In zufälliger Reihenfolge. Die Liste ist keineswegs erschöpfend:
1. Bonjour tristesse von Françoise Sagan.
Ein pubertäres, wunderbar französisches Büchlein von einer zarten Melancholie, das man dennoch nicht in die Jugend- und Teenieliteratur einordnen möchte. Der Anfang ist fantastisch geschrieben und wunderbar übersetzt:
»Ich zögere, diesem fremden Gefühl, dessen sanfter Schmerz mich bedrückt, seinen schönen und ernsten Namen zu geben: Traurigkeit. Es ist ein so ausschließliches, so egoistisches Gefühl, dass ich mich seiner fast schäme – und Traurigkeit erschien mir immer als ein Gefühl, das man achtet. Ich kannte es nicht; ich hatte Kummer empfunden, Bedauern und manchmal Reue. Jetzt hüllt mich etwas ein wie Seide, weich und ermattend, und trennt mich von den anderen.«
2. Unterm Rad von Hermann Hesse.
»Niemand wusste auch, wie er ins Wasser geraten sei.«
3. Das Gesamtwerk Thomas Bernhards.Besonders das Autobiographische. Seine musikalische Erzählweise, die es schafft, dass die Wiederholung nicht langweilig wird, sondern den Leser in den Bann zieht.
4. Karte und Gebiet von Michel Houellebecq sowie all seine anderen Romane.
Wer versteht unsere Zeit, die westliche Gesellschaft, wenn nicht er?
»Und sie erklärt auch nicht das Gefühl, das uns überkommt, wenn die Bilder der Menschen, die Jed im Lauf seines irdischen Lebens begleitet haben, verwirrtern, sich zersetzen, in Fetzen auflösen und in den letzten Videofilmen gleichsam zum Symbol der allgemeinen Vernichtung der Menschengattung werden. Sie versinken, scheinen sich noch einen Augenblick lang zu sträuben, ehe sie von sich überlagernden Pflanzenschichten erstickt werden. Dann wird alles ruhig, und zurück bleiben nur sich im Wind wiegende Gräser. Die Vegetation trägt den endgültigen Sieg davon.«
5. Erzählungen und Geschichten Edgar Allan Poes.Das verräterische Herz, der schwarze Kater, usw.
»Ich hielt dies gleisnerische Lächeln nicht mehr aus! Ich fühlt's, ich musste schreien oder sterben! und nun – horch! – wieder! – lauter! lauter! lauter! ›Ihr Schurken!‹ kreischt' ich, ›lasst die Heuchelei! Ich will die Tat gestehn! – hier! reißt die Bohlen auf! – hier schlägt's! – hier schlägt sein fürchterliches Herz!«
6. Faust. Der Tragödie erster Teil. von Johann W. von Goethe.
»Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!«
7. Die Heilige Schrift.Zum Kulturverständnis und besonders Luthers Sprache wegen.
»Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.«
— Lukas 10,19
8. Die Sagen des klassischen Altertums.Zum Kulturverständnis.
»Dädalos fing an zu befürchten, der Name des Schülers möchte größer werden als der des Meisters; der Neid übermannte ihn und er brachte den Knaben hinterlistig um, indem er ihn von Athens Burg hinabstürzte. Während Dädalos mit seinem Begräbnis beschäftigt war, wurde er überrascht; er gab vor, eine Schlange zu verscharren.«
— Dädalos und Ikaros,
Sagen des klassischen Altertums, Gustav Schwab, Anaconda, vollständige Ausgabe.
9. Die Verwandlung von Franz Kafka.
Mit dem meisterhaften ersten Satz:
»Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.«
10. Das Parfum von Patrick Süskind.
»Er wollte seines Innern sich entäußern, nichts anderes, seines Innern, das er für wunderbarer hielt als alles, was die äußre Welt zu bieten hatte.«
...und es gäbe noch etliche mehr. Deutschsprachige, französische, englische, amerikanische, russische Klassiker, aber auch Jüngeres, Zeitgenössisches. Die obigen Bücher sind nur ein winziger Auszug dessen, was ich gerne lese. Aber diese hier mag ich vor allem ihrer Sprache, ihres Stils wegen. Da ist es mir auch einerlei, wenn Inhalt und Handlung nicht viel hergeben.