Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen
13.11.2019 um 22:04
Ich halte das für vollkommenen Quatsch, daß die drei was mit dem IKEA Coup zu tun haben könnten.
Die im Artikel genannten Parallelen sind doch sehr oberflächlich: "Überfälle mit dem Einsatz von Schußwaffen und gestohlene Fluchtfahrzeuge, die nach der Tatbegehung in Brand gesteckt werden."
Natürlich benutzt man für einen Überfall Schußwaffen, oder soll man den Geldboten mit einem Spaten bedrohen? Oder einem Messer, wenn dieser selber eine Knarre hat? Und einen Fluchtwagen anzuzünden, um DNA Spuren zu vernichten, ist jetzt heutzutage auch nicht mehr so wahnsinnig originell.
Wegen dieser zwei Aspekte schon von einem "sehr ähnlichen Modus operandi" zu sprechen, finde ich nachgerade lächerlich.
Es überwiegen doch vielmehr eher die Unterschiede: Warum sollten sie auf einmal nur eine Person vorschicken, wo doch die Drohkulisse bei mehreren Tätern sehr viel massiver ist? Es wird zwar nicht berichtet, was für eine Waffe der Täter in Frankfurt benutzt hat, aber wenn es sich um ein Sturmgewehr gehandelt hätte, wäre das vermutlich bekannt gegeben worden, denn der Einsatz militärischer Waffen ist doch schon sehr massiv und zum Glück in Deutschland eher selten.
Wenn die drei aber über AK 47 und ähnliche Bewaffnung verfügen, warum sollten sie dann auf einmal darauf verzichten und eine Handfeuerwaffe benutzen? (Aber gut, in dem Punkt wissen wir einfach nicht genug über Frankfurt)
Für mich paßt auch folgendes nicht: "[...] eine Geldkassette entrissen. Nach der Rangelei kam es laut einem Sprecher der Polizei zu einem Schußwechsel". Unsere drei sind aber bisher eher durch Besonnenheit aufgefallen (Abbruch trotz monatelanger Vorbereitung, wenn es nicht schnell genug geklappt hat, Einsatz der Waffen eher zur Bedrohung, nicht um Verfolgung zu verhindern, keine Rangelei oder ähnliches, sondern so massive Bedrohung, daß die Geldboten auf Gegenwehr verzichten).
Ich weiß, daß sie in Stuhr auf den Geldtransporter geschossen haben, aber da war ja klar, daß sie mit der Kalaschnikow die Panzerung des Wagens nicht durchbrechen können, das werte ich eher als Warnschuß, um ihre Entschlossenheit zu unterstreichen.
Ich will die drei jetzt aber auch nicht als Robin Hoods oder ähnliches romantisieren und denke schon, daß sie im Zweifelsfall auch gezielt auf Menschen schießen würden, wenn sie anders nicht entkommen könnten, schon alleine weil sie garantiert lebenslänglich kriegen würden, wenn sie irgendwann gefaßt werden sollten. Aber ich habe nicht den Eindruck, daß sie schießwütig sind. Als alten Klassenkämpfern muß ihnen auch klar sein, daß Geldboten auch nur arme, prekär beschäftige kleine Lichter sind, und nicht irgendwelche Großkapitalisten.
Abgesehen von diesen Unterschieden in der Tatausführung vermute ich aber vor allem, daß sie mittlerweile genug Kohle zusammen geraubt haben, um bis auf weiteres überleben zu können, und daß sie gar nicht mehr in Erscheinung treten werden, sondern irgendwo mehr oder weniger in Ruhe leben.
Ein Überfall ist immer ein hohes Risiko gefaßt zu werden, egal wie gut er vorbereitet ist. Warum sollte man sich diesem Risiko aussetzen, wenn es nicht unvermeidlich ist? Sie sind ja keine Adrenalin-Junkies, die just for fun Raubüberfälle begehen.
Und die auch schon von der Polizei verbreitete Theorie, daß sie nicht nur für ihren eigenen Lebensunterhalt rauben, sondern auch noch irgendwelche linksradikalen Projekte finanziell unterstützen, halte ich auch für komplett abwegig. Sicherlich werden sie noch tief in der linksextremen Ideologie verhaftet sein, aber wenn man einmal das Level erreicht hatte, Mordanschläge auf höchste Repräsentanten des Systems zu verüben, ist die Unterstützung irgendwelcher Squatter oder militanter Tierschützer oder whatever doch eher Pippifax. Dafür lebenslänglich zu riskieren, scheint mir komplett absurd.
Ich denke man wird sie entweder niemals fassen, oder per Kommissar Zufall.