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Der Fall Vera Brühne

59 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Vera Brühne ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Vera Brühne

03.06.2012 um 13:33
Vera Brühne (geborene Kohlen, nach 1979 nannte sie sich Vera-Maria Adam; * 6. Februar 1910 in Essen; † 17. April 2001 in München) erlangte 1961/62 deutschlandweite Bekanntheit, als sie gemeinsam mit ihrem Bekannten Johann Ferbach angeklagt und verurteilt wurde, den Münchner Arzt Otto Praun und dessen Geliebte ermordet zu haben.



Leben

Vera Brühne war in gutbürgerlichen Verhältnissen in Essen-Kray aufgewachsen, ihr Vater, Ludwig Kohlen (1870–1951), war bei ihrer Geburt Bürgermeister der bis 1929 selbständigen Bürgermeisterei Kray-Leithe.

Zeitweilig war Brühne mit dem Schauspieler Hans Cossy verheiratet, dem Vater ihrer Tochter Sylvia (1941–1990). Später heiratete sie den bekannten Filmkomponisten Lothar Brühne. Auch diese Ehe wurde geschieden.

Mordfall Praun

Otto Praun und seine Haushälterin Elfriede Kloo waren am Dienstag nach Ostern (19. April 1960) in Prauns Villa in Pöcking am Starnberger See ermordet aufgefunden worden. Als Todeszeitpunkt wurde Gründonnerstag, der 14. April 1960 festgestellt. Zunächst wurde von einem erweiterten Suizid Prauns ausgegangen. Erst nachdem Vera Brühne als Erbin von Prauns Finca in Spanien feststand, wurden die Leichen auf Betreiben von Prauns Sohn Günther exhumiert, obduziert und 1961 Mordanklage gegen Brühne und Ferbach erhoben.

Günther Praun brachte verschiedene entscheidende Beweismittel in das Verfahren ein (besonders die Armbanduhr des Opfers und einen angeblich am Tatort gefundenen Brief), die nach den Maßstäben des Strafprozessrechts nicht hätten verwendet werden dürfen, weil sie nicht polizeilich gesichert worden waren und von Praun hätten verfälscht worden sein können. Eine wichtige Rolle im Prozess spielten auch die widersprüchlichen Aussagen der Tochter von Vera Brühne, Sylvia Cossy, die ihre Mutter ursprünglich belastet hatte und ihre Aussage dann vor Gericht widerrief.

Bereits vor Beginn des Prozesses wurde Brühne im Stern, in der Abendzeitung und in anderen Medien als Schuldige dargestellt.Über das Gerichtsverfahren wurde in der Boulevardpresse wochenlang berichtet, die attraktive Brühne als „geldgieriges Luder“ dargestellt und über – zur damaligen Zeit – skandalöse erotische Ausschweifungen spekuliert. Vera Brühne hatte sich massiv in Widersprüche verwickelt und auch versucht, Zeugen zu bestechen. Am 4. Juni 1962 wurde sie, trotz einer schwachen Indizienlage, mit dem Mitangeklagten Johann Ferbach wegen gemeinschaftlichen Doppelmordes zu einer lebenslangen Haftstrafe im Zuchthaus verurteilt. Der Revisionsantrag wurde am 4. Dezember 1962 vom Bundesgerichtshof abgelehnt, das Urteil damit rechtskräftig. Nach achtzehnjähriger Haft wurde sie im Dezember 1979 vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß begnadigt und aus dem Frauengefängnis Aichach entlassen.

Brühne stritt die ihr zur Last gelegte Tat zeitlebens ab. Über das Urteil schrieb die Wochenzeitung Die Zeit: „… jenem Schluss, der heute juristischer Konsens ist: Vera Brühne – ob Mörderin oder nicht – hätte auf der Basis solch einseitiger und unsauberer Ermittlungen niemals verurteilt werden dürfen“. Als umso frappierender wurde es von vielen empfunden, dass kein Wiederaufnahmeverfahren zugelassen wurde. Das „Anwaltsmagazin“ schrieb in seiner Nr. 17/2000: „(…) steht nach den neuesten Erkenntnissen der Gerichtsmedizin fest, dass der Tod der Opfer nicht zu dem Zeitpunkt eingetreten sein konnte, den das Gericht unterstellt hat“. Dieser Tatzeitpunkt war ein wichtiger Bestandteil der Urteilsbegründung.

Nach Recherchen des WDR bestehen aus heutiger Sicht weitere Ungereimtheiten in der Urteilsfindung. Erwiesen sind einige ungeklärte Todesfälle, darunter tatsächliche oder mögliche Morde, im Kreis von Zeugen und Mitwissern. Wiederaufnahmeanträge für ein neues Verfahren wurden über Jahre hinweg abgelehnt, als Grund wird politische Einflussnahme vermutet. Auch die überraschende Begnadigung Brühnes durch Franz-Josef Strauß wird als Indiz dafür gedeutet, dass ein neues Verfahren verhindert werden sollte. Es gibt Indizien, dass Praun Verbindungen zum illegalen Waffenhandel hatte. Insbesondere wurde er mit einer großen Korruptionsaffäre, dem Skandal um die Beschaffung des Schützenpanzers HS-30, in Verbindung gebracht. Eine Hauptperson dieser Affäre war Werner Repenning, der persönliche Referent von Strauß. Häufig wurde ein Zusammenhang von Prauns Ermordung mit diesen Verbindungen vermutet.

Vera Brühne lebte nach der Entlassung aus dem Gefängnis 1979 unter dem Namen Maria Adam in ihrer alten Eigentumswohnung in München. 2001 starb sie im Klinikum rechts der Isar in München. Vera Brühne wurde auf dem Waldfriedhof Solln im Grab ihres ersten Ehemannes beigesetzt.

Günther Praun, der Sohn des ermordeten Otto Praun, lebt bis heute in der Villa am Starnberger See. Die Villa in Spanien, die nach dem Willen des Ermordeten Vera Brühne hätte zufließen sollen, ist nach der rechtskräftigen Verurteilung Brühnes, die dadurch erbunwürdig wurde, an ihn übergegangen.

Literatur und Filme
Ulrich Sonnemann, politischer Schriftsteller und Philosoph, veröffentlichte 1970 die justizkritische Streitschrift Der bundesdeutsche Dreyfus-Skandal. Rechtsbruch und Denkverzicht in der zehn Jahre alten Justizsache Brühne-Ferbach, die für kurze Zeit verboten und bundesweit auf Initiative von Franz Josef Strauss beschlagnahmt wurde. Es folgten jahrelange gerichtliche Auseinandersetzungen mit der bayrischen Justizverwaltung. 1985 wurde das Buch neu aufgelegt (bereits 1974 in der Schweiz).
Das Fernsehen der DDR brachte 1972 in seiner Sendereihe „Kriminalfälle ohne Beispiel“ den zweiteiligen Film „Der Fall Brühne-Ferbach“ (Regie: Michael Wendang, Szenarium: Günter Prodöhl), u. a. mit Gisela May als Vera Brühne, Harry Hindemith als Dr. Otto Praun, Hans Teuscher als Staatsanwalt Rüth und Herbert Köfer als Regierungsinspektor Homann.
Der Fall Vera Brühne wurde unter dem Titel "Lebenslänglich für Vera Brühne" als erste Folge der Reihe Die großen Kriminalfälle im Jahr 2000 von Michael Gramberg dokumentarisch betrachtet.
Ihre Geschichte wurde zudem kurz vor ihrem Tod im Jahre 2001 in einem nach ihr benannten Film mit Corinna Harfouch in der Titelrolle erneut verfilmt, wobei die Schuldfrage offen gelassen wurde.

Weblinks
Literatur von und über Vera Brühne im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Lebenslänglich für Vera Brühne Deutsche Welle
Der Tod kam nicht um 19.45 Uhr. In: Der Spiegel. Nr. 39, 1973 (zu den kriminalbiologischen Gründen für eine Aufhebung des Urteils, online).
Die wahrhaftige Lügnerin. In: Die Zeit, Nr. 22/2001
Begleittext zur Dokumentation „Die großen Kriminalfälle: Lebenslänglich für Vera Brühne“ von Michael Gramberg WDR, gesendet 11. Mai 2000

Einzelnachweise
1.↑ a b c Die großen Kriminalfälle: Lebenslänglich für Vera Brühne. TV-Dokumentation, Deutschland 2000
2.↑ Die wahrhaftige Lügnerin. In: Die Zeit, Nr. 22/2001


https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D118515950&method=simpleSearch
http://www.kalenderblatt.de/index.php?what=thmanu&page=1&manu_id=541&tag=4&monat=6&year=2005&dayisset=1⟨=de
http://zeit.de/2001/22/Die_wahrhaftige_Luegnerin
http://www.daserste.de/kriminalfaelle/sendung_dyn~uid,7r8q0tplubjc62c0aiwzr9dk~cm.asp (Archiv-Version vom 05.08.2009)
Wikipedia: Die großen Kriminalfälle


Was haltet ihr davon?War sie unschuldig?Oder sass sie zurecht im Gefängniss?


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Der Fall Vera Brühne

03.06.2012 um 13:43
servus
Mir fällt dazu nur der eine Entlastungszeuge ein. Der für sie gutsagen wollte, sich aber im riesigen Perlacher Forst verirrte und elendig verhungerte. Damit steht meine Meinung zu Fall fest. Denn die Schweinerei mit dem HS30 die hatte vielen sehr viel Geld gebracht.

servus derweil wastl


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Der Fall Vera Brühne

03.06.2012 um 15:03
Wenn man den Artikel hier im Spiegel liest, kann man sie eigentlich nicht mehr für Schuldig halten:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41972665.html

Was sprach eigentlich für sie als Täterin, außer dass sie als Erbin dieser Finka eingesetzt war? Wenn jeder, der was erbt, gleich damit zum Mörder abgestempelt wird, gute Nacht!


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Der Fall Vera Brühne

03.06.2012 um 15:16
@Comtesse
Man hat die Tatzeit so hingedreht,dass Vera B. auf einmal kein Alibi mehr hatte. Ausserdem hat ihre Tochter sie belastet,spaeter aber die Aussage zurueckgezogen....man glaubte ihr das allerdings dann nicht mehr.Ich bin davon ueberzeugt,sie waren es nicht. Schau bei grosse Kriminalfaelle.....es gibt auch noch einen tollen Spielfilm dazu.
http://www.veoh.com/watch/v15558575jeW5m6mf?h1=Die+gro%C3%9Fen+Kriminalf%C3%A4lle+-+Lebensl%C3%A4nglich+f%C3%BCr+Vera+Br%C3%BChne


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Der Fall Vera Brühne

03.06.2012 um 15:21
Ich frage mich nur, warum die Tochter ausgesagt hat, Vera Brühne habe ihr den Mord gestanden. Dabei soll die Tochter auch Täterwissen preisgegeben haben und sie soll das auch mehreren Bekannten erzählt haben. Sie widerrief später, aber warum tat sie das überhaupt? Könnte die Tochter (statt Vera Brühne) mit dahintergesteckt haben?


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Der Fall Vera Brühne

03.06.2012 um 15:24
Nein,das glaube ich nicht! Vielleicht hatte es mit seinen anderen Geschaeften(Waffen oder so) zu tun.


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Der Fall Vera Brühne

03.06.2012 um 16:10
@Comtesse
Zufall.....lief gerade auf Phoenix


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Der Fall Vera Brühne

04.06.2012 um 08:59
Jepp hab mir auch die ZDF History angeschaut wo der Fall "Vera Brühne" vorgetragen wurde.Und sie nun endlich ihr Schweigen brach.Schon krass das ganze,als Mörderin abgestempelt zuwerden.


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Der Fall Vera Brühne

04.06.2012 um 20:05
Schon alleine dass der Name "FJS" auftauchte und er wohl Druck auf eine Buchveröffentlichung genommen hat, spricht für mich gegen die Schuld von Vera Brühne.


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Der Fall Vera Brühne

19.10.2017 um 15:29
Zur Zeit ist der Fall Vera Brühne als Hörspiel auf Bayern 2 abhör- und abrufbar, zusätzlich werden 9 Stunden Tonbandverhörprotokolle zum Download oder Direkthören angeboten.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/hoerspiel-und-medienkunst/hoerspiel-farin-mitschnitte-vera-bruehne-100.html


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Der Fall Vera Brühne

19.10.2017 um 15:38
Zitat von BuchfinkBuchfink schrieb:Zur Zeit ist der Fall Vera Brühne als Hörspiel auf Bayern 2 abhör- und abrufbar, zusätzlich werden 9 Stunden Tonbandverhörprotokolle zum Download oder Direkthören angeboten.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/hoerspiel-und-medienkunst/hoerspiel-farin-mitschnitte-vera-bruehne-100.html
Dieser Fall und der Fall Rosemarie Nitribitt waren vor meiner Geburt.
Obwohl der Mord, für den Vera Brühne verurteilt wurde 1960 stattfand, ist das für mich eine 50er-Jahre Geschichte.
Immer wieder wurde über beide Fälle geschrieben, weil sich die Leute interessiert haben.
50er Jahre? Wohlstand, Doppelmoral, einen Sündenbock finden, Schaulust , Neid...


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Der Fall Vera Brühne

19.10.2017 um 17:44
Für mich steht schon seit langem fest, daß das Urteil falsch war. Den beiden Angeklagten wurden die Morde angehängt, weil ein Sündenbock benötigt wurde. Ermittlungen fanden erstmal nicht statt, es gab keine Obduktion, der Fall ging erstmal als erweiterter Selbtmord zu den Akten.
Eine Spurensicherung findet nicht statt, weder an den Kippen im Aschenbecher noch an den Schnapsgläsern auf dem Tisch oder anderswo. Auch bleibt die Obduktion der Leichen aus, die noch am Mittwoch zur Bestattung freigegeben werden.
Erst als die Finca ins Spiel kam, sah man plötzlich ein angebliches Mordmotiv und verurteilte VB und JF auf Grund von zwei obskuren Zeugenaussagen, verschob willkürlich den Todeszeitpunkt usw. Anträge auf Wiederaufnahme wurden abgebügelt und erst in dem Moment, wo das Ganze nicht mehr unter dem Deckel gehalten werden konnte, begnadigte Strauß VB plötzlich. Ein Schelm, der böses dabei denkt. ;)
1978 wird Strauß bayerischer Ministerpräsident. 1979 begnadigt er Vera Brühne - außergewöhnlich früh. In Zeitungsberichten wird darüber spekuliert, ob er damit einem erneuten Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens vorbeugen wollte, der inzwischen große Aussicht Erfolg gehabt haben dürfte.
Es bleiben viele Fragen offen, u.a. nach der Rolle von Karl-Helmut Schnell, der 1986 noch hoch im Kurs für das Amt des Staatssekretärs stand oder auch, warum sich Strauß dazu bemüßigt fühlte, unter Eid klarzustellen, daß er mit dem Mordfall nichts zu tun habe...


https://www.welt.de/vermischtes/article106410276/Fehlurteil-Justizskandal-die-letzte-Hexenjagd.html



Es gibt auch ein neues Buch - “Mordakte Vera Brühne” von Petra Cichos. Das Buch ist eine Zusammenfassung aller Akten, die sich im Staatsarchiv München befinden. Bisher waren die Akten gesperrt und wurden noch nicht ausgewertet. Es umfaßt die Ermittlungsakten, Verhörprotokolle, Gutachten usw.


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Der Fall Vera Brühne

19.10.2017 um 17:50
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Es gibt auch ein neues Buch - “Mordakte Vera Brühne” von Petra Cichos. Das Buch ist eine Zusammenfassung aller Akten, die sich im Staatsarchiv München befinden. Bisher waren die Akten gesperrt und wurden noch nicht ausgewertet. Es umfaßt die Ermittlungsakten, Verhörprotokolle, Gutachten usw.
@Photographer73
Ich hatte mal ein Taschenbuch über den Fall. Den Autorennamen weiss ich nicht mehr.

Ich glaube, darin wurde behauptet, dass VB unterschreiben musste, den Fall ruhen zu lassen?
Sie erhielt wohl eine bestimmte Geldsumme und verpflichtete sich im Gegenzug, über den Fall nicht mehr zu sprechen.

Oder war das eine Szene aus dem Spielfilm, den Eichinger produziert hat?


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Der Fall Vera Brühne

19.10.2017 um 18:09
@frauZimt

Keine Ahnung, darüber hab ich noch nichts gelesen. Wirklich erstaunen würde es mich nicht, es würde zu all den Ungereimtheiten passen, die dieser Fall so mit sich bringt. Denn eins ist klar, wenn das wirklich so gelaufen sein sollte, wäre das durch nichts zu rechtfertigen und hätte auch mit Rechtstaatlichkeit nichts mehr zu tun. Es kann aber auch sein, daß das eine "künstlerische Freiheit" von Eichinger im Film war, ich meine mich zu erinnern, daß es am Ende des Film eine Szene gab, in der VB das Gefängnis verließ und ihrem fassungslosen Anwalt klarmachte, daß sie nicht weiter auf eine Wiederaufnahmen drängen würde, sie abschließen wolle usw.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch das große sterben der Zeugen. Mehrere Zeugen zogen Aussagen zurück oder kündigten es an, verstarben dann unter ungeklärten Umständen. Die Rolle des BND ist mir auch nicht ganz klar, auch wenn es mittlerweile eigentlich als erwiesen gilt, daß Praun in dubiose Geschäfte verwickelt war. Ob die Brühne irgendwas davon wußte, ob sie jemanden deckte... ich glaube es eigentlich nicht. Auch gab sie irgendwann ein Interview, das müßte ich nochmal suchen.


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Der Fall Vera Brühne

20.10.2017 um 12:05
Wohl schon damals hat offenbar kaum jemand an die Schuld von Vera Brühne geglaubt, was für die Zeit doch eher bemerkenswert ist, weil man generell eigentlich nicht an Justizirrtümer, Ermittlungsfehler usw. glaubte und Juristen, Richter, Polizisten etc. als nahezu unfehlbar galten.

Das mag vielleicht aber auch damit zusammenhängen, dass Vera Brühne sehr souverän und mit gewissem Stolz auftrat, gutaussehend war und es nach landläufiger Meinung einfach nicht zu solch einer Frau passte, die "einen Mord auch gar nicht nötig hatte", aus finanzieller Sicht. Wenn man sich die Fotos ansieht, kann man das meiner Meinung nach auch nachvollziehen, dass sie in der Bevölkerung große Sympathien fand. Für die damalige Zeit sah eine Verbrecherin so nicht aus und brach irgendwann im Verhör unter dem Druck zusammen. Das traf bei ihr nicht zu, sie blieb standhaft und war auch nach der Haft nicht gebrochen. Aus heutiger Sicht ist das natürlich Quatsch, wer sieht schon so aus.

Ich erinnere mich, dass z.B. meine Urgroßmutter immer sagte, ""die Brühne hat das nicht getan". Da war sie mit ihrer Meinung wohl nicht die Einzige, und das auch aus den zahlreichen, plausiblen Gründen, die auch @Photographer73 anführt.


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Der Fall Vera Brühne

20.10.2017 um 18:31
@anniz

Wenn ich die damalige Presse lese, komme ich eigentlich zu dem Schluß, daß gerade ihre Standhaftigkeit, ihr Aussehen, ihre souveräne und stolze Haltung, gegen sie verwendet wurde. All das schürte sehr viel Neid, entsprach so gar nicht dem Bild einer anständigen Frau der damaligen Zeit. Sicherlich gab es auch Sympathisanten, aber viele sahen in ihr nur die Hexe, das "blode Gift", der männermordende Vamp. Selbst die Richter gingen so weit, ihre angeblichen Affären, ihr Sexualleben genüßlich auszubreiten. War einige Jahre vorher Rosemarie Nitribitt noch der große Skandal - wohlgemerkt ihre Art, ihr Verhalten, und nicht der Mord an ihr - war es nun die Brühne. Ich glaube, Ende der 50, Anfang der 60er Jahre, hatten es emanzipierte Frauen, die ihr Leben so lebten, wie sie es für richtig hielten, ohne sich durch Konventionen oder Normen abhalten zu lassen, generell nicht einfach. Vor Gericht sowieso nicht.
Zitat von annizanniz schrieb:Ich erinnere mich, dass z.B. meine Urgroßmutter immer sagte, ""die Brühne hat das nicht getan". Da war sie mit ihrer Meinung wohl nicht die Einzige
Oma hatte vollkommen recht. ;)


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Der Fall Vera Brühne

21.10.2017 um 02:07
Ob Oma wirklich Recht hatte? Ich hab da meine Zweifel. Es gibt Aussagen der Nachbarn, die keinen Belastungseifer erkennen lassen, die von Brüne einen Brief erhielten in dem sie ausführlich beschrieb was sie an dem Tag alles absolvierte an dem ihr Brötchengeber Frau Kloo erschossen und anschliessend Selbstmord begangen haben soll. Der sog. "Alibi-Brief" ging zu einem Zeitpunkt bei den Nachbarn ein an dem man noch keine Zweifel an der Selbstmord-These hatte.

Ein weiteres Alibi sollte ihr die Putzfrau ihrer Mutter geben:
Offenbar versuchte Vera Brühne, auch von der Putzfrau ihrer Mutter ein Alibi zu bekommen, denn Anna Krippeler sagt nun aus, Vera Brühne habe sie Ende April 1960 überreden wollen, bei der Polizei anzugeben, sie sei in der Nacht auf dem 15. April 1960 gegen 2.30 Uhr wieder in Bonn gewesen.
http://www.dieterwunderlich.de/Vera_Bruehne.htm

Im obigen Link wird auch auf den "blauen" Brief hingewiesen, der nach Ansicht der Anklage die Tat vorbereiten sollte. Er soll einen Käufer für die Villa in Spanien angekündigt haben, der am Tattag dann vorsprechen wollte. Sein angeblicher Name war Dr. Schmitz. Unter diesem Alias-Namen sollte sich der von Brühne manipulierte Ferbach, so der Staatsanwalt, verborgen haben. Mittels des Briefs erhielt er Zugang und dieser Brief lag dann auch neben der mit Genickschuss getöteten Frau Kloo.
Es wurde angenommen dass der Täter den Brief versehentlich liegen liess. Das halte ich für plausibel wenn man bedenkt dass ja noch das eigentliche Opfer Dr. Praun noch erschossen werden musste. Belastend für Brüne an diesem Brief war ihre Möglichkeit den Brief auf der betreffenden Schreibmaschine zu tippen.
Im Verhörprotokoll hört man dann immer wieder ihre Beteuerung von Brühne dass sie gar nicht mit einer Schreibmaschine umgehen könne und vorgelegte Schreibmaschinenschreiben mit ihrem Absender seien von ihrer Tochter getippt worden. wurden.
Auch scheint die Abfolge der Morde logisch. Für den Zugang das leichtere Opfer, also Frau Kloos töten um dann aus dem Hinterhalt in der Villa den Hausherrn zu ermorden. Wer erwartet denn beim Eintritt ins Haus einem Mörder gegenüber zu stehen? Vorsichtiger ist man doch, wenn man eine Türe nach aussen öffnet.

Ansonsten wird im Zeit-Artikel Vera Brühne auch bescheinigt dass sie tatsächlich Menschen in ihrer Umgebung für ihre Zwecke manipulierte. Ferbach dürfte einer dieser Menschen gewesen sein.


http://www.zeit.de/2001/22/Die_wahrhaftige_Luegnerin/komplettansicht

Es gibt also schon einige belastende Indizien, die auf Brühne als Organisatorin und Anstifterin der Morde hinweist.
Die ganzen Geheimdienstgeschichten hingegen halte ich für wenig glaubhaft, sind diese Herren doch grundsätzlich auf zweifelhaften Feldern unterwegs und für nicht wenige Jobs dort dürfte Grundvoraussetzung sein gut lügen, tarnen und täuschen zu können.

Da sind mir die Nachbarin oder die Putzfrau wesentlich glaubhaftere Zeugen! Noch etwas: Den Untersuchungsrichter oder Staatsanwalt habe ich nach Abhören der ersten drei Verhörprotokolle als sachlich fragenden Mann wahrgenommen, der aber aufgrund seiner Funktion die Antworten von Vera Brühne kritisch hinterfragte, zu Recht, wie sich später vielfach herausstellen sollte.


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Der Fall Vera Brühne

21.10.2017 um 09:41
@Buchfink
Ich glaube, dass Du recht hast. Es weist sehr viel - auch ohne die Sache mit der Todesstarre - auf die Täterschaft Brühnes hin.

Das Gericht hatte ja damals die Leichenstarre nicht der einzige Grund, sondern es war - wie der alte Spiegel-Artikel zeigt - nur ein reines AddOn:
Ironie für Münchens Justiz: Das Brühne-Urteil dürfte mithin über eine Passage kippen, welche die Richter damals in ihre Urteilsgründe gar nicht hätten hineinschreiben müssen. Was ihnen seinerzeit nur als zusätzliches Argument zur Abstützung ihrer Tatzeit-Theorie diente, war für ihre Tatversion im Grunde entbehrlich und geriet offenkundig nur deshalb in die Urteils-Feststellungen, weil die Richter es möglichst perfekt abfassen wollten, getreu der Devise des Vorsitzenden Seibert, das Urteil ruhe "auf vielen Säulen".
Aus
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41972665.html

Sprich es gab in Wirklichkeit ausreichend andere Indizien. Die Sache mit der Schreibmaschine ist auch ein solch schweres Indiz, wo es zumindest mir schwer fällt an andere Szenarien zu glauben.


Es gab eben auch noch zusätzlich andere Zeugen, die die angenommene Tatzeit belegen. Die Sache mit der Leichenstarre könnte natürlich diese Zeit widerlegen, aber hier entsteht eigentlich ein Problem wie mit den anderen Zeugen, derjenige, der die Leichenstarre festgestellt haben will, war auf diesem Gebiet ein Laie, ob er diese wirklich richtig diagnostiziert hatte, kann man daher bezweifeln.

Es gibt einfach zuviel andere Hinweise, welche die vom Gericht angenommene Tatzeit stützen.


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Der Fall Vera Brühne

25.10.2017 um 10:29
Das ist doch Quark. Eben nicht, denn der Todeszeitpunkt, die einzige Beweisaufnahme, die überhaupt stattgefunden hat, passt überhaupt nicht und auch der Rest beruht an Begründungen nur auf Vermutungen. Im Übrigen gab es eine Aussage des Belgiers in 1967, die Brühne entlastet.

Es ging mir in meinem Beitrag auch nicht darum, ob sie nun schuldig aussah oder nicht, sondern wie die Stimmung im Land war, nicht ob meine Uroma recht hatte oder nicht. Für einen Großteil der Bevölkerung mag dieses Urteil "gepasst" haben, weil es der Moral entsprach. Offenbar gab es eben doch jede Menge Menschen in der Bevölkerung, die dieser Indizienkette nicht glaubten, die letztendlich auch völlig zusammengebrochen ist.

@Photographer73 Du widersprichst Dir übrigens selbst, einerseits führst Du an, dass es ja sein könnte, dass Vera Brühne unschuldig war, dann schwenkst Du um, weil der Richter sachlich befragt hat. Was soll er denn sonst tun? Unsachlich werden? Das kommt davon, wenn man nur die Haupttreffer in Google liest...

Die Vernehmungsbeamten und Richter unterstanden der Bayerischen Landesregierung... Der Vergleich mit Rosemarie Nitribitt ist wohl sehr an den Haaren herbeigezogen, da ging es ja um genau das Gegenteil. Vergleichbarer ist später der Fall Ingrid van Bergen.


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Der Fall Vera Brühne

25.10.2017 um 12:44
@anniz

Also dass nur eine einzige Beweisaufnahme in dem Verfahren gegeben haben soll, verstehe ich nicht. Es sollen 117 Zeugen und mehr als zwölf Gutachter befragt worden sein. Da kann wohl von einer einzigen Beweisaufnahme kaum die Rede sein. Bekannt ist die Sache mit der Uhr, die Beobachtungen der Nachbarin und des Bundesbahnbediensteten, welche die vom Gericht angenommene Zeit stützen.

Nein, die Sache mit der Leichenstarre war nur ein AddOn, der zur Begründung des Urteils eigentlich überhaupt nicht erforderlich war.

Und ist es ist ganz normal, sich falsche Alibis zu verschaffen (vom Zahnarzt und der Putzfrau), ausgerechnet für Zeitpunkte, wo man eigentlich überhaupt nicht wissen konnte, dass das der vermutete Todeszeitpunkt war? Das zeugt von Täterwissen schon zu einem frühen Zeitpunkt, wo man sogar noch von einem erweiterten Suizid ausging.

Sehr schwerwiegend war auch die Benutzung einer Schreibmaschine, es war die eines Untermieters Brühnes, der diese nach der Examensarbeit entsorgt hatte. Hier muss man sich schon fragen, wie taucht dann ein Schreiben geschrieben mit dieser Maschine in 600km Entfernung auf und zwar am Tatort?

Die "Stimmung" im Lande sollte möglichst keinen Einfluss auf das Urteil haben, ist daher eher belanglos.

Es gibt also eine genügende Anzahl an belastenden Hinweisen für die Täterschaft Brühnes. Von einem Zusammenbruch dieser Indizienkette kann ich eigentlich nichts erkennen.


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