In den betroffenen Landschulheimen und Umgebung wird nicht gerne über die Fälle gesprochen da dies finanzielle Einbussen mit sich zieht und die Gäste ausbleiben....
Hier mal ein Bericht.
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Der unheimliche Besucher
In der Nähe von Bremen geht ein Kindermörder um. Porträt eines Landstrichs in Angst
Vier Männer und eine Frau biegen mit dem Wagen, aus Richtung Bremen kommend, von der Hauptstraße links ab. Sie fahren über einen Feldweg bis zu einer Gruppe von Flachbauten im Wald. Neben dem Tiergehege vor der Haustür steigen sie aus. Einer hält einen Packen Zettel in der Hand und eine Landkarte, ein anderer eine Kamera. Sie blicken durch eines der vielen Fenster, die auf Hüfthöhe in die Wände eingelassen sind. Es sind Drehfenster, die in der Längsachse kippen. Man könnte mühelos hineinklettern. Die Besucher blicken nur durch dieses eine Fenster. Sie gehen um das Haus herum zu dem Spielplatz dahinter, wo der dichte Wald sich ein wenig öffnet. Sie inspizieren die Terrasse, die in die Kellerräume führt. Sie lugen durch die Scheiben. Dann gehen sie zurück zum Auto. Sie steigen ein und fahren weg.
Kurz darauf kommt ein zweiter Wagen. Eine junge Frau steigt aus. Im Haus beginnt ein Hund zu bellen. Er schlägt mit den Pfoten gegen eine Wand, immer wieder. Es hört sich an, als hämmere ein Mensch gegen eine Tür. Als brauche jemand Hilfe. Die Frau schließt auf und geht hinein.
Die Frau heißt Dörte Brinkmann, sie ist die Leiterin des Schullandheims Wulsbüttel. Sie hat sich in einem der Gebäude aus den sechziger Jahren ein gemütliches Wohnzimmer eingerichtet, mit Sofa, Fernseher, großem rundem Holztisch. Sie wohnt hier mit ihrem Mann. Sie weiß nicht, dass Beamte der Soko Dennis da gewesen sind, wieder einmal. Die Sonderkommission der Polizei sucht den Mörder von Dennis Klein, neun Jahre alt, entführt aus dem Heim, im September. Wahrscheinlich stieg er durchs Fenster ins Zimmer des Jungen. Dennis wurde zwei Wochen später gefunden, erstickt.
Heute brachte die Soko einen englischen profiler mit, der Tatorte vergleicht. Sie sucht nach Ähnlichkeiten mit anderen Mordfällen, denn der Täter hat keine Spuren hinterlassen. Sie tut ihre Arbeit, ohne dass die Öffentlichkeit viel davon erfährt. Sie sucht Dennis' Mörder seit einem halben Jahr.
Wenn sie abends aus dem Haus geht, nimmt sie den Spieß mit
Dörte Brinkmann ist eine kräftige Frau mit dichten blonden Haaren. Sie ist 28 Jahre alt, ein paar Dörfer weiter geboren. Sie redet schnell, nimmt sich kaum Zeit zum Atemholen. Sie sagt: »Ich hoffe, dass ich dieses Jahr überstehe.« Wenn sie abends rausgeht, um die Gänse zu füttern, holt sie zuvor einen Holzspieß, eine Taschenlampe und den Hund. Sie sagt, dass sie Angst hat. Sie meint auch: Angst um ihren Job.
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