deja-vu. schrieb:Das wage ich mal zu bezweifeln. Wie kommst Du denn darauf?
zum einen kann ich das selbst nachvollziehen, weil ich tatsächlich noch eine zeit ohne handys und mit zumindest sehr wenig TV kannte.
zum anderen kann man über das phänomen sehr viel lesen und man kann es auch erfahren, wenn man mal mit leuten spricht, die äusserst viel medien konsumieren und mit welchen, die bewusst und dezent mit medien umgehen.
Spoiler
(ich hab leider die illustration nicht gefunden wo die kinder alle am smartphone hängen und in der mitte einer allein mit nem fussball steht.)
einer meiner lieblings-autoren ist neill postman. von ihm stammt folgendes zitat:
Die Menschen in Schöne neue Welt leiden nicht daran, daß sie lachen, statt nachzudenken, sondern daran, daß sie nicht wissen, worüber sie lachen und warum sie aufgehört haben, nachzudenken.
und genau das ist nämlich das problem an der gruppendynamik und der steten vernetzung. es reisst viele unverholfen mit. sie werden gelebt. keine eigene meinung mehr. keine eigenen gedanken. kein eigener humor. kein bewusstsein. keine identität. alles nur fassade, schein, täuschung, aufgesetztes verhalten. man wächst rein in die heuchelei. fühlt sich sich selbst verpflichtet bzw. muss das bild pflegen, das man den anderen von sich zusammengestellt hat.
http://www.gabrieleweis.de/2-bldungsbits/schulprojekte/d10-2002/textkiste/frisch-bildnis.htmfacebook ist aus dieser sicht eine art freiwilliges identitätsgefängnis.
"In Gerichtssälen, Klassenzimmern, Operationssälen, Sitzungssälen, Kirchen und selbst im Flugzeug sprechen die Amerikaner nicht miteinander, sie unterhalten einander. Sie tauschen keine Gedanken aus; sie tauschen Bilder aus. Sie argumentieren nicht mit Sätzen; sie argumentieren mit gutem Aussehen, Prominenz und Werbesprüchen."
Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode
aber wir waren ja bei der auffassungsgabe. "sei klug, stell dich dumm" ist im prinzip der leitspruch der generation; mit betonung auf "stellen" bzw. "verstellen".
mir ist irgendwann beim 111zigsten eingespielten tv-lacher das lachen vergangen und ich hab festgestellt, dass ich das meiste davon überhaupt nicht lustig finde. noch nicht mal zum schmunzeln.
der immer weiter sinkenden auffassungsgabe widmet postman mehrere kapitel.
vielleicht kennst du den witz: "wenn mein taschenrechner reden könnte, würde er mich auslachen"
genau das ist das problem: wir haben keins mehr. wir haben unsere halben gehirnkapazitäten ausgelagert in die technik. viele menschen von vor 100 jahren würden den meisten leuten heute was im kopfrechnen vormachen. heisst nicht, dass es solche heute nicht gäbe. aber in dem fall wär auch mal interessant, wieviel solche leute mit technik und medien am hut haben.
ich kann dir das buch "wir amüsieren uns zu tode" von neil postman nur empfehlen, wenn du dich mal in die thematik reinlesen willst.