dirkduisburg
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2008
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Werde mit dem Tod meines Vaters nicht fertig
27.05.2010 um 08:41Hallo liebe Forumsgemeinde,
ich spreche heute mal etwas an, was mir nicht leicht fällt.
Letztes Jahr an einem Samstag checkte ich morgens früh beim Frühstück meine Mails der vergangenen Nacht und entdeckte ein Email mit einem Namen, der mir sehr bekannt vorkam.
Es war der Name eines guten Freundes meines Bruders. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon 5 Jahre lang keinen Kontakt mehr zu meiner Familie, weil es damals einen Riesenkrach gegeben hat. Dort ging es komischerweise u. a. um Erbsachen, die geregelt werden sollten, für die Zukunft etc. Spielt auch soweit keine Rolle, wichtig ist, dass ich keinen Kontakt mehr hatte. Dazu muss ich sagen, dass meine Eltern geschieden waren, ich nie mit meinem Vater wirklich gut auskam. Es gab ständig Reibungspunkte, mein Vater ging auch regelmässig fremd, das ganze machte er seit meinem 5. Lebensjahr. Der ganze Krieg zu Hause, der dadurch entstand, prägte meine gesamte Kindheit. Ganz arg wurde es, wenn dann noch Alkohol im Spiel war und meine Mutter dann Freitagnachts durch eine Glastür geflogen ist. Durfte ich mir alles als Kind mit ansehen. Daher habe ich meinen Vater nie wirklich "gemocht".
Zurück zur besagten Email. Ich öffnete die Mail und dort stand dann: Hallo. Bitte rufe heute dringend Deinen Bruder an, hier ist seine Handynummer. Ich muss Dir etwas schreckliches sagen: Dein Vater ist gestern Abend gestorben.
Baff, der hatte gesessen. Ich war völlig geschockt.
Ich rief in der alten Heimat an ( wohne mittlerweile fast 250 km entfernt ) um mich zu verwissern, ob es stimmte und das tat es dann auch. Ich sprach lange mit meinen Brüdern und liess mir erklären, was passiert war. Ich muss dazu sagen, mein Vater war gerade einmal 54 Jahre alt geworden. Ein Alter, wo ich einfach nicht damit gerechnet habe.
Ich habe immer gedacht in den 5 Jahren, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, dann wird das schon und ich werde irgendwann zurückfahren und wir werden in Ruhe darüber sprechen und das Kriegsbeil damit begraben sowie mit meinem Vater klärende Gespräche zu führen. Denn was ich mir immer gewünscht habe war ein normales Vater-Sohn Verhältnis. Ich habe das oft durch meinen Sport z. B. gesehen, wenn die Väter ihre Kinder zu Spielen gefahren haben bzw. begleitet haben. Das war bei mir fast nie der Fall. Mit so belanglosen Dingen fängt es an. Gleiches gilt für den Schulabschluss wo er nicht da war, oder meine Ausbildungsstelle suchen etc. Alles Dinge, wo Eltern eigentlich hinter den Kindern stehen. Mein Vater zog damals aus, als ich 17 Jahre alt war. Dementpsrechend kann man jetzt sehen, dass dieser Terror daheim über 12 Jahre ging. Meine Mutter war viel zu schwach und zu feige, meinen Vater zu verlassen. Man spürte halt immer, dass etwas in der Luft liegt.
Mein Bruder sagte mir dann, dass mein Vater zu ihm gesagt hat, dass er mich irgendwann wiedersehen wird und sei es im Himmel um einige Dinge mit mir zu klären. Das lag ihm dann auch wohl am Herzen.
Was mich viel beschäftigt ist, dass mein Vater eine stinknormale Imfpung erhielt ( die wollten irgendwo hin in den Urlaub wo man noch eine Schutzimpfung benötigte )und durch diese bekam er sofort sehr hohes Fieber, vorher hatte er gar nichts. Mein Vater hatte eine sehr seltene Muskelerkrankung, welche man aber im Griff hatte. Sein Körper wurde mit dem Fieber einfach nicht fertig. Der Körper bekam durch diese Muskelerkrankung nicht genügend Sauerstoff. Nach und nach versagten seine Körperfunktionen und er starb schliesslich an multiplen Organversagen nach 2 Wochen. Mit Einlieferung ins Krankenhaus brachte man ihn sofort in ein künstliches Koma. Aus diesem sollte er auch nie mehr erwachen. Beschäftigen tut mich aber die Tatsache, dass seine Werte immer besser wurden, sobald meine beiden Brüder nach der Arbeit an seinem Bett gestanden haben und mit ihm geredet haben. Das hat er mitbekommen. Die Ärzte waren immer dann erstaunt, wie gut die Werte anstiegen und man überlegte ihn langsam wieder zurückzuholen, wenn meine Brüder da waren. Das ging aber immer nur solange gut, wie meine Brüder da waren. Gingen sie spät abends, wurden die Werte wieder schlechter. Ich denke die ganze Zeit schon nach, wäre es vielleicht besser gewesen, wenn ich vielleicht auch da gewesen wäre, für ihn dagewesen wäre?! Hätte er sich mehr dagegen gewehrt, weil er mit mir noch etwas klären wollte?!
Ich bereue zutiefst, dass ich nicht mehr mit ihm reden kann, nicht mehr Dinge aus dem Weg räumen kann, die mich mein ganzes Leben lang beschäftigen. Ich werd ehrlich gesagt nicht damit fertig, nächsten Monat ist sein erster Todestag und ich merke von Tag zu Tag, wie ich mehr wieder darunter leide. Ich träume wieder vermehrt von ihm und die ganze Sache ist wie ein Rucksack, der zu schwer wird, aber ich kann ihn einfach nicht ablegen um eine Pause zu machen und ihn zu leeren.
Mich trifft es so sehr, dass ich nicht mehr mit ihm reden kann, ihn nicht mehr gesehen habe. Er hat mir zwar sehr viel angetan in seinem Leben, ich war sicherlich auch nicht der Mustersohn. Ich hätte ihm sogerne Dinge gesagt. Als er starb, habe ich einen langen Brief geschrieben und diesen in den Sarg legen lassen. Sehen durfte ich meinen Vater nicht mehr, weil er durch die ganzen Medikamente und die Entzündungen im Körper so angeschwollen und farbig angelaufen war, dass der Bestatter gesagt hat, schau ihn bloss nicht mehr an. Ich kannte Deinen Vater und behalte ihn so in Erinnerung, wie auf diesem Bild. Er zeigte mir ein grosses Foto, was vor seinem Sarg aufgestellt werden sollte. Es war ein Urlaubsfoto, er sah sehr entspannt aus und lächelte.
Es ist schwer darüber zu reden, ich kann auch nicht darüber sprechen. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht verstanden werden könnte und schlucks runter. Selbst mit meiner Frau kann ich darüber nicht sprechen. Sie hat ähnliches daheim erlebt und ebenfalls keinen Kontakt zu Mutter oder Vater. Nur zur Schwester. Weiss aber auch nicht mehr, was ich tun kann, um mich so zu verabschieden von ihm, dass es bei mir einen Schlussstrich zieht und ich sagen kann, jetzt beginne ich mit der Sache abzuschliessen und ihm einen Platz in meinem Herzen zu geben und ihn so bei mir zu tragen. Ich krieg das alles nicht fertig, alles, weil ich nicht mehr mit ihm reden konnte.
Gibt es hier Tips, Ratschläge oder vielleicht Leute, die ähnliches erlebt haben? Ich weiss nicht mehr weiter, ich bin sonst ein grundweg positiver und vor allem auch lebensfroher und lustiger Mensch, diese Sache geht mir aber sehr nah und zieht mich runter, was ich noch nie erlebt habe, egal was in meinem Leben bisher passiert war.
ich spreche heute mal etwas an, was mir nicht leicht fällt.
Letztes Jahr an einem Samstag checkte ich morgens früh beim Frühstück meine Mails der vergangenen Nacht und entdeckte ein Email mit einem Namen, der mir sehr bekannt vorkam.
Es war der Name eines guten Freundes meines Bruders. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon 5 Jahre lang keinen Kontakt mehr zu meiner Familie, weil es damals einen Riesenkrach gegeben hat. Dort ging es komischerweise u. a. um Erbsachen, die geregelt werden sollten, für die Zukunft etc. Spielt auch soweit keine Rolle, wichtig ist, dass ich keinen Kontakt mehr hatte. Dazu muss ich sagen, dass meine Eltern geschieden waren, ich nie mit meinem Vater wirklich gut auskam. Es gab ständig Reibungspunkte, mein Vater ging auch regelmässig fremd, das ganze machte er seit meinem 5. Lebensjahr. Der ganze Krieg zu Hause, der dadurch entstand, prägte meine gesamte Kindheit. Ganz arg wurde es, wenn dann noch Alkohol im Spiel war und meine Mutter dann Freitagnachts durch eine Glastür geflogen ist. Durfte ich mir alles als Kind mit ansehen. Daher habe ich meinen Vater nie wirklich "gemocht".
Zurück zur besagten Email. Ich öffnete die Mail und dort stand dann: Hallo. Bitte rufe heute dringend Deinen Bruder an, hier ist seine Handynummer. Ich muss Dir etwas schreckliches sagen: Dein Vater ist gestern Abend gestorben.
Baff, der hatte gesessen. Ich war völlig geschockt.
Ich rief in der alten Heimat an ( wohne mittlerweile fast 250 km entfernt ) um mich zu verwissern, ob es stimmte und das tat es dann auch. Ich sprach lange mit meinen Brüdern und liess mir erklären, was passiert war. Ich muss dazu sagen, mein Vater war gerade einmal 54 Jahre alt geworden. Ein Alter, wo ich einfach nicht damit gerechnet habe.
Ich habe immer gedacht in den 5 Jahren, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, dann wird das schon und ich werde irgendwann zurückfahren und wir werden in Ruhe darüber sprechen und das Kriegsbeil damit begraben sowie mit meinem Vater klärende Gespräche zu führen. Denn was ich mir immer gewünscht habe war ein normales Vater-Sohn Verhältnis. Ich habe das oft durch meinen Sport z. B. gesehen, wenn die Väter ihre Kinder zu Spielen gefahren haben bzw. begleitet haben. Das war bei mir fast nie der Fall. Mit so belanglosen Dingen fängt es an. Gleiches gilt für den Schulabschluss wo er nicht da war, oder meine Ausbildungsstelle suchen etc. Alles Dinge, wo Eltern eigentlich hinter den Kindern stehen. Mein Vater zog damals aus, als ich 17 Jahre alt war. Dementpsrechend kann man jetzt sehen, dass dieser Terror daheim über 12 Jahre ging. Meine Mutter war viel zu schwach und zu feige, meinen Vater zu verlassen. Man spürte halt immer, dass etwas in der Luft liegt.
Mein Bruder sagte mir dann, dass mein Vater zu ihm gesagt hat, dass er mich irgendwann wiedersehen wird und sei es im Himmel um einige Dinge mit mir zu klären. Das lag ihm dann auch wohl am Herzen.
Was mich viel beschäftigt ist, dass mein Vater eine stinknormale Imfpung erhielt ( die wollten irgendwo hin in den Urlaub wo man noch eine Schutzimpfung benötigte )und durch diese bekam er sofort sehr hohes Fieber, vorher hatte er gar nichts. Mein Vater hatte eine sehr seltene Muskelerkrankung, welche man aber im Griff hatte. Sein Körper wurde mit dem Fieber einfach nicht fertig. Der Körper bekam durch diese Muskelerkrankung nicht genügend Sauerstoff. Nach und nach versagten seine Körperfunktionen und er starb schliesslich an multiplen Organversagen nach 2 Wochen. Mit Einlieferung ins Krankenhaus brachte man ihn sofort in ein künstliches Koma. Aus diesem sollte er auch nie mehr erwachen. Beschäftigen tut mich aber die Tatsache, dass seine Werte immer besser wurden, sobald meine beiden Brüder nach der Arbeit an seinem Bett gestanden haben und mit ihm geredet haben. Das hat er mitbekommen. Die Ärzte waren immer dann erstaunt, wie gut die Werte anstiegen und man überlegte ihn langsam wieder zurückzuholen, wenn meine Brüder da waren. Das ging aber immer nur solange gut, wie meine Brüder da waren. Gingen sie spät abends, wurden die Werte wieder schlechter. Ich denke die ganze Zeit schon nach, wäre es vielleicht besser gewesen, wenn ich vielleicht auch da gewesen wäre, für ihn dagewesen wäre?! Hätte er sich mehr dagegen gewehrt, weil er mit mir noch etwas klären wollte?!
Ich bereue zutiefst, dass ich nicht mehr mit ihm reden kann, nicht mehr Dinge aus dem Weg räumen kann, die mich mein ganzes Leben lang beschäftigen. Ich werd ehrlich gesagt nicht damit fertig, nächsten Monat ist sein erster Todestag und ich merke von Tag zu Tag, wie ich mehr wieder darunter leide. Ich träume wieder vermehrt von ihm und die ganze Sache ist wie ein Rucksack, der zu schwer wird, aber ich kann ihn einfach nicht ablegen um eine Pause zu machen und ihn zu leeren.
Mich trifft es so sehr, dass ich nicht mehr mit ihm reden kann, ihn nicht mehr gesehen habe. Er hat mir zwar sehr viel angetan in seinem Leben, ich war sicherlich auch nicht der Mustersohn. Ich hätte ihm sogerne Dinge gesagt. Als er starb, habe ich einen langen Brief geschrieben und diesen in den Sarg legen lassen. Sehen durfte ich meinen Vater nicht mehr, weil er durch die ganzen Medikamente und die Entzündungen im Körper so angeschwollen und farbig angelaufen war, dass der Bestatter gesagt hat, schau ihn bloss nicht mehr an. Ich kannte Deinen Vater und behalte ihn so in Erinnerung, wie auf diesem Bild. Er zeigte mir ein grosses Foto, was vor seinem Sarg aufgestellt werden sollte. Es war ein Urlaubsfoto, er sah sehr entspannt aus und lächelte.
Es ist schwer darüber zu reden, ich kann auch nicht darüber sprechen. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht verstanden werden könnte und schlucks runter. Selbst mit meiner Frau kann ich darüber nicht sprechen. Sie hat ähnliches daheim erlebt und ebenfalls keinen Kontakt zu Mutter oder Vater. Nur zur Schwester. Weiss aber auch nicht mehr, was ich tun kann, um mich so zu verabschieden von ihm, dass es bei mir einen Schlussstrich zieht und ich sagen kann, jetzt beginne ich mit der Sache abzuschliessen und ihm einen Platz in meinem Herzen zu geben und ihn so bei mir zu tragen. Ich krieg das alles nicht fertig, alles, weil ich nicht mehr mit ihm reden konnte.
Gibt es hier Tips, Ratschläge oder vielleicht Leute, die ähnliches erlebt haben? Ich weiss nicht mehr weiter, ich bin sonst ein grundweg positiver und vor allem auch lebensfroher und lustiger Mensch, diese Sache geht mir aber sehr nah und zieht mich runter, was ich noch nie erlebt habe, egal was in meinem Leben bisher passiert war.