Anwalt von Oscar Pistorius nährt Zweifel an Mordvorwurf
Pretoria. Schon nach der ersten Woche im Mordprozess gegen Oscar Pistorius ist klar, um was es letztendlich gehen wird.
Zwar wird das spektakuläre Verfahren viele Wochen, wenn nicht Monate dauern – aber kaum jemand glaubt, dass es Staatsanwalt oder Verteidiger gelingen könnte, Schuld oder Unschuld eindeutig zu beweisen. Also wird Richterin Thokozile Masipa entscheiden müssen, ob Pistorius glaubwürdig ist oder lügt. Die Kernfrage dabei: Gab es vor den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp Streit oder nicht?
Staranwalt Barry Roux weiß genau um die juristischen Kriterien: Ein "Schuldig" kann es nur geben, wenn die Belege für den Mordvorwurf ausreichen – und nicht der Rechtsgrundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" greift. Also kämpft Roux wortgewaltig und unerbittlich, um die Zweifel an Zeugen und Indizien der dramatischen Nacht zu nähren. Das bedeutete für die erste Prozesswoche vor allem schmerzliche Erfahrungen für die Zeugen. Dabei ging es dem Anwalt vor allem um jene, die etwas über die tödlichen Morgenstunden des Valentinstages 2013 zu sagen hatten und aussagten, erst Schreie und dann Schüsse gehört zu haben.
Es wurde deutlich, wie die Verteidigung die Geräusche der Nacht interpretiert: Pistorius sei es gewesen, der um Hilfe geschrien habe, "seine Stimme klingt dann wie die einer Frau", sagt Roux – und die Rufe kamen, nachdem er zu seinem Entsetzen entdeckt habe, dass er womöglich durch die verschlossene Tür nicht auf einen Einbrecher, sondern auf seine Freundin geschossen habe. Manche Experten rechnen daher inzwischen durchaus mit einem Freispruch für Pistorius vom Mordvorwurf.
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