Das Problem scheint mir zu sein, dass es zwischen Dick und Dünn überhaupt keine Kategorie mehr zu geben scheint. Jeder, der nicht dünn ist, fühlt sich "dick".
"Normal" scheint es nicht zu geben ... jede Rundung des Bauches, und sei sie noch so klein, jede deutlich geformte Hüfte, jeder nicht in Konfektionsgrösse 36/38 passende Hintern ist ein Makel, der "kaschiert" werden muss.
In den letzten 20 Jahren habe ich beruflich mit über 1000 Frauen zu tun gehabt, und nur ganz wenige sagten von sich, sie seien mit ihrem Körper zufrieden.
Auch dünne Frauen sind nicht zufrieden: der Busen zu klein, die Hüfte zu schmal, der Po zu flach ...
Darunter waren auch sehr dicke, die tatsächlich gesundheitliche Probleme und im Alltag durch die Körperfülle Nachteile hatten.
Viele Frauen sind aber nicht dick, sondern ganz normal bis "füllig", sind dabei gesund und haben nicht die Sportverletzungen und Gelenkverschleiss-Erkrankungen von Freizeitsportlern, bewegen sich normal und könnten ganz zufrieden und glücklich sein ... wenn da nicht dieses "Schönheits"-Ideal wäre, das einen sportlichen, fettfreien Körper verlangt.
Diesen Körper darf man mit Sport quälen, bis er verschlissen ist und in Schuhe zwängen, die die Füsse und Fussgelenke und das Rückrad verkrüppeln lassen ... aber Hauptsache, man sieht "gesund" aus, wie es Lagerfeld gerade erklärt hat:
http://www.spiegel.de/panorama/leute/karl-lagerfeld-laestert-ueber-dicke-frauen-anzeige-a-930743.html(Auch er kennt nichts zwischen "dünn" und "dick".)
Diese "natürliche Gesundheit" wir dann noch betont, indem man den Körper mit Piercings und Tätowierungen malträtiert (wer schonmal ein entzündetes Piercing oder eine entfernte, grossflächige Tätowierung gesehen hat, weiss, was ich meine), die Haare bis zum Ausfallen färbt und glättet oder kräuselt, mit Silikon fehlende Rundungen polstert und mit Botox die Falten glättet ...
Ich halte das Argument, Dünne wären gesünder, für Heuchelei. Sie sind auch nicht zufriedener mit ihrem Körper ... denn die Zufriedenheit hängt von ganz anderen Faktoren ab.