EdgarH schrieb:THESE: wir sind uns alle irgendwie einig, dass Lake B. mit der Verkleidung eine Tat war, die so verübt wurde, dass am Ende wenigstens ein Überlebender in der Lage wäre, über die Verkleidung und Tatbegeheung zu berichten.
Wir dürfen dabei auch von einem weiteren Aspekt ausgehen, nämlich dass die Verkleidung nicht nur für Schrecken und Horror sorgen sollte (erst mal bei den/dem mutmaßlich eingeplanten Überlebenden und dann - aufgrund deren/dessen Bericht - via Medien in der Bevölkerung), zum "Ruhme" des Zodiac, nein, sie sollte natürlich - für den Fall des Falles - auch seine Identität schützen, und zwar nicht nur ggü. den Opfern (diesbzgl. besteht sowieso Einigkeit) sondern vermutlich auch, falls ein Dritter (also eigentlich Vierter
;) ) unverhofft Zeuge des Mord(versuch)s wird.
Ich denke diesbzgl. dürfte ebenfalls Konsens bestehen, also dass die Maskerade auch ggü. etwaigen unerwarteten Zeugen Schutz bieten sollte, um unerkannt bleiben zu können.
Was hier allerdings auffällt: Die ungewöhnliche Maskerade als Henker konterkariert dieses Ansinnen in gewisser Weise. Um Furcht bei den als Opfer ausgewählten einzuflößen ist sie zwar genau richtig, und um diesen (sowie Dritten) ggü. die Identität zu wahren sowieso.
Um ansonsten möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erzeugen ist sie aber vollkommen ungeeignet, da man schon auf eine gewisse Entfernung sehen kann, dass "mit dem Typen" etwas nicht stimmt (eine Strumpfmaske etwa wäre da sicher unauffälliger gewesen). Wer den zufällig bemerkt, schaut möglicherweise genauer hin ...
Zodiac muss also abwägen - zwischen Schutz, Horror und Unauffälligkeit, wobei sich vor allem Horror und Unauffälligkeit schwer unter einen (Henkers-) Hut bringen lassen.
Die Identität schützt die Maskerade natürlich trotzdem, wobei irgendwann muss er sie natürlich abnehmen, was auch mit einem gewissen Risiko verbunden ist dabei gesehen zu werden, womöglich ohne es überhaupt zu bemerken. Und wenn er mit so einem Aufzug den Tatort Richtung Auto verlässt und unterwegs - noch die Maske auf oder auch "nur" in der Hand haltend - gesehen wird, dann erzeugt das Aufmerksamkeit, die ihm nicht willkommen sein.
Im Übrigen hat unser "Herr der Sklaven" eines nicht bedacht, dass der Henker nämlich ein Henkers
knecht ist, was der angestrebten Überlegenheit eines "Sklavensammlers" eklatant widerspricht (wobei mir nicht bekannt ist, ob es eine dem "Henkersknecht" vergleichbare Begrifflichkeit im Englischen gibt, auf die Schnelle würde ich sagen nein, der Fakt bleibt aber bestehen - der Henker ist nur der Ausführende, also nicht derjenige, der das Todesurteil ausspricht).
Kann das einen psychologischen Rückschluss zulassen und wenn ja welchen? Könnte es Ausdruck eines zwanghaften Tötens sein, dass letztlich nicht selbstbestimmt ist, weil es aus einem inneren, undwiderstehlichen Zwang heraus erfolgt? Hat er nicht in einem seiner Schreiben dies sogar angedeutet und um Hilfe gebeten? Ja, hat er!
Ich glaube jedenfalls nicht, dass einer nur tötet um in die Zeitung zu kommen, ich sehe das eher wie bei Dennis Rader aka "BTK", dem ging es sehr wohl und primär um's Töten, das Kokettieren mit den "Cops" war "nur" das Sahnehäubchen, wobei die Gier nach Sahne bei Zodiac offensichtlich größer und bedeutsamer war als bei einem BTK.
EdgarH schrieb:Die Tat wird mit dem Messer begangen, sie weicht ab vom bisherigen Shooting Muster. Warum? Dazu gibt es hier ja auch viele Standpunkte, die dies mit anderen Ereignissen in Verbindung bringen, aus denen sich grds. folgern lässt, dass Z. viel tun "muss", um seine Publicity zu steigern.Ich will das ganz bewusst hier nicht beurteilen, weil das für mich spekulativ ist, wenngleich es für mich durchaus plausibel klingt,
Yep, klingt plausibel und wurde schon oft genug dargelegt, darf daher als hinlänglich bekannt gelten.
;)EdgarH schrieb:TAT: wenn diese These wie o.g. zutrifft, dann gibt es einen erkennbaren Widerspruch. Der Täter tritt den Opfern gegenüber in keiner Weise so auf, obwohl von den Opfern ja wenigstens eines überleben müsste, um von Verkleidung und Tat zu berichten, als wäre die Weitergabe seiner Zodiac- Identität das wichtigste. Er bekennt sich ihnen gegenüber nicht als Zodiac, er gibt sich als entflohener Häftling aus einem anderen Bundestaat aus. Er streut also einen völlig parallele Legende.
Eine parallele Legende respektive ein Widerspruch, der im Zweifel sogar noch dazu führt, dass angezweifelt wird ob LB eine echte Zodiac-Tat ist, was "in der Szene" tatsächlich immer wieder in Frage gestellt, Stichwort "copy-cat", und die Ausbrechergeschichte ist doch eher geeignet, diese Skepsis zu befördern.
Wobei die Frage für einen Nachahmer letztlich genau so gilt: Warum der Zodiac sein wollen, es aber nicht kund tun sondern stattdessen die Räuberpistole vom Gefängnisausbruch zum Besten geben? Einem "copy-cat" traut man aber eher zu, Hemmungen zu haben sich als Zodiac auszugeben, als dem "Original". Womit wir wieder bei dem Punkt sind, dass diese Geschichte die Glaubwürdigkeit Zodiac zu sein tendenziell eher untergräbt, ob nun Original oder Nachahmer, das Problem haben beide.
EdgarH schrieb:FRAGE: wie passt das zu dem angeblich über allem stehenden Verlangen/ Vorgehen, das von Anfang an planvoll angelegt war, dass der Zodiac der ganzen Welt mit einer absolut krassen Tat zeigen wollte, dass er der gefährlichste Killer von allen ist? In meinen Augen passt das eben gar nicht. Der Zodiac weiß eben - wie ich schrieb- bis zur endgültigen Tat gar nicht, ob er die Tat als "Zodiac" begehen soll, ob er überhaupt eine Tat begehen soll, ob er die Opfer töten soll, oder "nur" verletzen etc.
Und ob er sie wirklich mit dem Messer töten soll oder doch mit der Schusswaffe.
Laut Zeugenaussage BHs hat Zodiacs Hand mit dem Messer in selbiger gezittert und er war zunächst ungeschickt damit, also bevor er das erste mal zu stach. Ich denke trotzdem, dass Zodiac bereits im Vorfeld vor hatte diesmal mit dem Messer zu töten, aber wie Du schon beschrieben hast
@EdgarH, es hätte auch ganz anders kommen können ......
Bildquelle:
https://www.zodiacciphers.com/zodiac-news/category/lake%20berryessa%20attack