Rhea_Lee_Tate schrieb:Wenn Dein Engagement von aeusserlicher Resonanz abhängig ist, solltest Du vllt ueber einen Berufswechsel nachdenken.
Ich bin seit fast zwei Jahren aus der Pflege und das unter anderem wegen einer Resonanz. Außerdem bezog sich das auf mein Engagement hier, nicht in der Pflege, in der ich immer sehr gerne gearbeitet habe. Aber irgendwann ist halt auch hier der Zenit erreicht, wenn Körper und Seele schlappmachen.
Das "Elend" der Patienten hat mich nie abgehalten und ich habe hier viele wertvolle Kontakte geknüpft. Jedoch waren es eben meine körperlichen "Zipperlein" (Bandscheiben und Arthrose) und letztlich auch das Verhalten meines Arbeitgebers bei Übergriffen durch Patienten, was mich aus der Pflege "getrieben" hat. Wenn man mal beinahe durch einen Patienten vergewaltigt wurde und der AG nichts anderes zu sagen hat, als "Mei, da stehen Sie doch drüber. So schlimm wird's schon nicht gewesen sein. Sie wussten doch, was auf Sie zukommt, als Sie in die Pflege gingen." und das aus dem Mund einer Frau. Sorry. Das war's.
renasia schrieb:warum lässt man jemand dementen alleine, warum lässt msn ihn alleine Rad fahren?
Wo waren Familie, Pfleger oder Betreuer?
Also du siehst, das man nicht schreibt, heißt nicht unbedingt, das man nicht drüber nachdenkt.
Es ist einfach, die Verantwortung anderen zuzuschieben. "Wo wart ihr? Hättet ihr aufgepasst, wäre es nicht passiert." Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das ist oft einfacher gesagt, als getan. Es reichen fünf Minuten, in denen man die Wäsche macht, dass sich ein an Demenz Erkrankter wegschleicht. Es reicht eine (!) Minute, in der man sich als Pflegekraft einem anderen Patienten zuwendet; weg ist der Patient.
Man KANN NICHT 24Std. neben einem Menschen sitzen und ihn bewachen. Auch wenn das immer viele wollen, aufgrunddessen gibt es ja soviele ungenehmigte Freiheitsentziehungen und Fixierungen...mal ans Bett fixiert...oder mal in den Fixierstuhl gesetzt. Ja nicht, frei herumlaufen lassen, sonst passiert doch noch etwas...läuft weg, stürzt vielleicht. Das darf nicht passieren. Sorry, mein Sarkasmus dahinter.
Aber niemand von uns würde sich 24Std. irgendwo fixieren lassen...aber bei einem Dementen wäre es in Ordnung, unter dem Deckmantel des Selbstschutzes?
Wie gesagt, ich habe es nicht nur einmal erlebt. Und selbst wenn man zu dritt auf Station ist...irgendwann MUSS man einen Rundgang machen und hat nicht alle Patienten im Blick...bei 24 Patienten, reicht eine Glocke aus, um die Aufmerksamkeit auf den Läutenden zu lenken...sollte ich dann zuerst den dementen Patienten fixieren? Das darf ich gar nicht. Erst recht nicht, wenn keine Selbstgefährdung vorliegt und kein richterlicher Beschluss. Bin ich dann wirklich gezwungen 24Std. auf denjenigen aufzupassen und meine anderen Patienten zu vernachlässigen?
Oder als Ehefrau? 24Std. wach bleiben? Ständig neben dem Ehemann sitzen oder herlaufen, damit er nicht weglaufen kann? Wie stellt man sich das vor? Zudem Demenz sich jeden Tag anders zeigt und oftmals einen unbemerkten Schub hinlegt...es reicht schon aus, dass einmal zu wenig getrunken wurde und schon tritt sie massiver auf.
Das ist in diesem Thread OT, definitiv. Aber es ist immer ganz einfach zu fordern, wenn man nicht selbst in der Situation steckt.