@SnowCrash Ich versuche, eine Zeittafel für den 3.5.1965 und die Tage danach nach den vorliegenden Erkenntnissen vorzulegen. Vorab möchte ich allen Forumsteilnehmern zu diesem Fall mitteilen, dass ich noch heute, also nach fast 50 Jahren, neue Informationen sammeln und unterlegen kann. Aufgrund neuester Erkenntnisse, wird es immer wahrscheinlicher, dass die damaligen Ermittler (dafür spielen mehrere Faktoren eine Rolle, z. B. keine modernen Hilfsmittel) einiges übersehen haben bzw. nicht dem eigentlichen Fall zuordneten.
Zur Zeittafel:
3.5.1965, ca. 14 Uhr 30:
Josef G. lässt sich vom Fahrer der Rheinischen Hypothekenbank zu seiner Wohnung in die Erzbergerstraße 5, Mannheim, fahren. Er ist aber spätestens nach 3 Minuten wieder beim Auto, kann sich also gar nicht in die Wohnung begeben haben. Der Chauffeur bringt ihn anschließend zur Deutschen Bank in Mannheim, die J. G. kurze Zeit später mit einem Kuvert verlässt. Weiter geht die Fahrt zur Badischen Bank, der er Tage zuvor Pfandbriefe in Höhe von DM 40.000 verkauft hat. Dann lässt sich J. G. wieder zur Rheinischen Hypothekenbank, also seinem Arbeitgeber fahren. Genau zu dieser Zeit, kurz nach15 Uhr 30 wird Inger G. das letzte Mal gesehen, und zwar von der Hausmeisterin im Flur - Frau G. sei zum Weggehen angekleidet gewesen sein. Das Privatauto der G. (ein Opel Kapitän stand untertags meist Frau G. zur Verfügung) war auf Inger G. zugelassen.
3.5.1965, ca. 16 Uhr:
Das Ehepaar G. verschwindet aus der gemeinsamen Wohnung in der Erzbergerstraße 5.
4.5.1965, ca. 9 Uhr 30:
Josef G. meldet sich telefonisch bei seinem Arbeitgeber und gibt an, dass er wegen eines technischen Gebrechens auf der Autobahn festsitze.
7.5.1965:
Ein Prokurist der Rheinischen Hypothekenbank meldet sich bei der Kriminalpolizei und setzt diese vom Fernbleiben des Josef G. von seinem Arbeitsplatz in Kenntnis. Verdacht einer Selbsttötung wird geäußert. Die Wohnung wird noch am selben Tag erstuntersucht, es findet sich aber nichts ungewöhnliches.
8.5.1965:
Der Vater von Josef G. erklärt seinen Sohn als vermisst. Die Wohnung wird im Beisein der Schwester von J. G. neuerlich geöffnet. In einer Schublade finden sich 15.000 DM.
10.5.1965, kurz nach Mitternacht:
Mitbewohner des Hauses Erzbergerstraße 5 hören verdächtige Geräusche, in der Wohnung des Ehepaares G. muss sich jemand aufhalten.
10.5.1965, 2 Uhr 40:
Josef G. verursacht mit dem Opel Kapitän seiner Frau auf der BAB von Mannheim in Richtung Karlsruhe bei der Abzweigung nach Karlsruhe einen Verkehrsunfall. Nach einem Schleudermanöver landet das Fahrzeug im Graben und fängt Feuer. Minuten später sind zwei Polizeibeamte am Unfallort und verständigen die Feuerwehr, die das Fahrzeug löscht. Der Fahrer des PKW weist sich als Josef Gaum aus, ein Alkotest verläuft negativ und J. G. wird vom Abschleppdienst nach Mannheim gefahren. Kurz vor Mannheim gibt er an in Mannheim-Lindenhof zu wohnen, in der Nähe der Speyerer Straße steigt J. G. aus.
11.5.1965:
Josef G. erwirbt in Stuttgart unter dem Namen Philipp Baum einen gebrauchten FIAT 1800 um den Betrag von DM 3.250.
12.5.1965:
Erneut Nachschau in der Wohnung des Ehepaares Gaum. Es wird festgestellt, dass die DM 15.000 verschwunden sind.
16.5.1965:
Josef G. mietet sich unter dem Namen Philipp Baum in einer Pension in Ramsberg/Hippach im Tiroler Zillertal ein.
30.6.1965:
Josef G. mietet sich als Dr. Herbert Braune in Volders/Tirol sein. Dort lernt er wenige Tage später im Gasthof zur Post eine Kellnerin kennen mit der er Ende Juli nach Tarrenz/Tirol zieht.
16.12.1965:
Josef G. verabschiedet sich von seiner Freundin in Richtung Zürich.
23.12.1965:
Josef G. meldet sich noch einmal telefonisch in Tarrenz und kündigt seine Rückkehr für Heilig Abend an. Um 15:00 Uhr spricht Josef G. bei der Schweizerischen Bankgesellschaft in Rorschach vor und weist sich mit einem Reisepass ltd. auf Josef Gaum aus. Er will DM 15.300 von der Badischen Bank beheben. Der Bankangestellte weist darauf hin, dass er zuerst Rückrufen muss. Josef G. verlässt die Bank und nimmt eine Stunde später telefonisch die negative Antwort des Schweizer Bankangestellten entgegen. Josef G. erwidert, er werde persönlich mit der Bank in Deutschland in Kontakt treten.
Gegen 22.00 Uhr wird in Mehrerau, in einem Waldgebiet bei Bregenz, ein brennendes Fahrzeug entdeckt, die Nummerntafel sind abmontiert. Später wird festgestellt, dass es sich um den FIAT 1800 des Josef G. alias Philipp Baum handelte.
28.3.1966:
Aus dem Bodensee (Hafenbecken von Bregenz) wird eine zunächst unbekannte männliche Leiche gezogen. Die Leiche wird einen Tag später in Bregenz obduziert und als Unbekannter bestattet. Erst Monate später veranlasst Interpol Wien eine neuerliche Untersuchung - der Leichnam wird exhumiert und neuerlich untersucht: Es steht fest, der Tote ist Josef Gaum.
Weitere Rechercheergebnisse folgen.