genug, sind sie dir egal und die Welt ist für dich in Ordnung. Oder ist es etwa nicht das, was du aussagen willst?

Zeo schrieb:Zumindest für dich.

Aber eben nicht pauschal. Und darum ging es ja, um die pauschale Aussage: "Früher war es besser".

Zeo schrieb:Oder ist es etwa nicht das, was du aussagen willst?

Das ist eine reine Interpretation deinerseits (und eine schlechte und unzutreffende darüber hinaus).

@kleinundgrün
Ich hab weder diese Aussage gemacht, noch war sie pauschal. "Früher war alles besser" hast nur du gesagt. (Und emanon.)

Zeo schrieb:Ich hab weder diese Aussage gemacht, noch war sie pauschal.

Nicht?

Zeo schrieb:So ist es. Diese Generation wird in erster Linie von Existenzängsten geprägt, weil das alte System der neuen Wirklichkeit noch nicht angepasst wurde.

Die Arbeitszeiten mögen sich verkürzt haben, dafür müssen wir heute in dieser kurzen Arbeitszeit viel mehr Leistung erbringen, sind mehr Stress ausgesetzt und müssen schneller sein als jemals zuvor.

Weißt du, woran das liegt? Weil die Wirtschaft mit Ländern wie China konkurrenzfähig bleiben will. Konkurrenzfähig mit einem Land, in dem es Kinderarbeit und praktisch keine Arbeiterrechte gibt. Und das wollen sie irgendwie im Rahmen der in Europa gegebenen Möglichkeiten nachmachen. Und das Ergebnis sieht dann so aus. Mehr Arbeit, weniger Lohn.

@kleinundgrün
Wenn du schon zitierst, dann achte bitte darauf, was davon wirklich auch ich geschrieben habe. Der mittlere Absatz ist nicht mein Text.