@Thalassa was die "Verwirrtheit" angeht, kannst du schon recht haben. Ich denke mal, man muss sich das in etwa so vorstellen. Monika Böttcher und Reinhard Weimar stammten nun mal, wie man so schön sagt, aus der "hessischen Provinz", was gar nicht negativ gemeint. Dann kommt dazu, dass die spätere Frau Weimar noch anders sozialisiert worden ist. Sie hat mit 20 Jahren den Mann aus dem Nachbardorf geheiratet, weil sie versorgt sein wollte und es damals nicht angesagt war, irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Man muss sie sich damals wohl als recht einfach gestrickte, junge Frau vorstellen. Jemand ohne große eigene Willensbekundung und Selbstvertrauen, der geführt werden möchte. Das hat sich dann im Laufe der Jahre geändert.
Und auch nur in diesem Rahmen wäre es für mich denkbar, dass sie ihren Mann gedeckt hat. Da waren Schuldgefühle, weil sie ihn betrogen hatte und wahrscheinlich auch der Gedanke: "Ich habe ihn dahin gebracht, das zu tun. Also muss ich ihn schützen."
Erst als man sie selbst beschuldigt hat, ist sie eingebrochen.
Logisch ist diese Nachtversion nicht nachvollziehbar. Aber, und so sagt es in dem ARD-Film auch die Gerichtspsychiaterin, handelt der Mensch in absoluten Ausnahmesituationen eben nicht immer logisch.
Es gibt Indizien, die für und gegen eine Täterschaft der Mutter sprechen.
Was dafür spricht, ist der Mageninhalt der Kinder. Dort wurden nämlich Kakao- und Weizenspuren gefunden. Schwer anzunehmen, dass diese verbliebene Mahlzeit nicht vom Frühstück stammte. Also hätten die Kinder morgens noch gelebt, demnach könnte es nur sie gewesen sein. Klar hätten die beiden Kinder auch noch nachts aufgestanden sein, aber wie wahrscheinlich ist, dass zwei 5- und 7-Jährige zwischen 12-1 Uhr nochmals aufstehen und Brötchen/Brot mit Nutella essen und/oder Kakao trinken?
Eher für ihn als Täter spricht, dass die Unterwäsche der Mädchen sauber war. Wie bekannt ist, nässen viele Opfer anscheinend ein. Dass wiederum würde heißen, dass sie umgezogen worden sein müssen. Dann wohl eher vom Vater in der Nacht im Kinderzimmer als von der Mutter am Tatort.
Was so ziemlich vertrackt an der ganzen Geschichte ist, das sind die Zeugen. Es muss eine Nachbarschaft gewesen sein, in der man sich gerne mal in die Zimmer geschaut hat den moralischen Zeigefinger für sich entdeckt hat. Will sagen, es gab zwei Fraktionen. Die eine, und das war Frau Weimars Familie mit Schwester, Mutter und Großmutter, hielt zu ihr, die andere zu Herrn Weimar - auch bei der entscheidenden Frage, wann die Kinder zuletzt gesehen wurden?
Bei einem Zeugenpaar kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen: Ein älteres Ehepaar, zu Gast bei der Herrn Weimar wohlgesonnenen Nachbarschaft, will sie morgens auf dem Weg zum Bahnhof gesehen haben. Warum sollten die lügen?
Für die Nachtversion wiederum spricht, dass weder die Sandalen noch die Kleidung der Kinder Sandspuren aufwiesen. Kann man nun davon ausgehen, dass die Nachtversion und die Täterschaft des Vaters stimmt?
Monika Böttcher ist seit 2006 frei und arbeitet anscheinend in Frankfurt/M. und möchte sich nicht mehr öffentlich äußern. Was Herrn Weimar anbetrifft, so habe ich mal folgendes gehört, kann aber die Queller nicht mehr belegen: Er wohnt wieder zu Hause bei seinen betagten Eltern. Zu deren Lebzeiten werde er nichts mehr sagen. Sofern er der Täter sei, werde er erst etwas sagen, wenn sie tot sind.