Der Sinn und das Älter werden

@Zeo

Natürlich hast Du die Wahl:

Strick. Schusswaffe. Gift. Eisenbahn. Auto. Möllemann. Wasser. Feuer. Strom.

Es gibt so viele gute Gründe, aufzuhören. Und nur einen, weiter zu machen: Neugier.

@Doors
Die hab ich eben nicht. Denn mit dem Sterben ist es wie mit dem Leben. Wenn man zuviel darüber nachdenkt, vor allem an die Schmerzen, die es bringt, schafft man es nicht.

@Doors
Aber dann bitte ohne jemand anderen mit reinzuziehen, und man sollte eine schöne Leiche abgeben... oder am Besten gleich ganz vermeiden, und weitermachen.

@Yoshi


Tut mir leid, das mit deiner Krankheit. Ich muss sagen, dass ich mit der Sichtweise, dass "Alles einen Sinn macht und Alles für etwas gut sei" meine Probleme habe. Für mich steckt dahinter nur ein psych. Affirmationsmechanismus, denn damit kannst du wirklich jede Hölle rechtfertigen, vom Genozid bis hin zur Folter, Vergewaltigung etc. etc.... es muss ja für irgendetwas gut sein, denn alles ist schließlich für irgendetwas gut... das ist für mich ein Zirkelschluss.
Dieser Gedanke mag beruhigen und hilft einem negative Zustände zu überwinden, aber hat auch religiöse Züge, so nach der Art: "irgendeine höhere Instanz hat das Universum so eingerichtet, dass darin alles einen Sinn haben muss, es kommt nur darauf, an ihn zu entdecken".
Für mich macht das Ganze überhaupt keinen Sinn... die Realität ist grausam! Da gibt es große Fische, die kleine Fische fressen, Parasiten, Viren und generell das "Prinzip von Fressen und Gefressen werden", dem schon über Jahrmillionen Billionen von Wesen zum Opfer gefallen sind und auf grausame Art, unter Todesangst, zerfetzt, zerfleischt, gefressen wurden. NEIN, hinter dieser Welt steckt sicher kein planender weiser "nous", der es nur gut gemeint hat, dahinter muss irgendein ein irrationales Prinzip stecken.

@Zeo

Es gibt auf einschlägigen Webseiten genügend Tipps für schmerzfreien bzw. schmerzarmen Suizid. Man muss ja nicht den Zug nehmen. Bei den Verspätungen der Deutschen Bahn AG stirbt man vorher an Altersschwäche.

Peisithanatos schrieb:Ich muss sagen, dass ich mit der Sichtweise, dass "Alles einen Sinn macht und alles für etwas gut sei" meine Probleme habe.

Ebenfalls. Es fühlt sich doch eher wie eine Strafe an. Weil man sich fragen muss: "Warum ausgerechnet ich und andere nicht?"

@Zeo

Zeo schrieb:Und warum? Weil man eh keine Wahl hat. =_=
Ich mach diesen Lebens-Unsinn ja auch nur noch mit, weil die einzige Alternative das Sterben ist und mein Selbsterhaltungsprogramm das nicht zulässt.

Wow, da geht's mir fast nicht anders. Ich stand' schon oft davor, einfach diese Welt zu verlassen, aber ich merke selbst, wie groß da die Hemmungen sind, und vorallem kann ich das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Wäre ich gesund und munter, wäre das hier sicher eine lockere und schöne Erfahrung, aber ich vertraue mal darauf, das selbst meine Höllenerfahrung hier irgendeinen Sinn macht. Wer weiß, was bei einem Suizid geschiet...

Und dann liegste - schön zurecht gemacht - in deinem Sarg
und weißt als Atheist nicht, wo du hin sollst! ;-)

@ramisha
Es geht natürlich unter die Erde. Wo deine Leiche noch ein paar Mal vor sich hinfurzen wird, bevor sie anfängt, sich zu zersetzen.

@Zeo

Zeo schrieb:Ebenfalls. Es fühlt sich doch eher wie eine Strafe an. Weil man sich fragen muss: "Warum ausgerechnet ich und andere nicht?"

Genau, wenn ich dieses 10jährige "Krebskind" wäre, das dabei ist zu sterben und mir jemand erzählen würde, dass "alles für irgendetwas gut sei", dann würde mir das bestenfalls als blanker Hohn erscheinen. Warum sollte denn das Schicksal gerade an mir ein Exempel statuieren, damit es anderen zum Vorteil gereicht? Das wäre in der Tat mehr als ungerecht.

@Peisithanatos
Ich muss sagen, ich denke selbst sehr oft, dass das hier alles einfach nur sinnlos ist, und das es keinen Unterschied machen würde, ob ich mir einfach das Leben nehme oder weiterlebe, aber naja, ich vertraue darauf, dass irgendwo alles seine Ordnung hat, und wir uns irgendwie aus dieser Hölle befreien. Im Absoluten Sinne ist das hier sowieso nur ein Spiel, eine Erfahrung. Ich denke nicht, dass es da irgendeine Entwicklung des Bewusstseins gibt. Das, was wir sind, ist immer gleich, und es hat beschlossen, einmal die Hölle zu erleben (die Hölle ohne Feuer, Satan und Dreizacke, aber viel angenehmer ist sie auch nicht immer). Ich habe schon oft gehört, dass wenn man einen Ort als Hölle bezeichnen müsste, dass das dann dieser hier wäre, weil es eine Bewusstseinsebene sehr niedriger Schwingung ist, in der ein Großteil unbewusst herumdümpelt, und vor sich hinlebt. Ich denke mir selbst immer wieder, das kann's nicht sein, geboren werden, Schule, schuften gehen, Altenheim, Grab. Aber für mich ist das hier ohnehin nicht wirklich real... es ist für mich vergleichbar mit einem holographischen Computerspiel. Wir tauchen hier in diese 'Matrix' ab, vergessen unseren geistigen Ursprung, damit wir uns hier voll und ganz real erfahren können, und wenn wir sterben realisieren wir direkt wieder, was das Leben ist, wer wir sind, und das das hier nur ein Trip, ein "Kinofilm" war. Naja, ist jedenfalls meine Meinung.

In unserem Falle in gewisserweise natürlich ein Horrortrip.

@Peisithanatos
In der Dualität ist es einfach so, dass es immer negativ und positiv geben muss. Ich will jetzt nicht sagen, dass es das Universum nicht interessiert, wer mehr und wer weniger leidet. Irgendwie ist das Universum so, dass es immer im Ausgleich bleiben muss. Und wenn auf der einen Seite zu wenig ist, muss auf der anderen umsomehr sein. Sogesehen ist das hier wirklich eine Art Hölle, denn man hat nicht wirklich die Wahl, was für eine Art Schicksal man erfährt. Ich weiß nicht genau, ob man sich aussucht, wo und als was man geboren wird, aber ich denke, je nach Karma nimmt man eniges in Kauf, und ich bin mir sicher, wir waren alle mal Vergewaltigungsopfer, wir waren alle mal Mörder, alle mal Opfer usw. Jeder leidet irgendwo, bloß der eine mehr und der andere weniger. Die Sache mit dem Sinn ist eben so eine Frage... ich würde sagen aus absoluter Sicht ist das hier eine "Illusion", ein Traum, sogesehen macht es für das, was wir sind keinen wirklichen Unterschied, ob wir leiden oder nicht. Es ist paradox, alles macht Sinn und alles macht keinen Sinn, es ist einfach wie es ist.

Wenn das Leben sowas wie ein Rollenspiel wäre, in dem man einen bestimmten Charakter spielt, nach seinem Tod sowas wie Urlaub nimmt, die gesammelten Erfahrungen auswertet und dann einen neuen Charakter wählt, würde es den ganzen Horror wenigstens irgendwo wert sein. Aber alles deutet darauf hin, dass man nur ein Leben hat. Und das kann entweder gut oder beschissen sein. Auf jeden Fall ist es eine sehr einseitige Erfahrung.

@Doors
Ich habe schon alle möglichen Suizidmethoden (als Überlegungen) durch und jede dürfte so ziemlich unangenehm sein, und es ist niemals schön für die Hinterbliebenen. Also am Besten versuchen hier alles zu meistern, und egal, ob jemand an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt oder nicht, es sollte in Betracht gezogen werden, dass man den ganzen Sch*** nochmal durch machen muss, weil man sich einfach so davongeschlichen hat.

@Zeo

Zeo schrieb:Ebenfalls. Es fühlt sich doch eher wie eine Strafe an. Weil man sich fragen muss: "Warum ausgerechnet ich und andere nicht?

Das frage ich mich auch immer wieder. Aber die Sache ist die, jeder sieht sein Leid immer als das Größte an, während jeder Mensch irgendwo leidet, und auf der anderen Seite der Welt leidet vlt. jemand so sehr, dass man das eigene Leid mit deren Leid als einen Witz vergleichen könnte.

@Zeo

Zeo schrieb:Wenn das Leben sowas wie ein Rollenspiel wäre, in dem man einen bestimmten Charakter spielt, nach seinem Tod sowas wie Urlaub nimmt, die gesammelten Erfahrungen auswertet und dann einen neuen Charakter wählt, würde es den ganzen Horror wenigstens irgendwo wert sein. Aber alles deutet darauf hin, dass man nur ein Leben hat. Und das kann entweder gut oder beschissen sein. Auf jeden Fall ist es eine sehr einseitige Erfahrung.

Ich selbst finde überhaupt nicht, dass irgendetwas darauf hindeutet, dass das hier nur ein Leben ist. Im Gegenteil, für mich deutet fast alles darauf hin, dass das hier nur eine temporäre Erfahrung ist, es ist nur ein Traum oder ein Spiel, und wenn wir sterben, ist es wie, als nehmen wir diesen "Virtual Reality" Helm ab, und sind wieder zuhause. Wir vergessen bloß immer wieder unseren wahren Ursprung, wenn wir in diese dichte Materie eintauchen, damit das Spiel eben real erscheint, wäre ja sonst langweilig. Ich denke, hinterher verstehen wir immer, was das Ganze hier sollte. Menschen, die Nah-Tod Erfahrungen gemacht haben, berichten ja auch, dass sie vielmehr begriffen hätten, um was es im Leben wirklich geht.

Generell gilt aber für alle jammernden und vom Schicksal gebeutelten Zeitgenossen der Trost für den Trostlosen, nämlich die alte Rasierpinsel-Parabel des Hl. St. Otto:

"Ich besuchte neulich einen Freund. Einen Millionär. Der glaubte, der unglücklichste Mensch der Welt zu sein, weil ihm sein Rasierpinsel ins Klo gefallen war. Da nahm ich ihn beiseite und sprach: "Freilich bist du übel dran, daß dir dein Rasierpinsel ins Klo gefallen ist. Aber es gibt Leute, die viel schlechter dran als du. Die haben noch nicht einmal einen Bart." Da fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren.

@Yoshi
Macht nicht viel Sinn. Ich fände es verdammt nutzlos, ein neues Leben mit einem neuen Charakter zu starten, ohne auf die zuvor gesammelte Erfahrung zurückgreifen zu können. Wie soll man so jemals reifer werden, wenn man immer wieder dieselben dummen Fehler aus Unwissenheit macht?

Zeo schrieb:Macht nicht viel Sinn. Ich fände es verdammt nutzlos, ein neues Leben mit einem neuen Charakter zu starten, ohne auf die zuvor gesammelte Erfahrung zurückgreifen zu können. Wie soll man so jemals reifer werden, wenn man immer wieder dieselben dummen Fehler aus Unwissenheit macht?

Vielleicht wird das unterbewusst abgespeichert und lenkt uns auch unterbewusst, bessere Features halt. :D

@Zeo
Naja, unsere frühere Leben beeinflussen ja unser derzeitiges Leben, nur bemerken wir das nicht. Sicherlich können wir bereits in diesem Leben darauf zurückgreifen (gibt verschiedene Methoden dafür). Nur was hätte das für einen Sinn? Wenn du gestern einen Film guckst, und heute einen neuen guckst, was interessiert dich dann noch, was im Gestrigen geschah? Zum anderen würde es auch unser gesamtes System hier stören, wenn wir ständig irgendwelche Informationen aus früheren Leben empfangen würden.

@Eya

Eya schrieb:Vielleicht wird das unterbewusst abgespeichert und lenkt uns auch unterbewusst, bessere Features halt. :D

Würde sagen, dass genau das der Fall ist. Unser Unterbewusstsein hat ohnehin einen sehr großen Einfluss auf unser gesamtes Leben. Und ich halte es auch für möglich, dass ungeklärte Dinge aus früheren Leben uns in diesem Leben noch zu schaffen machen, aber wir nie genau deuten können, woher diese Störgefühle kommen. Von Rückführungen etc. halte ich nichts, sofern sie nicht nötig sind.